Frischer Wind durch Sturm
Die Sturm-Zeit im deutschen Eishockey hat mit einem Turniersieg begonnen. Beim erstmals in Augsburg ausgetragenen Deutschland Cup gab Marco Sturm sein Debüt als Bundestrainer.
Einer 2:3-Auftaktniederlage gegen die Schweiz folgte eine Trotzreaktion. „Wir haben den Kopf nicht hängen lassen und sind mit Feuer am Samstag herausgekommen und auch gegen die USA. Ich denke, wir sind der verdiente Sieger“, sagte der Coach. Dem 4:2 gegen die Slowakei ließ die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) gestern ein 5:2 (3:0, 1:2, 1:0) gegen Team USA folgen.
Sturm: Zuschauer haben uns toll unterstützt
Dominik Kahun, Sinan Akdag, Patrick Hager, und zweimal David Wolf schossen den Turniersieg gegen die Amerikaner heraus. Zwar hatte der Titelverteidiger einige enge Phasen zu überstehen, aber dann waren die Fans zur Stelle, wie Sturm auch hinter der Wechselbank registrierte: „Da braucht man auch mal die Zuschauer, aber die waren hier in Augsburg das ganze Wochenende fleißig und haben uns toll unterstützt.“ Der Bundestrainer freute sich nicht nur über den Kristallpokal mit der Augsburger Zirbelnuss: „Es gibt andere Sachen, die wichtig sind: wie die Spieler reagieren, wie sie ihre Rollen annehmen. Diese Woche war sehr, sehr lehrreich.“ Nebenbei besserten die Nationalspieler im Curt-Frenzel-Stadion mit dem insgesamt siebten Erfolg in der 26. Auflage ihr Taschengeld auf. Die Siegprämie von 20 000 Euro geht an die Mannschaft. Der Turnierzweite USA erhält 15 000 Euro und auch die Schweizer als Dritte (10 000 Euro) gehen nicht leer aus.
Die Aufbruchstimmung im deutschen Team ist zu spüren. „Für die Spieler war es wichtig, dass eine deutsche Lösung präsentiert wird. Gerade im Hinblick auf die Weltmeisterschaft 2017 im eigenen Land“, sagt Torhüter Dennis Endras über den neuen Trainer. Der Meister-Torwart der Mannheimer Adler überzeugte mit zwei Klasse-Vorstellungen in den ersten beiden Spielen und pausierte wie abgesprochen gegen die USA. Auch das eine Neuheit unter Sturm: Schluss mit der Rotation im deutschen Tor, her mit der klaren Nummer eins. Nach den blassen Vorgängern wie dem Schweizer Jakob Kölliker oder dem Italo-Kanadier Pat Cortina, der erstmals die Olympia-Qualifikation verpasst hatte, kommt Sturm in der Mannschaft gut an. Seine Kabinenansprachen sind „deutlich und klar“, berichtet der neue Kapitän Patrick Reimer, der im Schluss-Spiel gegen die USA ebenfalls pausierte. „Aber auch das Zuschauen hat heute richtig Spaß gemacht“, kommentierte der Mittelstürmer den Auftritt seiner Kollegen.
Anders als sein Vorgänger Pat Cortina, der seine Anweisungen in Englisch gab, spricht Marco Sturm die Sprache seiner Profis: „Das Schöne ist ja, dass wir bei der deutschen Nationalmannschaft sind. Da sollte man Deutsch sprechen“, merkt der gebürtige Mindelheimer Reimer an, der für die Nürnberg Ice Tigers stürmt.
Auch der DEB ist überzeugt, endlich den Richtigen herausgefischt zu haben. Verbandspräsident Franz Reindl, der den Trainer-Neuling zunächst für zwei Jahre bis zur WM 2017 im eigenen Land verpflichtete, zeigt sich glücklich: „Man liest so viel über Marco Sturm, das ist ja der Wahnsinn. Es ist phänomenal, welche Strahlkraft er ausübt.“ Die Mannschaft danke es mit engagierten Auftritten.
Der Klinsmann des deutschen Eishockeys
Der Klinsmann des deutschen Eishockeys, der mit seiner Familie weiterhin nahe Fort Lauderdale in Florida leben will, muss jetzt die ersten drei Auftritte unter seiner Regie auswerten. Das meiste sei in seinem Kopf abgespeichert, der Rest im Laptop: „Das werde ich nach dem Turnier in aller Ruhe durchschauen. Bis zur WM ist ja noch ein bisschen Zeit.“
Nach dem ersten von drei Deutschland Cups in Augsburg zog Reindl eine positive Bilanz. Mit 27 242 Zuschauern an drei Tagen kann der DEB-Chef gut leben. „Das Ergebnis wird für den Verband besser sein als in München.“ Die Atmosphäre im renovierten Curt-Frenzel-Stadion sei grandios und die Fanbasis „ganz stark“. Als nächste große Aufgabe folgt die Weltmeisterschaft vom 6. bis 22. Mai in Russland.
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