Eine Phrase erobert die Fußballersprache: das "Gas geben". Jeder tut es: im Training, im Spiel, egal wo. Andere Bereich müssen dringend nachziehen.
Der Fußball ist völlig zu Recht für seinen Umgang mit der deutschen Sprache berühmt. Das muss man, um mit Bruno Labbadia zu sprechen, gar nicht erst hochsterilisieren. Klar, dass den Spitzensportlern vor allem dynamische Bilder liegen. So rief Lukas Podolski als Chefmotivator schon mal dazu auf: „Wir müssen jetzt die Köpfe hochkrempeln – und die Ärmel auch.“ Überhaupt sind Motivation und Dynamik zwei Hauptthemen der Profi-Kicker.
Permanent wird vor jedem Spiel gepredigt, dass man aber so was von dringend „alles raushauen“ muss. Wahlweise natürlich auch gerne „alles reinhauen“, versteht sich. Die Frage, was genau man jetzt wo genau hinhausen muss, tritt dabei in den Hintergrund.
FC-Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic gilt als einer der ersten Gasgeber
Seit einiger Zeit hat eine neue Formulierung den Olymp der Fußball-Szene erklommen. Sie lautet wie folgt: Man wolle „Gas geben“. Das hört sich doch gut an. Sofort hat man einen vom Adrenalin gepeitschten Spitzenathleten vor dem inneren Auge, der das Pedal bis zum Boden durchdrückt.
Landauf und landab erklären derzeit Kicker, dass sie im Training, im Spiel oder beim Wochenendeinkauf „Gas geben“ werden. Permanent. Alle sind ständig so hochtourig unterwegs, dass es eigentlich auch egal ist wo es überhaupt hingeht.
Als einer der ersten Gasgeber der Szene gilt Hasan Salihamidzic. Der hatte bei seiner Vorstellung als Sportdirektor des FC Bayern auf die Frage hin, wie genau seine Aufgabengebiete eigentlich aussehen, geantwortet, aber mal so was von Gas geben zu wollen. Das ist genial. Denn wenn jeder hochtourig unterwegs ist, ist es ja auch egal wo hin es geht. Man ist ja schnell wieder woanders. Seitdem wird vor und nach jedem Spiel beschworen, dass man... Sie wissen schon.
Auch andere Gesellschaftsbereiche müssen viel mehr Gas geben
Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis dieser Ausdruck und vor allem die dahinter stehende Geisteshaltung auch andere Bereiche der Gesellschaft erfassen wird.
Man stelle sich nur mal vor: Statt der üblichen Politiker-Phrasen sagt Finanzminister Olaf Scholz, dass er beim nächsten Haushaltsplan „mal richtig Gas geben“ wird. Weg mit dem Scholzomaten-Image, her mit dem Brain-Tuning!
Gerüchten zufolge rufen die ersten Yoga-Lehrer ihre Kursteilnehmer dazu auf, bei der Kranich-Haltung aber jetzt mal Gas zu geben. Im Einwohnermeldeamt von Castrop-Rauxel arbeiten die dort verbeamteten Adrenalin-Junkies der Behörde schon länger nach diesem Prinzip. Nächstes Jahr um diese Zeit wird der Nikolaus die Kinder nicht fragen, ob sie brav waren. Vielmehr wird die Frage lauten: „Na, habt ihr auch immer brav Gas gegeben?“
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