FC Bayern München im Freudentaumel
Mit einem sensationellen 6:1-Erfolg gegen den FC Porto zieht der FC Bayern ins Halbfinale ein. Nur einmal mussten die Münchner kurzzeitig zittern.
Der Fußball spart bekanntlich nicht mit Superlativen, Heldenverehrung und Heiligsprechungen. Möglicherweise ein Grund dafür, dass Thomas Müller unmittelbar nach der 1:3-Niederlage des FC Bayern in Porto daran erinnert hat, dass ein Münchner 2:0-Sieg im Rückspiel kein Wunder wäre. Hätte jemand dem Stürmer eine Münchner 5:0-Halbzeitführung vorausgesagt, vielleicht hätte Müller dann mit sich reden lassen. Tatsächlich hat der Rekordmeister gestern Abend in der Allianz-Arena mit einer rauschhaften ersten Spielhälfte und fünf Treffern den Einzug ins Halbfinale der Champions League geschafft. Allerdings erst nach einer spannenden Schlussphase, in der die lange enttäuschenden Portugiesen mit dem Anschlusstreffer zum 1:5 die Gastgeber noch einmal ein wenig ins Schwitzen brachten. Am Ende aber stand ein aus Münchner Sicht wunderbares 6:1.
70000 peitschen den FC Bayern München nach vorne
Die Partie hatte begonnen, wie man sich das vorstellen darf, wenn der FC Bayern mit 70000 aufgepeitschten Zuschauern im Rücken ums Überleben in der Champions League spielt. Die Gastgeber unternahmen alles, um den ersten von wenigstens zwei notwendigen Treffern früh zu erzielen. Nach zehn Minuten schienen sie für ihr schwungvolles Angriffsspiel belohnt zu werden. Thomas Müller entwischte. Portos Torhüter Fabiano klatschte den Ball dem mitgelaufenen Lewandowski entgegen. Der Pole traf allerdings nur den Pfosten.
Vier Minuten später war kein Gestänge mehr im Weg. Thiago köpfte eine Bernat-Flanke zum 1:0 (14.) ins Netz. Die Münchner trennte jetzt nur noch ein Tor vom Halbfinale. Eine Aussicht, die Flügel verlieh. Hier spielte nicht mehr ein fahriger Rekordmeister, sondern ein lauf- und zweikampfstarker FC Bayern, der auf dem kürzesten Weg in Richtung Halbfinale marschierte.
Die hochgelobten Gäste waren konsterniert. Umso mehr, als Jérôme Boateng auf 2:0 (22.) und Lewandowski, ebenfalls mit dem Kopf, auf 3:0 erhöhten (27.). Pep Guardiola hatte für sein Jubiläumsspiel als Bayern-Trainer, seinem 100. und zugleich wichtigsten seiner Münchner Amtszeit, die Startelf gegenüber dem Hinspiel erwartungsgemäß geändert. Für den zuletzt indisponierten Dante stand Holger Badstuber in der Innenverteidigung. Beim FC Porto fehlten die gesperrten Danilo und Alex Sandro.
Porto konnte einem leidtun
Die Münchner hielten das Tempo hoch, ließen den Portugiesen weder Zeit noch Raum zur Entfaltung. Inzwischen konnten einem die Gäste leidtun. Erst recht, als ein abgefälschter 20-m-Schuss von Thomas Müller dem bedauernswerten Torhüter Fabiano durch die Beine rutschte. Porto dürfte die Halbzeit herbeigesehnt haben – aber die Bayern waren noch nicht fertig. Erst als Lewandowski mit seinem zweiten Tor zum 5:0 traf, waren die Gäste in die Pause entlassen. Nicht wenige von denen, die Lewandowski & Co. stehend mit Ovationen in die Kabine geleiteten, fühlten sich in diesen 45 Minuten an den 7:1-Triumph der deutschen Nationalelf bei der WM gegen Brasilien erinnert.
Andererseits hätten bereits drei Gegentore der Portugiesen genügt, den fünf Bayern-Treffern ihren Zauber zu nehmen. Davon waren die Gäste lange weit entfernt, doch dann köpfte Torjäger Jackson Martinez den Anschlusstreffer. Es wurde noch einmal enger, was vorher bereits an Pep Guardiolas Hose abzulesen war, deren Naht nachgegeben hatte. Ein zweiter Treffer blieb den Portugiesen aber versagt. Dafür erhöhte Alonso per Freistoß auf 6:1.
Die Münchner haben sich an den eigenen Haaren aus dem Schlamassel gezogen, das ihnen im Fall eines Champions-League-K.-o. gedroht hätte. Nun können sie, wenn Wolfsburg mitspielt, am Wochenende gegen Hertha BSC vorzeitig ihren 25. deutschen Meistertitel einfahren und nächsten Dienstag über Dortmund ins Pokalfinale einziehen. Ach ja, und bis zum Champions-League-Endspiel am 6. Juni in Berlin sind es auch nur noch zwei Partien.
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