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Fußball
08.07.2015

Ein Jahr nach dem WM-Sieg: Was von dem Triumph bleibt

Der WM-Pokal hat bei Joachim Löw Lust auf mehr Titel entfacht.
Foto: Marcus Brandt (dpa)

Vor rund einem Jahr gewann die deutsche Nationalelf den WM-Titel. Wer noch heute davon profitiert und was das 7:1 der Deutschen über die Brasilianer im Gastgeberland ausgelöst hat.

Alles war so unwirklich. Fast klischeehaft. Als habe Disney plötzlich den Fußball entdeckt. Die Sonne lachte über dem Berg Corcovado, auf dem die berühmte Christus-Statue steht, und in der Dämmerung dieses Fußballspiels flankte André Schürrle von links und Mario Götze schoss mit links. Schürrle, Götze, diese beiden Namen werden fortan genügen, um eine der fabelhaftesten deutschen Fußball-Geschichten zu erzählen. Mehr Happy End geht nicht, denn nie ist ein WM-Finale schöner entschieden worden als an jenem Abend im Maracanã von Rio de Janeiro. Aber auch dieser Endspiel-Erfolg der deutschen Nationalelf gegen Argentinien war nur ein Fußballspiel, das irgendwann vorbei war.

So viele wie nie zuvor: Der DFB zählt 6,9 Millionen Mitglieder

Ein Jahr liegt die Weltmeisterschaft in Brasilien nun zurück, aber die Strahlkraft des vierten deutschen WM-Titels hält an. Gerade erst hat der Deutsche Fußball-Bund eine Statistik veröffentlicht. Der Verband zählt nun 6,9 Millionen Mitglieder, so viele wie nie zuvor. Seit der Nacht von Rio sind 37223 dazugekommen. Hauptverantwortlich für diesen Anstieg sei „unsere Nationalmannschaft“, sagt der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Wolfgang Niersbach.

Dieses Team ist ein Fundament, auf dem fleißig gebaut wird. Im Herbst eröffnet in Dortmund das Deutsche Fußball-Museum, ein 36-Millionen-Euro-Projekt, in dem auch Götzes Finalschuh zu sehen sein wird – neben allerlei anderen schweißgetränkten Devotionalien der Fußball-Historie. Dann ist da noch die geplante DFB-Akademie auf der Galopprennbahn in Frankfurt. Ein ehrgeiziges Projekt für 89 Millionen Euro, das gerade einen Bürgerentscheid in der Bankenmetropole überstand, weil die Gegner das nötige Quorum verpassten.

Mitte Juni, das Nationalteam, das jetzt auf Geheiß einer neuen Marketingstrategie nur noch „Die Mannschaft“ heißt, hat gerade in einem Testspiel gegen die USA verloren, steht André Schürrle, der Flanken-Schürrle, im Bauch der Kölner Arena. Ein turbulentes Jahr liegt hinter ihm, der Wechsel vom FC Chelsea zum VfL Wolfsburg hatte noch nicht den erhofften Effekt. „Es war schwierig für mich, sowohl körperlich als auch mental“, sagt Schürrle.

Erstmals seit der WM hat er nun richtig Zeit zum Durchatmen, er glaubt, dass er aus seiner kleinen Krise „gestärkt hervorgeht“. Wenn er zurück an die Tage in Brasilien denkt, dann funkeln seine Augen mehr als die kleinen Brillanten im Ohr. „Es war einfach eine geile Zeit“, sagt der Offensivspieler, „jedes Mal, wenn ich an die WM denke, wird es emotional, weil es einfach eine so schöne Zeit war da in Santo André. Es war ein super Zusammenhalt, alles hat gepasst.“

Oliver Bierhoff: Nationalmannschaft fest verankert in der deutschen Geschichte

Santo André, das kleine Küstendorf in Bahia und Quartier der DFB-Elf, ist das also der Geburtsort für „Die Mannschaft“? „Nein“, sagt Oliver Bierhoff, der Teammanager. „Dieser Name steht für die Performance auf dem Platz, für tolle Charakter.“ Der Geist von Santo André habe da sicher eine Rolle gespielt, aber das neue Image sei ja nicht begrenzt auf die WM 2014, „sondern basiert auf der Geschichte, auf 1954, als wir wieder jemand wurden, auf 1974, als Deutschland nach Olympia wieder Gastgeber für die Welt war oder auf 1990, als Deutschland seine Wiedervereinigung feierte – die Nationalmannschaft ist fest verankert in der deutschen Geschichte“.

Erster Weltmeister wurde 1930 die Mannschaft aus Uruguay.
18 Bilder
Alle Weltmeister bisher
Foto: Tilmann Mehl

In Südtirol, wo das DFB-Team die Vorbereitung absolvierte, ließ die Handelskammer Bozen hinterher eine Imagestudie erstellen. Ergebnis: „Über 80 Prozent der Deutschen haben Südtirol durch das Trainingslager in den Medien wahrgenommen.“ 630000 Euro haben sich das Land und das Tourismusbüro Passeiertal das Trainingslager kosten lassen, „aber die Werbung ist unbezahlbar“, sagt Landeshauptmann Arno Kompatscher.

Der Künstler Claus Flöttinger aus Nürnberg, der im Campo Bahia unter anderem für die Gestaltung der Bar zuständig war, dem Treffpunkt der Spieler, hält das Synonym „Die Mannschaft“ für eine gute Idee: „Sich eine eigene Marke zu schaffen, ist folgerichtig und steht ja im Kontext anderer großer Fußball-Nationen wie Italien mit ihrer Squadra Azzurra oder Brasiliens Seleção.“ Die Bürde des Namens, so Flöttinger, zeige sich erst in fünf Jahren, „wenn eine andere Generation an Spielern das Format ausfüllen muss“.

In Brasilien flammt die Gewalt in den Favelas wieder auf

In Rio de Janeiro sitzt Martin Curi, 39, in seinem Büro und feilt an einem Vortrag, den er dieser Tage an der staatlichen Universität UERJ halten wird, für die er als Sportanthropologe arbeitet. Titel: „Ein Jahr danach“. Der gebürtige Freisinger lebt seit 2002 in der Stadt, während der Weltmeisterschaft arbeitete er für die Koordinierungsstelle Fanprojekte, die in Brasilien mobile Fanbotschaften für deutsche Anhänger unterhielt. Curi beobachtet, wie das Land ein Jahr nach der WM politisch sehr instabil geworden ist. Ein Jahr vor den Olympischen Spielen flammt auch die Gewalt in den Favelas wieder auf. Curi, der unweit dieses Armenviertels wohnt, berichtet von regelmäßigen Schießereien.

Das bestätigt auch die Lehrerin Beate Plischke, die seit 2008 an der Deutschen Schule in Rio unterrichtet. „Das Land versinkt in Korruptionsskandalen und die Sicherheit sinkt gefühlt gegen null.“ Erst neulich sei sie im Stadtteil Leme, unweit der berühmten Copacabana, fast überfallen worden – so wie es mehrmals geschehen ist in den vergangenen sieben Jahren.

Martin Curi erzählt, dass es im März und April auch wieder große Demonstrationen gegeben hat, „in denen teilweise sogar das Eingreifen des Militärs gefordert wurde“. 30 Jahre nach Ende der Militärdiktatur ein Akt, den Curi nicht für möglich hielt. Wer den Autor, der ein viel beachtetes Buch über den brasilianischen Fußball geschrieben hat, nach dem Vermächtnis der WM fragt, erhält zwei Antworten: „Zum einen sind das die Stadien mit ihrer funktionierenden Infrastruktur.“ Auch wenn dies nicht zu einem Anstieg der Zuschauerzahlen geführt hat. Als neulich ein Stadtderby in Rio anstand, verloren sich 20000 Zuschauer im riesigen Maracanã.

Das 7:1 über Brasilien zählt zu den unfassbarsten Ereignissen der WM-Geschichte

Das vielleicht größte Vermächtnis dieser Weltmeisterschaft in Brasilien aber, sagt Martin Curi, hinterließ jenes Spektakel am 8. Juli 2014 in Belo Horizonte, dieses sagenhafte 7:1 der Deutschen im Halbfinale gegen Brasilien. Die 90 Minuten gehören mit zum Unfassbarsten, was die WM-Geschichte zu bieten hat. Prädikat: historisch. Curi erzählt, das Ergebnis sei in Brasilien „zu einem geflügelten Wort geworden, das selbst in politischen Debatten verwendet wird“. Wenn Brasilianer etwa die Defizite im Schulwesen beschreiben wollen, „dann sagen sie: ,Wir erleben in der Bildungspolitik gerade ein 1:7‘.“

Neulich, sagt er, habe er in Rio ein Theater besucht. Geboten wurde ein Improvisationsstück, in dem der Hauptdarsteller Begriffe mit Symbolik erklärte. Irgendwann wurde Deutschland gesucht, und der Schauspieler hob einfach sieben Finger in die Luft. Sieben. „Jeder wusste Bescheid“, sagt Curi und lächelt: „Deutschland ist hier das neue Traumland, das Paradies.“ Noch 2002, als Brasilien im WM-Finale Deutschland 2:0 bezwungen hatte, war das Bild ein gänzlich anderes: „Deutsche galten als rigide, unflexibel und schlecht gelaunt.“ Und jetzt? „Jetzt ist das von einer regelrechten Deutschland-Euphorie abgelöst worden, und Angela Merkel gilt als die beste Politikerin überhaupt.“

Die Biss-Attacke von Luis Suarez und die Tritt-Attacke gegen Neymar

Was bleibt noch in Erinnerung? Der böse Tritt gegen Brasiliens Star Neymar im Viertelfinale. Sicherlich die Biss-Attacke von Luis Suarez aus Uruguay gegen Italiens Giorgio Chiellini. Vielleicht auch, aus deutscher Sicht, das Interview von ZDF-Reporter Boris Büchler mit Abwehrspieler Per Mertesacker nach dem mühevollen Achtelfinal-Sieg gegen Algerien. „Wohl noch nie ist ein Nationalspieler bei einer WM so aus sich rausgegangen“, behauptet Büchler, der seit 1996 über die DFB-Elf berichtet und beruflich rund 250 Länderspiele verfolgt hat. Das impulsive Gespräch mit einem genervten Mertesacker vor 27 Millionen TV-Zuschauern bot nicht nur einen der seltenen Blicke hinter die Fassade der Elf, sondern hatte durchaus auch Einfluss auf das sportliche Geschehen. „Per hat gesagt, dass es eine Initialzündung ausgelöst hat, es ging ein Ruck durch die Mannschaft.“

Büchler beschreibt das Gespräch als den „Aufprall zweier Systeme“. Hier der Feld-Reporter, der direkt nach dem Spiel „Emotionen und Informationen erhaschen muss“, dort der Spieler, der 90 Minuten und mehr alles gegeben hat. „Der Fragekanon ist da begrenzt“, sagt Büchler, und dass sich dieser Dialog abhob von den sonst so vorhersehbaren Satzfetzen an der Seitenlinie, „lag zu 99,9 Prozent an Per, der in diesem Moment einfach authentisch war“. Intern kam Mertesackers Aufmüpfigkeit „super gut an“, so Büchler, „es entstand diese Wagenburg-Mentalität“. Das Ende ist bekannt. Nach drei eher schwachen Spielen folgte jener beeindruckende Siegeszug, der mit dem WM-Titel gekrönt wurde und der die Spieler zu Legenden des Sports machte.

Aber Legenden müssen auch leiden. Als neulich das Spiel in Köln zu Ende war und die Partie gegen Gibraltar anstand, wurde Lukas Podolski von einer Reporterin gefragt, ob er sich nicht auch vorstellen könne, nebenbei noch einem ordentlichen Beruf nachzugehen – ganz so wie die Amateure vom Kleinstaat am Tor zum Atlantik. Podolski schaute die Frau irritiert an. Dann sagte er: „Ich bin Vollprofi.“

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