Eistänzer wirft Sportdirektor sexuelle Belästigung vor
Der Vorwurf wiegt schwer: Ein deutscher Eistänzer beklagt, dass ihn Sportdirektor Dönsdorf sexuell belästigt haben soll. Vor Beginn der Weltmeisterschaft fehlt vor allem eines: Klarheit.
Los Angeles (dpa) - Das deutsche Eiskunstlauf-Nationalteam ist geschockt, die Vorwürfe gegen den Sportdirektor werden immer dubioser und das Krisenmanagement der Deutschen Eislauf-Union lässt zu wünschen übrig. Vor Beginn der Weltmeisterschaften am Dienstag ist das Fehlen von Udo Dönsdorf und dessen angebliche Belästigung eines Eistänzers das beherrschende Thema im Staples Center von Los Angeles. "Mich hat der Schlag getroffen, als ich davon hörte", sagte Eistanz- Bundestrainer Martin Skotnicky, der für den belasteten Sportchef in der kalifornischen Metropole als Delegationsleiter eingesprungen ist und fachlich nichts auf Dönsdorf kommen lassen will. Gleichzeitig mehren sich aber auch die Stimmen, die auf Distanz zu Dönsdorf gehen. Der 23-jährige Eistänzer behauptet, Dönsdorf habe ihn im Juni 2006 am Vorabend eines Sichtungslehrgangs in Berlin belästigt.
"Herr Dönsdorf gehört nicht unmittelbar zu meinem Freundeskreis", sagte Weltmeister-Coach Ingo Steuer, der seit Jahren unzufrieden mit dem Management der personell dünn besetzten DEU ist. "So lange keine Details bekannt sind, weiß ich nicht, was wirklich an der Sache dran ist", sagte Steuer auch. Das ehrenamtliche Präsidium der DEU verhielt sich am Wochenende defensiv, gab keine offizielle Stellungnahme zu dem Geschehen um ihren sportlichen Leiter ab. Lediglich Vizepräsidentin Elke Treitz bedauerte die Anschuldigungen. Eine offensive Vorgehensweise sieht anders aus.
Fragwürdig erscheint jedoch auch das Vorgehen des Berliner Studenten, der sich drei Jahre nach dem Vorfall in einer langen E-mail an Trainer und Funktionäre mit der Bitte um Hilfe wandte, dann aber keine Zeit für ein Gesprächsangebot über die sexuelle Belästigung fand. "Ich bin enttäuscht, dass das Ganze so offensiv nach außen getragen wurde", sagte der deutsche Meister Peter Liebers, der den Tänzer schon lange kennt. "Ich kann nichts Schlechtes über Herrn Dönsdorf sagen und würde es schade finden, wenn er zurücktreten müsste", sagte der 20-jährige Berliner beim ersten Training in L.A. Für seine Trainerin Viola Striegler würde sich die DEU quasi "auflösen, wenn Dönsdorf weg ist".
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