Heimspiel auf zwei Rädern
Während sich die Kollegen verschwitzt und müde in die Mannschaftsautos drängen, könnte sich Sebastian Schwager einen Luxus leisten: zu Hause duschen. Der Radprofi aus der Milram-Mannschaft wohnt nur rund 400 Meter vom Ziel der zweiten Etappe der Bayern-Rundfahrt entfernt. Das Rennen führt am Donnerstag in seine zweite Heimat - Neusäß bei Augsburg.
Von Marcus Bürzle
Augsburg. Während sich die Kollegen verschwitzt und müde in die Mannschaftsautos drängen, könnte sich Sebastian Schwager einen Luxus leisten: zu Hause duschen.
Der Radprofi aus der Milram-Mannschaft wohnt nur rund 400 Meter vom Ziel der zweiten Etappe der Bayern-Rundfahrt entfernt. Das Rennen führt am Donnerstag in seine zweite Heimat - Neusäß bei Augsburg. Er lebt seit gut einem Jahr dort und fühlt sich zu Hause: "Für mich ist es genauso, wie wenn das Ziel in Ansbach wäre", sagt der gebürtige Franke, der der Liebe wegen nach Schwaben kam.
Wenn die 119 Radprofis am Donnerstag nach knapp 220 Kilometern von Straubing nach Neusäß kommen, wird wahrscheinlich keine Zeit für eine Heim-Dusche bleiben. Der Tross zieht weiter, das Rennen geht weiter. Am nächsten Tag führt die dritte Etappe von Donauwörth nach Würzburg. Viele der Fahrer nutzen die Rundfahrt als wichtigen Schritt hin zur Tour de France. Gerolsteiner hat unter anderem Vorjahressieger Stefan Schumacher und Markus Fothen am Start. Das Team High Road schickt unter anderem Kim Kirchen und Gerald Ciolek ins Rennen. Auch Schwagers Milram-Mannschaft startet mit Tour-Kandidaten - nur der berühmteste fehlt: Erik Zabel fährt den Giro d'Italia.
Ohne den Sprintstar ändern sich die Aufgaben für Schwager und seine Milram-Kollegen. Sie haben mehr Freiheit. Der 24-Jährige hofft, dass er sich selbst im Verlauf der rund 800 Kilometer "zeigen kann": Er möchte sein Können in Fluchtgruppen beweisen - oder am Donnerstag in Neusäß: "Wenn es eine Massenankunft gibt, will ich schauen, dass ich mitsprinten darf. Ich bin schließlich auch kein Langsamer." Der Rennfahrer mit Heimvorteil rechnet damit, dass in Neusäß alle Fahrer zusammen ankommen werden. Das wird er am Abend vorher auch seinen Kollegen erzählen - ebenso wie von der Zielrunde über die Steigung am Kobel und von gefährlichen Stellen auf der Strecke.
Die Bayern-Rundfahrt zählt für Sebastian Schwager zu den wichtigen Rennen im Jahr. Daher hat er sich zuletzt getrimmt: Schwager trainierte alleine und zusammen mit Sebastian Siedler (Buchloe), der für die Skil-Shimano-Mannschaft (Niederlande) fährt und nicht in Bayern startet. Er kletterte in Tirol Pässe hinauf, um fit zu sein für das Heimspiel - und anschließend die Dauphiné-Libéré-Rundfahrt. Dort wird er erstmals den berühmten Mont Ventoux hinauffahren. Der junge Fahrer im zweiten Profijahr, sieht diese Herausforderung aber nüchtern: "Es ist auch nur ein Berg."
Die bayerischen Berge erleben die Radler am Mittwoch, der mit einer Bergankunft in St. Englmar endet. Neben dem Zeitfahren am Samstag dürfte der Auftakt entscheidend für den Ausgang der Rundfahrt sein. Für Sebastian Schwager hat das Rennen aber einen anderen Höhepunkt: Neusäß, das das 20. Stadtjubiläum feiert.
Die Diskussion ist geschlossen.