Hockenheim hat in den vergangenen Jahrzehnten alles getan, um für die Formel wettbewerbsfähig zu bleiben. Doch das Geld reicht hinten und vorne nicht.
Volltreffer – gleich der erste Versuch war erfolgreich. 1978 bewarb sich Georg Seiler auf eine Stelle bei der Hockenheimring GmbH und bekam den Zuschlag. Vier Leute arbeiteten damals für das Mini-Unternehmen. Mit dem Grand-Prix von Deutschland 2019 schließt sich für den Ring-König nach 41 Jahren der Kreis. Im August geht der 66-Jährige in Rente. Die kleine Klitsche entwickelte sich zu einem mittelständischen Unternehmen mit 80 Angestellten und einem Jahresumsatz von 35 Millionen Euro.
Und doch reicht das Geld hinten und vorne nicht.
Hockenheim hat in den vergangenen Jahrzehnten alles getan, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die alte Strecke hatte die Boliden mit 360 Sachen in den Hardtwald geführt. Der Kurs wurde bis 2003 für 63 Millionen Euro verkürzt und verbreitert, die Kapazität von 80.000 auf 120.000 Zuschauer aufgestockt. Michael Schumacher löste mit seiner Siegesserie eine Hysterie aus, die sich in der 22.000 Einwohner zählenden Kleinstadt südlich von Mannheim Jahr für Jahr wie in einem Brennglas bündelte.
Die Anforderungen der Formel 1 haben es in sich
Das sollte doch reichen, um die Formel 1 im Badischen zu halten. Doch der Sprit geht aus. Ein schwächelnder Sebastian Vettel und ein blasser Nico Hülkenberg ziehen keine Massen an. Den Formel-1-Besitzern Liberty Media wirft der Ring zu wenig Gewinn ab. Moderne Strecke hin, Tradition her – es fehlt das Geld. Mercedes musste als Namenssponsor einspringen und drei zu den geschätzten zwölf Millionen Euro Antrittsgeld beisteuern. Die berühmte Formel-1-Nation Aserbaidschan lässt für das Rennen in Baku rund 45 Millionen Euro springen. Wie viel der Traditionskurs in Hanoi (Vietnam) berappt, ist nicht bekannt. In jedem Fall mehr als Hockenheim.
Ein Problem ist, dass in anderen Ländern teilweise der Staat den PS-Zirkus mitfinanziert. Die Hockenheimring GmbH, die zu 94 Prozent der Kleinstadt gehört, ist dazu nicht in der Lage. Den Veranstaltern bleiben lediglich die Einnahmen aus dem Ticketverkauf, um die Antrittsgebühr zu finanzieren. Der Staat hält sich raus, und das ist gut so. Kindergärten und Schulen sind wichtiger als ein PS-Spektakel.
Im nächsten Jahr machen die Kreisfahrer um Deutschland wohl einen Bogen, weil Hanoi und Zandvoort neu im Kalender sind. Max Verstappen löst eine Hysterie in Oranje aus. Für das Holland-Rennen sollen rund eine Million Ticketanfragen vorliegen. Mick Schumacher heißt die Zukunftshoffnung der Deutschen. Wenn die Söhne von Jos Verstappen und Michael Schumacher gegeneinander fahren, dann hat Hockenheim 2021 wieder eine GP-Chance. Ein Ring-Rentner würde das Spektakel verfolgen.
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