Bekanntermaßen ist nach dem Aus von Philipp Lahm bei der ARD wieder eine Stelle als Experte zu besetzen. Was der Sender von dessen Nachfolger erwartet.
Die Welt hat dem Fernsehen viele aufregende Jobs verdanken. Zuvorderst zu nennen wären GEZ-Fahnder, Intendant, Kabelträger und TV-Experte. Letzterer vor allem wird unter Arbeitssuchenden immer beliebter. Besonders begehrt ist der Job unter Menschen, deren Berufsleben bereits zu Ende ist. Ihr Expertentum speist sich also im Wesentlichen aus Rückschauen. Eine TV-Experten-Ausbildung im Sinne einer Bäckerlehre ist nicht vorgesehen. Die Honorare sind üppig, die Arbeitswege mitunter kurz und das Ambiente ist klimatisiert oder in eine abendliche Prise getaucht.
Jeder, der nach seiner Sportkarriere keinen Job als Trainer, Scout oder Greenkeeper findet, darf auf das Fernsehen hoffen. Der Bedarf bei öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern nach Experten ist gewaltig. Wer nicht weiß, wie er sich bewirbt, dem sei das Standard-Werk der Autoren Heinriette Schäffner/Stefan Frädrich „So kommen sie als Experte ins Fernsehen“ empfohlen.
Das Geplaudere von Lahm und Wellmer plätscherte dahin wie der Tegernsee hinter ihnen
Ob Philipp Lahm die 281 Seiten gelesen hat, spielt keine Rolle. Er hat es so geschafft. Lahm, der zur WM Expertisen verfertigen sollte, saß mit der Moderatorin Jessy Wellmer auf einem Sofa vor dem Tegernsee. Die beiden plauderten derart belanglos in die Dämmerung hinein, dass der Grundton ihrer Gespräche vom Plätschern des Wassers kaum zu unterscheiden war.
Das war selbst der ARD zu wenig. Sie hat den Experten-Vertrag nicht verlängert. Zu Recht. Lahm war als Verteidiger Weltklasse, als Kapitän ein Moderator – als Experte, Co-Kommentator oder was auch immer, war er vor allem eines: langweilig. Ein Wesenszug, der ihm auf dem Weg zu seinem Ziel, einem DFB-Amt, nicht schaden wird. Mit Lahm ist die ARD am einen Ende der Experten-Liste angelangt, an deren anderem der Ex-Experte Mehmet Scholl rangierte. Scholl war analytisch, schlagfertig, hielt aber wenig von political correctness.
Weil Günther Netzer und sein genialer Partner Gerhard Delling nicht mehr zu reaktivieren sind, ruhen die Experten-Hoffnungen nun auf Thomas Hitzlsperger. Ein Netzer-Nachfolger? Wenn er Sofas, bayerische Seen und die Dämmerung meidet.
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