Vettel zwängt sich vorbei
Der Ferrari-Pilot überholte Hamilton in Spa-Francorchamps schon in der ersten Runde und rückte bis auf 17 Punkte an den Briten heran. Nächste Woche haben die Italiener Heimspiel
Mit schiefer Stimme brummte Sebastian Vettel ein Siegerlied in den Boxenfunk. Im Ziel von Spa-Francorchamps ließ der erleichterte Ferrari-Pilot nach dem gelungenen Konter im Titel-Zweikampf mit Lewis Hamilton einen übermütigen Freudensprung folgen. Mit einem Mut-Manöver in der ersten Runde hatte sich Vettel am Sonntag in Belgien am Formel-1-Spitzenreiter im Mercedes vorbeigezwängt und war danach blitzsauber zu seinem fünften Saisonerfolg gerast. In der WM-Gesamtwertung verkürzte der Hesse seinen Rückstand auf Hamilton auf 17 Punkte und kommt mit Rückenwind zum Ferrari-Heimspiel in Monza am nächsten Wochenende.
„Als ich vorbei war, war ich ziemlich erleichtert“, bekannte Vettel nach seinem dritten Erfolg auf dem legendären Kurs in den Ardennen. Mit dem 52. Grand-Prix-Sieg zog er auch am Franzosen Alain Prost auf Platz drei der ewigen Formel-1-Tabelle vorbei. Nur Michael Schumacher (91) und Hamilton (67) liegen vor dem 31-Jährigen. „Mehr Siege als Alain, boah“, sagte Vettel beeindruckt. Hinter Hamilton fuhr der Niederländer Max Verstappen im ersten Rennen nach der Sommerpause im Red Bull als Dritter noch auf das Podium.
Überschattet wurde der 13. Saisonlauf von einem heftigen Startcrash. Der Rheinländer Nico Hülkenberg bremste vor der erste Kurve zu spät und rauschte mit seinem Renault ins Heck von Fernando Alonsos McLaren. Der Spanier hob spektakulär ab und prallte auf den Sauber des Monegassen Charles Leclerc. Zwar blieben alle drei Piloten unverletzt, mussten das Rennen aber aufgeben. „Der hinten drauffährt, hat Schuld. Ich habe mich vertan“, gestand Hülkenberg ein. „Es ist frustrierend für Fernando und Charles. Auch für mich.“
Bis auf den Unfall verlief der Klassiker in den Ardennen aber eher unspektakulär. Vettel kontrollierte von der Spitze weg das Geschehen, sein Silber-Rivale kam nie mehr richtig in Schlagdistanz. „Ich habe alles getan, was ich konnte. Aber er ist an mir vorbeigefahren, als wäre ich nicht da“, meinte der Brite ernüchtert. Auch der erhoffte Regen half ihm diesmal nicht wie bei seinen beiden Siegen in Hockenheim und Budapest vor den Ferien und einen Tag zuvor in der Qualifikation von Spa. Dort hatte sich der 33-Jährige erneut als Regenkönig gezeigt und mit einer Traumrunde seine 78. Pole Position vor Vettel erobert.
Auf trockener Strecke indes erwies sich die neue Motoren-Ausbaustufe bei Ferrari als stärker im Vergleich zum Mercedes-Triebwerk. „Wir können ein erhebliches Defizit erkennen. Das ist ziemlich hart“, sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Auch in Monza in einer Woche kommt es vor allem aufs Tempo Boliden an – gute Vorzeichen für Vettel. (dpa)
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