Ein Pfosten, Bernd Schuster und ein kurioser Holger Fach
Zweimal traf der FC Augsburg auf Leverkusen. Dabei gab es viele Kuriositäten. Bei der Neuauflage könnte Michael Ballack für die Überraschung sorgen. Bernd Leno jagt den Rekord.
Ein schwieriges Pflichtspiel in der Bundesliga steht dem FC Augsburg am Freitag (20.30 Uhr) bevor. Nicht optimal gestartet müssen die Schwaben gegen Bayer 04 Leverkusen ran. Der amtierende Vizemeister ist zu Gast in der SGL-Arena. Zuvor trafen die beiden Mannschaften zweimal im DFB-Pokal aufeinander. In den Spielzeiten 2008/09 und 1993/94 standen sich die beiden Mannschaften stets in der altehrwürdigen Rosenau gegenüber.
Denkwürdiges Spiel gegen Augsburger Junge Bernd Schuster
Der FCA spielte Anfang der 90er Jahre noch in der Bayernliga unter Trainer Armin Veh. Die Mannschaft kämpfte sich mit glücklichen Losen bis ins Achtelfinale des DFB-Pokals vor. Erst dort war Schluss für die Schwaben - gegen Bayer Leverkusen. Vor 18.000 Zuschauern stemmte sich der FCA mit Janos Radoki gegen den schier übermächtigen Gegner. Der FCA kämpfte bis zum Elfmeterschießen. Mit ein bisschen Glück hätte Franz Becker das Team von Dragoslav Stepanovic aus dem DFB-Pokal kegeln können. Seinen Schuss klärte jedoch der Pfosten. In der Saison 1993/94 standen beim Werksklub Namen wie Paulo Sergio, Ulf Kirsten, Ioan Lupescu, Christian Wörns oder Bernd Schuster in der Aufstellung. Ein pikantes Detail dieses Spiels ist auch, dass der blonde Engel sogar einen Elfmeter gegen Torhüter Jürgen Oberhofer verschoss. Schuster hatte zuvor angeblich jeden Elfmeter in seiner Karriere getroffen.
Holger Fach erzürnt als FCA-Trainer die Anhänger
Die zweite Begegnung ist noch nicht lange her. In der Saison 2008/09 besuchte der Bundesligist den damaligen Zweitligaklub erneut im alten Rosenaustadion. Vor 11.100 Zuschauern schossen Stefan Kießling und Arturo Vidal den FCA mit 2:0 aus dem DFB-Pokal. Es war eine klare Angelegenheit für die Truppe von Bruno Labbadia. Für Aufregung sorgte das Spiel allerdings schon im Vorfeld, weil FCA-Trainer Holger Fach sich dazu entschloss, auf seine Top-Elf zu verzichten, um sie für die Zweite Liga zu schonen. Deswegen durften gegen den Bundesligisten Spieler wie Vasily Khomutovsky, Dino Toppmöller und Francis Kioyo ran.
Die Partie am Freitagabend ist also die erste Begegnung im Ligabetrieb. Doch die erste Bundesliga-Saison in der Historie des FC Augsburg ist noch nicht so richtig in Schwung gekommen. Lediglich zwei Punkte haben die Mannen von Trainer Jos Luhukay bisher auf dem Konto. Das heißt nach vier Spieltagen noch keinen Sieg, aber schon zwei Niederlagen. Die ersten vier Spiele ohne Sieg als Aufsteiger musste zuletzt der SSV Ulm 1846 in der Saison 1999/2000 hinnehmen. Die Spatzen stiegen als 16. in der Tabelle mit 35 Punkten und einem Torverhältnis von 36:62 ab. Würde es der FCA in dieser Saison auf den 16. Tabellenplatz schaffen, müsste er in der Relegation gegen den Tabellendritten der zweiten Liga spielen.
Bayer-Abwehr steht in der Bundesliga sicher
Die Leverkusener sind auch in dieser Spielzeit kein leicht zu knackender Gegner. In vier Spielen hielten sie ihren Kasten gleich dreimal sauber - unter anderem gegen den Meister Borussia Dortmund. Lediglich im Auftaktspiel verloren die Gäste mit einem desolaten Torhüter Fabian Giefer durch ein Tor von Sami Allagui und ein Eigentor von Ömer Toprak. Danach ersetzte Trainer Robin Dutt Giefer durch dem vom VfB Stuttgart bis zur Winterpause ausgeliehenen Nachwuchsmann Bernd Leno. Ihm gelang es in den restlichen Partien seine weiße Weste zu wahren. Gegen den FCA fehlen ihm noch 41 Minuten, um einen Uralt-Debütrekord von 1966 zu knacken. Vor 45 Jahren blieb Dirk Krüssenberg bei seinem Debüt im Tor von Fortuna Düsseldorf insgesamt 310 Minuten ohne Gegentreffer.
Allerdings ist die Torausbeute der Leverkusener ebenfalls sehr sparsam. Zweimal gewann die Bayer-Elf mit einem mageren 1:0 gegen Werder Bremen und den VfB Stuttgart. Gegen Borussia Dortmund scheiterten sie am starken Roman Weidenfeller und hatten Glück, dass der BVB nicht die Ruhe vor dem Tor hatte. Sieben Punkte bedeutet das für Dutts Mannschaft. Als Tabellen-8. kommt Bayer in die SGL-Arena.
Doch auch der FC Augsburg hat in den letzten beiden Spielen scheinbar das Toreschießen verlernt. Sascha Mölders, in den ersten beiden Spielen noch der Garant für die beiden Punkte, hat Ladehemmung. Er schoss gegen die TSG Hoffenheim und den 1. FC Nürnberg nur einmal aufs Tor und scheiterte mit einem Elfmeter. Ansonsten fühlte sich bisher kein Augsburger Spieler dazu berufen, überhaupt ein Tor zu erzielen.
Michael Ballack als Glücksbringer des FC Augsburg?
Die größte Hoffnung des FC Augsburg dürfte Michael Ballack sein. Der ehemalige Capitano der deutschen Nationalmannschaft sitzt zwar zumeist bei Bayer Leverkusen auf der Bank. Für den FCA wäre es aber rein statistisch überhaupt nicht verkehrt, wenn er vor dem Champions-League-Spiel gegen Chelsea (13. September) noch etwas Spielpraxis erhielte. Denn Bayer Leverkusen ist mit einem Michael Ballack auf dem Feld seit 141 Pflichtspielminuten ohne eigenes Tor. Im Gegensatz dazu fängt sich der Werksklub mit dem Capitano auf dem Spielfeld alle 35,5 Minuten einen Gegentreffer.
Wenn also der FC Augsburg diesmal gegen Bayer Leverkusen antritt, werden die Vorzeichen etwas anders sein. Man spielt nicht mehr in der Rosenau, es gibt mit Sicherheit kein Elfmeterschießen und die Begegnung findet auf Augenhöhe - zumindest im Bezug auf die Ligazugehörigkeit - statt. Außerdem werden die FCA-Profis in der SGL-Arena vor ausverkauftem Haus auflaufen. Die Euphorie ist groß, auch wenn die Chancen gegen den auf dem Papier übermächtigen Gegner klein sind. Aber das waren sie in der Bayernliga-Saison 1993/94 auch. Und trotzdem hätte der FC Augsburg beinahe gegen den blonden Engel gewonnen.
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