Die Tücken der neuen Biathlon-Saison
Eigentlich klingt es ganz einfach: Langlaufen und schießen. Doch auf die Biathleten wartet eine ungewohnte Herausforderung.
Biathlon sieht so einfach aus: Die Scheiben abräumen und dann durch den Wald sprinten. Zack, fertig ist der Weltcup-Sieger. Doch ganz so einfach ist es nicht. Dem Athleten schießen zig Gedanken durch den Kopf. Habe ich mein Rennen gut eingeteilt? Wie stark bläst der Wind am Schießstand? Warum läuft der Kerl/die Frau da neben mir plötzlich so stark? Manchmal ist es schwieriger den eigenen Kopf als den Kontrahenten zu besiegen. Die Deutschen wissen das inzwischen. Neben 80 Millionen Fußball-Bundestrainern gibt es zwischen Flensburg und Füssen längst ebenso viele Biathlon-Experten. Das Fernsehen mit Superduper-Zeitlupe und Dahlmeier-Expertise hat uns längst zu einem Volk von Fachleuten gemacht, obwohl noch kaum einer je ein Gewehr in der Hand gehalten hat.
Die Biathlon-Saison beginnt in Finnland
Längst kann die Sekretärin die Favoriten von Johannes Thingnes Bö bis Dorothea Wierer schneller aufsagen als der Sportredakteur. Am Wochenende beginnt die neue Saison in Kontiolahti, dort wo sich Polarfuchs und Schneehase Gute Nacht sagen und wo es mittags nur unmerklich heller ist als zu Mitternacht. Die Skijäger sind es gewöhnt, zum Auftakt in den Norden zu reisen. Und doch wird es keine Saison wie jede andere.
In Finnland nahm das deutsche Team lieber den Bus als das Flugzeug, um vom Trainingslager zum Weltcup-Auftakt zu reisen. Corona zwingt auch die Loipenstars in neue Wege. Wobei durch das Virus nicht alles schwieriger wird, wie jetzt Arnd Peiffer gestand. Beim Laufen sind die rufenden und Kuhglocken schwenkenden Massen ein Verstärker der Emotionen. Doch im Schießstand kann die euphorisierte Biathlon-Gemeinde zum Zittermann am Anschlag führen. Wenn er nahe seiner Heimat in Oberhof vier Mal daneben schießt, sind die Millionen an den Fernsehschirmen nicht so schlimm wie die 20 000 Fans, die ihm da gegenüberstehen. Da schäme er sich, gesteht der Sprint-Olympiasieger von Pyeongchang ein.
Was würde Beckenbauer als Biathlon-Trainer raten?
In solchen Momenten wünscht man dem 33-Jährigen, dass der Fußball-Kaiser als Trainer einen Abstecher zu den Skijägern gemacht hätte. Beckenbauer würde franzeln: Gehts raus und schießts einfach. Und laufts a bisserl.
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