Eine Sternstunde bei glühender Hitze
Kurt Bendlin war der beste Zehnkämpfer der Welt. Heute wird er 75
Fünf Jahrzehnte nach seinem größten Erfolg wird der einstige Zehnkampf-Held Kurt Bendlin noch einmal wie ein kleiner Star gefeiert: Seine Ehefrau Martina, die beiden Töchter und seine besten Freunde kommen zur familiären Jubiläums-Party auf Bendlins Bauernhof nach Paderborn. Am heutigen Dienstag wird der Pensionär mit Dauer-Power 75 Jahre alt – doch die Zahl ist ihm schnuppe. „Es hat sich ja nicht viel verändert in all den Jahren. Mein Leben war so erfüllt, und dafür bin ich sehr dankbar“, sagt der einstige Weltklasse-Leichtathlet.
Am 14. Mai 1967 krönt der muskulöse Sportstudent das heißeste Wochenende seiner Sportkarriere mit einem irren Zehnkampf-Weltrekord: In Heidelberg sammelt Bendlin bei 38 Grad im Schatten 8319 Punkte – die Zuschauer feiern ihren „König der Athleten“ für die Sternstunde seiner Laufbahn.
Dieser Coup, dazu Olympia-Bronze 1968 in Mexiko, vier deutsche Meistertitel und die Wahl zum Sportler des Jahres 1967 sind seine größten Erfolge.
„Die Bronzemedaille hat einen größeren Wert für mich als der Weltrekord – da bin ich eher reingeschlittert“, sagt Bendlin, der während seiner Karriere von 1962 bis 1976 insgesamt 14 Operationen erdulden musste. „Meine Kraft war größer als die Haltbarkeit meiner Knochen und Gelenke.“
Das musste er auch vor seinem größten Triumph erfahren. Ein Jahr nach dem Weltrekord ist Bendlin bei Olympia in Mexiko-Stadt Topfavorit; er verletzt sich aber in der Vorbereitung und kann sechs Wochen lang kaum trainieren. Von Krämpfen geplagt, katapultiert sich der Deutsche mit einer unglaublichen Energieleistung aufs Podest.
„Das war für mich die größte Leistung, ich habe nie mehr aus mir herausholen können“, sagt Bendlin fast 50 Jahre später. Bis heute ist er topfit. „Ich trainiere jeden zweiten Tag“, erzählt er, doch die Zeit ist auch an ihm nicht spurlos vorbeigegangen: „Ich musste lernen, kürzerzutreten.“ Im Juni und September gibt der Diplomsportlehrer Fitness-kurse für müde Manager. In Malente, seiner Heimat. Auch seine Vater-und-Kind-Kurse im „Camp“ auf dem Bauernhof in Paderborn kommen gut an. Zudem engagiert er sich für soziale Projekte, hilft alkohol- und drogenabhängigen Menschen wieder in die Spur. (dpa)
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