Deutsche Ski-Asse enttäuschen - Fill holt erste kleine Abfahrts-Kugel nach Italien
Der Südtiroler Peter Fill erlebte in St. Moritz zunächst einen Horror-Tag - am Ende aber flossen Freudentränen. Warum die deutschen Athleten bei den Abfahrten enttäuschten.
Nach einem "Horror"-Start ins Weltcup-Finale feierte der neue Abfahrts-König Peter Fill doch noch ein tränenreiches Happy End. Für die deutschen Skirennfahrer überwog bei den Überraschungs-Tagessiegen von Beat Feuz und Mirjam Puchner in St. Moritz hingegen der Frust. Sowohl Andreas Sander als auch Viktoria Rebensburg verpassten am Mittwoch in ihren Abfahrten die Punkte. Nachdem der Ennepetaler bei schweren Verhältnissen nur auf Rang 17 gelandet war, schied die deutsche Vorzeige-Athletin sogar aus. "Es hat nicht sollen sein", meinte Sander und resümierte damit den deutschen Auftakt.
Erste Abfahrts-Kugel für Italien in der Weltcup-Geschichte
Die Erfolgsgeschichten schrieben im Oberengadin andere. Allen voran der Südtiroler Fill, der sich durch einen zehnten Rang zum Gewinn der Disziplinwertung zitterte - und das im wahrsten Sinn: Völlig verdattert stand der 33-Jährige nach seiner mäßigen Fahrt im Ziel und wusste nicht, ob der Platz für die kleine Kristallkugel reichte. Erst nach quälend langen Sekunden und einem Signal von seinen Betreuern konnte Fill erlöst laut aufschreien und die Fäuste ballen. Sieger Feuz riss ihn voll Euphorie zu Boden, dann flossen reichlich Tränen.
"Ich bin brutal glücklich", sagte der Routinier, der erstmals in der Weltcup-Historie bei den Männern eine Abfahrtskugel nach Italien holte - und froh ist, dass diese Saison endlich vorbei ist. "Ich bin schon seit ein paar Wochen ziemlich nervös. Ich wusste, was auf dem Spiel stand", berichtete der Südtiroler. "Für mich war der Tag fast ein Horror."
Seit Kitzbühel im Januar, wo er seinen zweiten Weltcupsieg gefeiert hatte und zum Kandidaten für die kleine Kristallkugel aufstieg, jagte er den inzwischen verletzten Aksel Lund Svindal an der Spitze. Am Ende distanzierte Fill den Norweger um 26 Punkte. Dabei schien der Familienvater nach mauen Jahren schon weg von der Weltspitze. Dann fand er zu altem Speed zurück und krönte sich als Kitzbühel-Sieger und dann mit der Kristallkugel. "Das war mein größter Wunsch."
Auch Tagessieger Feuz feierte vor seinem Publikum einen überragenden Abschluss einer Saison, die mit einem Achillessehnen-Teilabriss kaum schlechter hätte beginnen können. Noch im Januar habe er gar nicht gewusst, ob er überhaupt noch einmal angreifen könne in dem Winter, sagte Feuz. Er gewann vor dem Amerikaner Steven Nyman und Erik Guay aus Kanada.
Top-Fahrerinnen hatten bei schlechter Sicht kaum eine Chance
Bei den Damen feierte Puchner ihr erstes Weltcup-Podest, und dann gleich mit dem Platz ganz oben. Sie setzte sich vor Fabienne Suter aus der Schweiz und die Italienerin Elena Curtoni durch. "Ich war so nervös", erzählte die erst 23-jährige Österreicherin im ORF.
Weil die Top-Fahrerinnen mit hohen Startnummern bei der schlechten Sicht kaum Chancen hatten, bescherte Puchner den Österreichern just im letzten Saisonrennen den ersten Abfahrts-Sieg. Als Siegerin der Gesamtwertung stand schon länger die verletzte Amerikanerin Lindsey Vonn fest, die zur Pokal-Übergabe dennoch in die Schweiz gereist war.
Von Podien oder Pokalen waren die deutschen Sportler weit entfernt. "Im Endeffekt habe ich mir vorgenommen, voll anzugreifen", sagte Rebensburg im ZDF. "Um das zu tun, muss man ans Limit gehen und riskieren. Das habe ich versucht zu machen. Es ist aber nicht aufgegangen." Sander haderte: "Ich bin wirklich stinksauer auf mich selbst." Beide wollen sich im Super-G am Donnerstag revanchieren. (dpa)
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