Spitzenspiel? Wie funktioniert das noch mal?
Der FC Bayern steht gegen Leipzig vor einer ungewohnten Situation. Anders als in den Vorjahren trennen den Tabellenführer kurz vor der Winterpause nur wenige Treffer vom Verfolger.
Dieses Gefühl kennen viele Bayern-Spieler nicht. Sie treten in völliger Unkenntnis des Tabellenplatzes an, den ihr Team nach dem Spiel einnimmt. Vier Jahre lang haben sie die Bundesliga nach Belieben dominiert. Schossen Mittelklasseteams mit 5:0 aus dem Stadion und Europapokalanwärter mit 4:0. Am Ende war der Vorsprung jeweils so groß, dass ihn nicht einmal Hillary Clinton hätte verspielen können.
Heute aber können die Zuschauer jene seltene Spezies Spiel verfolgen, das im Kanon altbackener Fachbegriffe unter „Spitzenspiel“ firmiert. Es trifft der Tabellenführer auf seinen ärgsten Verfolger und anders als in den Vorjahren trennen die beiden nicht dutzende Punkte, sondern lediglich ein paar Treffer in der Tordifferenz.
RB Leipzig: ernst zu nehmende Konkurrenz für den FC Bayern
RB Leipzig hat sich tatsächlich zum ernst zu nehmenden Konkurrenten um den Titel aufgeschwungen. „Ob das in den kommenden Jahren so bleibt, weiß ich nicht. In dieser Saison sind sie ein Mitbewerber um die Meisterschaft“, sagt Carlo Ancelotti.
Der 57-jährige Trainer der Münchner hat in seiner Karriere zahlreiche sogenannter Spitzenspiele an der Seitenlinie verfolgt. Die Gegner dabei hießen Juventus Turin, Manchester United oder FC Barcelona. Leipzig? Dass die Sachsen sich in diese Reihe auch deswegen einpflegen, weil sie großzügig aus Österreich alimentiert werden, will Ancelotti so nicht stehen lassen: „Geld ist nicht das Wichtigste. Es geht darum, eine Mannschaft aufzubauen, die mit Enthusiasmus spielt und die zusammenhält.“ Beides trifft gleichermaßen auf die Leipziger zu.
Letztes Spitzenspiel gegen Dortmund ist vier Jahre her
In diesen Punkten sind sie ein Wiedergänger des letzten Konkurrenten, der sich ernsthaft mit den Münchnern anlegte. Man schrieb das Jahr 2012 des Herrn, als eine Rotte flinker Dortmunder auszog, das Fürchten zu lehren. Jürgen Klopp hatte sich ein Team nach seinen Vorstellungen aufgebaut. Junge, dynamische Spieler, die sich auch noch auf den pfleglichen Umgang mit dem Ball verstanden. Drei Punkte standen sie im April 2012 vor den Münchnern, als es letztmals zu einem ernsthaften Spitzenspiel kam. Die Münchner veranstalteten allerhand Brimborium vor ihrem Auftritt in Dortmund. Am Ende traf Lewandowski für den BVB und Robben verschoss einen Elfmeter. Dortmund machte den entscheidenden Schritt Richtung Meisterschaft.
Diesmal verhalten sich die Münchner ruhiger. Die Partie gegen Leipzig sei natürlich wichtig, sagt Ancelotti. „Aber es kommen noch viele andere Spiele.“ Stimmt selbstverständlich. Allerdings ist nicht davon auszugehen, dass die Leipziger viele der vielen anderen Spiele verlieren werden, falls sie ihre Form über die Weihnachtsferien hinaus konservieren.
Für Ancelotti ist die Partie eine Art vorgezogenes Geschenk an die Fans. „Für alle, die den Fußball lieben, ist das Spiel fantastisch.“
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