
Zeichen gegen Rassismus: Nationalelf will auf die Knie gehen

Im Achtelfinale gegen England will die deutsche Nationalmannschaft ein Zeichen gegen Rassismus setzen. Vor dem Spiel ist zusammen mit den Engländern ein Kniefall geplant.
Nationalmannschaftskapitän Manuel Neuer hat am Montagabend angekündigt, dass die deutschen Spieler wie ihre englischen Kollegen beim Achtelfinale am Dienstagabend auf die Knie gehen werden. Damit wollen sie ein Zeichen gegen Rassismus setzen. Der Kniefall - im Fußball vor allem bekannt aus der englischen Premier League - war nach dem gewaltsamen Tod des US-Amerikaners George Floyd von immer mehr Sportlern vor Spielen oder bei Toren und Erfolgen gezeigt worden.
Die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) hat die geplante Aktion begrüßt. "Der Kniefall des DFB-Teams ist eine richtige Geste", sagte Sprecher Tahir Della dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) am Dienstag. Della forderte, dass im Fußball mehr gegen Rassismus getan werden müsse. "Der Kniefall darf aber keine symbolische Geste bleiben", warnte er und forderte, Strukturen im Fußball stärker auf Rassismus zu überprüfen.

In Italien sorgt die Debatte über einen möglichen Kniefall der Fußball-Nationalmannschaft bei der EM unterdessen für Aufregung. Mehrere Medien berichteten am Montag übereinstimmend, die Spieler hätten entschieden, vor dem EM-Viertelfinale gegen Belgien am Freitag gemeinsam mit dem Gegner als Zeichen gegen Rassismus niederzuknien.
Nur fünf italienische Spieler schlossen sich dem Kniefall der Waliser an
Im letzten EM-Vorrundenspiel der Azzurri gegen Wales hatten sich fünf Spieler dem Kniefall des Gegners angeschlossen, die übrigen nicht. Dieses uneinheitliche Verhalten der Mannschaft hatte im Anschluss für Kritik in Italien gesorgt. Das Team hatte daraufhin angekündigt, für die Partie gegen Österreich eine gemeinsame Entscheidung zu treffen. In London hatten dann beide Teams vor dem Anpfiff nicht gekniet.
Italiens Abwehrspieler Leonardo Bonucci deutete an, dass die Entscheidung über einen möglichen Kniefall auch vom Verhalten des Gegners abhängen könnte. "Natürlich müssen wir uns da im Vorfeld entscheiden, das gilt für alle", sagte er. Belgiens Nationalteam hat vor allen seinen bisherigen EM-Auftritten gekniet.
Manuel Neuer setzt mit seiner Regenbogen-Binde ein Zeichen für Toleranz
In Deutschland hatte schon die Regenbogen-Binde an Manuel Neuers Arm eine emotionale Debatte um die politischen und gesellschaftlichen Statements der Nationalspieler bei der EM ausgelöst. Neuer ist stolz darauf, ein Zeichen gesetzt zu haben. "Es war in der Vergangenheit oft so, dass wir uns politisch nicht so positioniert haben und stattdessen den Richtlinien, wie es immer gewesen ist, gefolgt sind. Jetzt hat - auch dank der sozialen Medien - jeder Einzelne mehr Einfluss, etwas zu bewegen", sagte Neuer. "Wir möchten der Nationalmannschaft ein Gesicht geben und den Menschen zeigen, dass es außerhalb des Fußballs wichtige Dinge gibt, auf die wir hinweisen und hinter denen wir stehen", fügte er hinzu.

Auch in England wird der deutsche Torhüter die bunte Kapitänsbinde tragen, als Symbol für sexuelle Selbstbestimmung und die Rechte von Minderheiten. "Wir sind für viele Kinder und Jugendliche Vorbilder, und ich denke, dass wir da gerade ein positives Bild abgeben", sagte Neuer. (dpa)
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