Die 27-jährige Sportsoldatin setzte sich im Dreistellungs-Kampf über 50 Meter im Kleinkaliber mit 687,1 Ringen souverän gegen die Lokalmatadorin Sonja Pfeilschifter aus Ismaning (685,4) durch. Am Ende lagen sich beide glückselig in den Armen und jubelten um die Wette.
Aufatmen auch beim Deutschen Schützen-Bund (DSV). "Ich bin jetzt erstmal erleichtert, dennoch sind die erhofften vier Medaillen nun nicht mehr erreichbar", meinte DSB-Sportdirektor Heiner Gabelmann, da Christian Reitz aus Frankfurt/Main, der als einziger Deutscher das Finale der Schnellfeuerpistole erreicht hatte, nur auf Rang fünf landete.
Der Jubel im deutschen Lager war dennoch riesig. Nach WM-Silber in der Mannschaft sorgten Lechner und Pfeilschifter für den großen Durchbruch. "Gott sei Dank, die erste Medaille. Für mich war es besonders schwer hier zu Hause, das ist klar, das ist der absolute Hammer. Andererseits ein Vorteil, weil man trainiert ja hin und wieder hier. Und es hat heute einfach alles gepasst, ich habe einen superguten Tag erwischt und bin einfach überglücklich", sagte Lechner, die den ersten großen Einzeltitel ihrer Karriere gewann.
Pfeilschifter, die sich mit drei Punkten Vorsprung vor der Schweizerin Annik Marguet durchsetzte, wollte vom Ende des Medaillenfluchs nichts wissen und erklärte ihre eigenen Zählweise. "Macht uns jetzt nicht so madig, wir haben doch schon im Team Medaillen geholt. Auch wenn Team-Wettbewerb nicht olympisch ist, so ist die Goldmedaille für uns schon auch Gold wert. Da bei einer WM auch Mannschaft zählt, gilt es auch für uns als gleichwertig", meinte die Weltrekordhalterin und betonte, dass sie im Finale nur die Anweisungen ihres Trainers befolgt habe. Welche? "Na das verrate ich nun auch wieder nicht."
Dennoch gingen nicht alle Wünsche der mächtig unter Druck geratenen Gastgeber in Erfüllung. Vor allem in der Disziplin Schnellfeuerpistole rechnete man mit ein bis zwei Medaillen. Doch der dreimalige Olympiasieger Ralf Schumann aus Stockheim verpasste als 21. überraschend das Finale. Dennoch brach für ihn keine Welt zusammen, London 2012 bleibt weiterhin fest im Visier. "Klar, ich bin hier angetreten um Weltmeister zu werden. Doch es hat halt nicht gereicht. Dafür gab es mehrere Gründe", sagte er und ergänzte: "Wind, ich hatte ein paar Windserien dabei, die es einfach verblasen haben."
Hinzu kommt auch noch die Mehrfachbelastung des 48-Jährigen im Umfeld: "Früher habe ich geschossen und meinen Job nebenbei gemacht. Jetzt mache ich noch einen Trainerjob und ein Studium zum Diplomtrainer. Da diese Sachen alle wichtig geworden sind, gibt man da auch viel mehr Energie rein. Manchmal kann es da zu Kollisionen kommen."
Reitz, der 23 Jahre alte Olympia-Dritte von Peking 2008 und Polizei-Weltmeister dieses Jahres, haderte mit den Leistungen vom Vortag. "Den gestrigen Tag musste ich einfach abhaken, heute machte ich es mir unnötig schwer", sagte der Polizei-Kommissar. Den WM-Titel sicherte sich der starke Russe Alexej Klimow mit 787,1 Ringen.