Ganz Straubing jubelt
Die Tigers werfen Wolfsburg mit 4:0 Siegen aus dem Play-off-Viertelfinale. Kapitän des Teams ist der Augsburger Michael Bakos, der zu den Panthern zurückkehrt
Augsburg Der Niederbayer ist nicht der emotionale Typ, „eher etwas einsilbig und muffig“, charakterisiert Michael Bakos die Menschen in und um Straubing. Doch seitdem die Eishockey-Profis der Tigers in die Play-offs der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) eingezogen sind, kennt die Begeisterung keine Grenzen. Mit 7:3 besiegte Straubing am Mittwoch im Viertelfinale die Grizzly Adams Wolfsburg und warf den vom Volkswagen-Konzern finanzierten Klub mit 4:0 Siegen aus dem Wettbewerb. Anschließend feierten die Fans ihre Helden in dem mit 5824 Zuschauern ausverkauften Stadion am Pulverturm und mit einem Autokorso in der Innenstadt. „Das ist schon sensationell, wie begeisterungsfähig unsere Fans sein können“, wundert sich Bakos. Der Jubel kennt kaum Grenzen, auch „weil Eishockey in der Stadt die absolute Nummer eins ist“.
Der gebürtige Augsburger ist Kapitän der Mannschaft, die es erstmals seit ihrer sechsjährigen DEL-Zugehörigkeit in die Play-offs geschafft hat und nun sogar im Halbfinale steht. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir so stark sind. Ich habe mit einer Serie über sechs oder sieben Spiele gerechnet“, sagt der 32-Jährige.
Bereits in der Punktrunde ließ Trainer Dan Ratushny ein System spielen, das auf Schnelligkeit und Körpereinsatz baut. Der Kanadier, der vor wenigen Jahren als Anwalt in einer Kanzlei im kanadischen Toronto gearbeitet hat, fand die richtige Mixtur. Aus Technikern wie Laurent Meunier und Matt Hussey, harten Checkern wie Karl Stewart und Ryan Ramsay oder guten Deutschen wie Rene Röthke und Sandro Schönberger formte Ratushny eine Einheit. Der einzige Star, den sich der Klub mit einem Jahres-Etat von vier Millionen Euro leistet, erwies sich als Glücksgriff: Der Kanadier Barry Brust aus der American Hockey League ist überragender Torwart, kampferprobtes Raubein und Publikumsliebling in einer Person.
Der Vorrunden-Sechste hat einen Lauf und wird sich womöglich mit den Eisbären Berlin messen. Die Hauptstädter feierten beim 3:0 in Köln ebenso wie Straubing den vierten notwendigen Erfolg in der Best-of-Seven-Serie. Hier der deutsche Meister aus der Millionenmetropole, dort der kleinste DEL-Standort aus der 45000 Einwohner zählenden Stadt an der Donau. „Das wird wie Gallier gegen Römer“, freut sich Michael Bakos auf die mögliche Halbfinal-Paarung, die nur noch die DEG Metro Stars verhindern könnten. Die Rheinländer müssten dafür aber einen 1:3-Rückstand in der Viertelfinalserie gegen den ERC Ingolstadt aufholen. Nach der 1:6-Pleite in heimischer Halle spricht kaum noch etwas für Düsseldorf. „Ingolstadt hat einen starken Kader. Und einen Thomas Greilinger in Topform kann man kaum stoppen“, sagt Bakos über seinen Ex-Klub Ingolstadt, für den der 100-fache Nationalverteidiger von 2007 bis 2010 spielte. Mit bisher sieben Toren in vier Spielen ist Greilinger der überragende Play-off-Stürmer.
Die Tigers können in aller Ruhe auf den Gegner warten. Coach Ratushny gab den Spielern bis Samstag frei. Bakos nutzt die Pause für einen Heimaturlaub. Seine Familie lebt in Augsburg, seine Söhne Leon und Timo spielen im Nachwuchs des Augsburger EV, wo bereits der Vater groß geworden war. Auch wegen der Familie wechselt Bakos in der kommenden Saison zu den Panthern, zurück zu seinen Eishockey-Wurzeln. Wie wäre es, als deutscher Meister nach Augsburg zurückzukehren? „Ein Traum“, antwortet Bakos und fügt an: „Aber das wird kein leichtes Unterfangen.“
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