Nach Entlassung wegen Hochzeit des Bruders: Happy End für Borja Garcés
Der CD Leganés reagiert ungehalten, weil ein Spieler zur Hochzeit seines Bruders reist. Im Amateurfußball wäre das nicht passiert.
Amateurfußballer haben das Herz am rechten Fleck. Wenn der A-Klasse-Kicker seine Jugendliebe ehelichen möchte und just an diesem Tag das wegweisende Lokalderby gegen den Dorfklub aus der Nachbarschaft ansteht, ist ihm das Mitgefühl aller sicher. Auf der Wiese mögen die unterklassigen Kicker grobschlächtig Schienbeine traktieren, beim Hochzeitswunsch eines Kollegen handeln sie gefühlvoll wie bei einer Thai Massage. Wie soll der Mitspieler schließlich in den Hafen der Ehe einlaufen, wenn er nicht zuvor einen Spalier bedresster Mitspieler durchschritten hat? Daher: Spielverlegung.
Im Profigeschäft ist derlei Entgegenkommen nicht zu erwarten. Dort herrscht ein Klima, in dem sich Eisbären und Gletscher wohlfühlen. Geht schließlich darum, Geld einzunehmen. Nicht darum, Geld auszugeben. Hochzeiten wird entsprechend leidenschaftslos begegnet. Irgendwo zwischen Liga, Pokal, WM, EM, Champions-, Europa-, Conference- und Nations-League wird sich ja wohl ein Termin finden, um sich das Ja-Wort zu geben.
Borja Garcés hat einen Plan - der nicht aufgeht
Für Borja Garcés verzwickte sich die Lage, weil nicht er sich trauen wollte. Sondern sein Bruder. Eine Spielverlegung in der zweiten spanischen Liga erzwingen, weil ein Verwandter heiratet? Nicht ganz einfach. Mit seinem Versuch, bei seinem Klub CD Leganés eine Freigabe zu erwirken, scheiterte er auch. Aber die Hochzeit des Bruders verpassen? Schon ein einmaliges Ereignis (jedenfalls in den meisten Fällen). Garcés setzte also Prioritäten. Sein Plan: In Mellila, an der Küste Marokkos, mit seinem Bruder glückliche Stunden verbringen, aber pünktlich vor dem Ligaspiel gegen CD Teneriffa zurück sein.
Das ging gut – bis den 22-Jährigen auf der 700 Kilometer langen Rückreise eine Nachricht seines Klubs erreichte. Trainer Garitano hatte den Angreifer nicht nur aus dem Kader für das Spiel gestrichen, er schickte noch ein paar unmissverständliche Worte hinterher: „Solange ich hier bin, wird dieser Junge nie wieder das Trikot von Leganés tragen.“
Einmal mehr hatte der Profifußball gezeigt, welche Kälte er in seinem Herzen trägt. Ob Hochzeit, Begräbnis oder Geburtstag des Chihuahuas – der Ball muss rollen. Doch Romantiker dürfen hoffen. Nachdem sich Garcés entschuldigt und eine Geldstrafe bezahlt hat, hat ihn CD Leganés begnadigt.
Soweit würden es A-Klasse- Kicker nie kommen lassen.
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