Southgate und Elfmeter: Englands tragischer Held
Als Spieler vergibt Southgate einen entscheidenden Strafstoß - und ist 25 Jahre für ein erneutes Aus vom Punkt aus mit verantwortlich.
Es gibt Dinge, die wollen einfach nicht zusammenpassen: Italiener und die Straßenverkehrsordnung. Deutsche und der Eurovision Song Contest. Engländer und das Elfmeterschießen. Einen weiteren Beleg lieferte die Nationalelf der Angelsachsen im EM-Finale: Gleich dreimal scheiterten Spieler der Three Lions vom Punkt aus und machten Italien so zum Europameister. Vor allem für Trainer Gareth Southgate dürfte die Teilnahme an einem Elferschießen aktuell kurz hinter eine Wurzelbehandlung ohne Betäubung rangieren.
Wie es ist, selbst einen entscheidenden Strafstoß zu verschießen, hat Southgate schon vor 25 Jahren erfahren, als er im EM-Halbfinale 1996 gegen Deutschland vergab. Southgate stand fortan für diesen verschossenen Elfer.
Bei der EM formte Southgate ein Team, das ins Finale vorstieß
Bei dieser EM schien der 50-Jährige die Dämonen der Vergangenheit aber abzuschütteln: Als Coach disziplinierte er das oft wankelmütige Team, warf Angstgegner Deutschland aus dem Turnier, zog ins Finale ein und wurde zum Liebling der Inselnation. Auf einmal schien alles anders und alles möglich: England, das sich sonst immer auf die denkbar peinlichste Weise aus Turnieren verabschiedete, war Titelfavorit.
Bis eben im EM-Finale dieses Elfmeterschießen anstand. Hier präsentierten sich die Three Lions so englisch wie es nur geht. Southgate hat zwar diesmal keinen Strafstoß verschossen. Der Trainer wird aber für die Auswahl der Spieler kritisiert: Das Trio, das verschoss, war im Schnitt 21 Jahre alt. Und dabei hatte der Coach zwei Fehlschützen eigens für das Elfmeterschießen eingewechselt. Southgate nahm die Entscheidung auf seine Kappe. Das ist stilvoll und typisch britisch im besten Sinne – was aber leider nicht alle englischen Fans für sich beanspruchen können.
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