Worauf man beim Grand Prix in Monaco achten sollte
Warum sich Mick Schumacher Chancen auf einen guten Platz in Monaco ausrechnet. Sebastian Vettel setzt sich bescheidene Ziele.
Der Spruch ist fast so alt wie der Wienerwald. Und doch passt er auch im Jahr 2021 zum fünften Saisonrennen der Formel 1 wie der Fuchsschwanz zum Manta. „Es ist, als würde man mit einem Hubschrauber durchs Wohnzimmer fliegen“, schilderte einst der dreifache Weltmeister Nelson Piquet die Raserei durch die Straßen von Monaco. Nirgends geht es enger zu, nirgends ist es gefährlicher und nirgends drohen eher Kollisionen mit dem Gegner oder den Leitplanken als bei dem Rennen im Fürstentum. Auch Mick Schumacher kennt den Kurs aus seinen Lehrjahren in der Formel 2. „Es wird sicher hektisch, und es wird herausfordernd“, sagte der Pilot des amerikanischen Haas-Teams bei einer Pressekonferenz im Fürstentum. Von einem Sieg am Sonntag (Start 15 Uhr/Sky) wagt der 22-Jährige weder zur träumen, geschweige denn zu reden. „Wir müssen so viele Runden fahren wie nur möglich.“
Monaco zählt zu den Höhepunkten im Rennkalender
Im Lehrjahr geht es darum, Kilometer und Erfahrungen zu sammeln. Angst vor Karambolagen kennt der Sohn des siebenfachen Weltmeisters Michael Schumacher nicht: „Unfälle gehören dazu. Davor habe ich keine Angst.“ In diesem Jahr können die Fahrer zum Auftakt in zwei Einheiten nur jeweils für eine Stunde statt 90 Minuten auf die Strecke. Gerade für Neulinge wie Schumacher wird es daher darum gehen, sich an den nur 3,337 Kilometer langen Kurs mit den Leitplanken im Augenwinkel zu gewöhnen.
Die Hatz vorbei am Casino und am Beau Rivage zählt zu den Höhepunkten im Jahreskalender. Das hat nur Monaco zu bieten: Unten das funkelnde Meer, an den Hängen die Hotelburgen und auf den Dächern die Bikini-Frauen auf den Liegestühlen, während ihre Männer den Krach unten auf der Straße gebannt verfolgen. Der Große Preis an der Côte d’Azur ist immer auch ein Treffpunkt der Reichen und Schönen. Dieses Jahr muss es den Schönen reichen, das Gebrüll der Motoren mit gebührendem Abstand zum Nebenmann zu verfolgen. Doch immerhin 7500 Zuschauer sind auf den aufgebauten Tribünen zugelassen.
Sebastian Vettel setzt sich bescheidene Ziele
Wie immer ist der Startplatz noch wichtiger als bei allen anderen Formel-1-Läufen.Weil die engen Straßen des Fürstentums kaum Überholmöglichkeiten bieten und sich die Fahrer bei der Raserei durch den Tunnel von gleißendem Sonnenlicht in Sekundenbruchteilen an die Dunkelheit und wieder zurück gewöhnen müssen.
Für Sebastian Vettel, der 2011 im Red Bull und 2017 im Ferrari hier gewann, geht es um andere Ziele. Auch darum, das Rennen gegen seinen Stallrivalen Lance Stroll zu gewinnen. Um Siege kämpft der Heppenheimer nun schon lange nicht mehr. Zu langsam ist der Aston Martin. Der letzte Erfolg gelang dem vierfachen Weltmeister im September 2019 in Singapur. Auch seine Qualitäten auf der einen schnellen Runde, die er zu seinen Hochzeiten im Red Bull auch in Monaco nervenstark unter Beweis gestellt hatte, ließ Vettel zuletzt vermissen.
In seinen bisherigen vier Qualifikationen für Aston Martin kam Vettel nur einmal unter die besten Zehn. Platz 18 beim Auftakt in Bahrain, Rang 13 danach in Imola, ehe er Zehnter in der K.-o.-Ausscheidung in Portugal wurde. Zuletzt in Barcelona reichte es wieder nur für Platz 13. Im Rennen glänzt bisher nur Lance Stroll, der Sohn des Teambesitzers. Platz sieben belegt Aston Martin in der Konstrukteurswertung mit mageren fünf Punkten. Vettel holte davon: null. Der 33-Jährige muss sich neue Ziele setzen, die er im Ungefähren formuliert: „Es liegt eine lange Saison vor uns, und die neuen Teile, mit denen wir in Barcelona gefahren sind, haben sich wie eine Verbesserung angefühlt und bringen uns weiter.“ Kampfansagen klingen anders.
Mick Schumacher landet in den Leitplanken
Vorne werden sich der WM-Führende Lewis Hamilton im Mercedes und Red-Bull-Pilot Max Verstappen duellieren. Im Millimeter-Abstand geht es vorbei an Leitplanken und Randsteinen. Monaco ist eine Herausforderung, weniger an die Maschine als an den Menschen. Deshalb rechnet sich Mick Schumacher selbst in seinem unterlegenen Haas-Rennwagen Chancen auf eine gute Platzierung aus. Für ihn gehe es im Training vor allem darum, das Vertrauen in den Wagen aufzubauen, um den Kurs schnellstmöglich zu meistern. Am Donnerstag ging die vertrauensbildende Maßnahme daneben. Der 22-Jährige verlor im zweiten Training die Kontrolle über seinen Wagen, kam ins Schlingern und schlug mit der rechten Seite in die Leitplanken ein. Das rechte Hinterrad wurde dabei demoliert. Als hätte es Schumacher geahnt: Unfälle gehören dazu.
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