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Fußball
31.05.2017

In der Hölle des Löwen: Der Abstieg des TSV 1860 München

Da helfen auch keine tröstenden Worte: Nach der 0:2-Niederlage im Relegationsspiel gegen den SSV Jahn Regensburg saßen die Löwenspieler niedergeschlagen auf dem Platz.
Foto: Peter Kneffel, dpa

Der TSV 1860 ist am Ende. Mal wieder. Abgestiegen in die dritte Liga, abhängig von einem ahnungslosen Investor und ohne den Ansatz einer intakten Mannschaft. Was bleibt nun?

Immerhin der Stadion-DJ beweist so etwas wie Humor. Nachdem Schiedsrichter Daniel Siebert mit dem finalen Pfiff den Abstieg der Löwen besiegelt hat, spielt er nicht etwa die ausgewaschene Stadionhymne You’ll never walk alone ein. Der Mann lässt den alten Bierzeltrausschmeißer Sierra Madre aus den Boxen hallen. Unterlegt freilich mit einem Text, der Bezug nimmt zu den großartigen Charaktereigenschaften, die den TSV 1860 München im Allgemeinen und die Fans im Speziellen auszeichnet. Zusammenhalt, Treue, solche Sachen.

Wenige Minuten zuvor haben die Anhänger noch in Richtung der eigenen Spieler gerufen: "Wir sind Löwen und ihr nicht." Damit wird den Profis abgesprochen, sich ebenso inbrünstig für den Verein einzusetzen, wie sie es tun. Es ist aber auch ein Blick in die Zukunft. In wenigen Wochen nämlich werden die meisten Spieler, die derzeit bei diesem sonderbaren Verein unter Vertrag stehen, einfach nicht mehr da sein. Und keiner kann es verhindern. Lediglich die Arbeitspapiere einiger weniger Nachwuchsspieler haben Gültigkeit für die dritte Liga. Der Rest darf, kann und soll die Stadt schnellstmöglich verlassen.

An diesem Dienstag gibt der Verein ein auf allen Ebenen erschreckendes Bild ab. Im Nachhinein lässt sich leicht analysieren, dass die Entwicklungen der vergangenen Jahre in einen derart schaurigen Abend würden münden müssen. Dass die Münchner nach 24 Jahren wieder in die Drittklassigkeit verschwinden würden. Ein Abklatsch jenes gleichwohl stolzen wie sentimentalen Vereins, der mal die Arbeiterschicht Münchens repräsentierte und nun zugrunde gerichtet wurde. Nicht zum ersten Mal in der traditionsreichen Geschichte – was den gutgläubigen Anhängern noch ein Mindestmaß an Hoffnung lässt.

TSV 1860 München: Ein demütigender Abstieg

Bevor nun aber der DJ von weiß-blauer Nibelungentreue fabulieren lässt, zeigen sich die Fans von einer schauderhaften Seite. Es sind noch zehn Minuten gegen Regensburg zu spielen, als sie Sitze und Stangen aufs Spielfeld werfen. Zehn Polizisten werden leicht verletzt. Dass die Partie nach einer 15-minütigen Unterbrechung fortgesetzt wird, liegt einzig an Regensburgs Torwart Philipp Pentke, der sich bereit erklärt, seinen Arbeitsplatz wieder einzunehmen und so lange weiterzuspielen, bis ihn ein Wurfgeschoss trifft. Zum Glück ist es um die Zielgenauigkeit der Fans ebenso schlecht bestellt wie um ihr Benehmen.

1860 München steigt nach den Relegations-Spielen in 3. Liga ab.
Foto: Andreas Gebert, dpa

Auf recht viel demütigendere Weise als die Münchner kann eine Mannschaft kaum absteigen. Der Dilettantismus, die absolute Hilflosigkeit, mit der die Münchner sowohl auf als auch jenseits des Feldes agieren, überrascht aber selbst erfahrene Begleiter des Vereins. Es findet sich nach der Partie kein Verantwortlicher der Löwen, der zu den Ausschreitungen etwas sagen will. Oder über die Zukunft des Klubs. Aber wer kann denn auch etwas erzählen? Investor Hasan Ismaik? Ist nicht in der Allianz-Arena, als sich sein Multimillionen-Euro-Investment in die Drittklassigkeit verabschiedet. Ian Ayre ist schon nicht mehr Geschäftsführer, als die Spieler auf dem Rasen kauern. Der vor zwei Monaten vom FC Liverpool verpflichtete Mann trat bereits vor dem Spiel zurück. Was die Münchner aber erst in einer Pressemitteilung um 22.49 Uhr bekannt geben. "Um die Mannschaft und das Umfeld vor dem wichtigen Spiel gegen Regensburg nicht zu belasten", begründen die Münchner die späte Kunde vom Rücktritt.

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Dafür berichten die Münchner in derselben Postille auch noch vom Rückzug des Präsidenten Peter Cassalette. Der verlässt das Stadion bereits kurz vor dem Abpfiff und sagt der Pressesprecherin, er sei für niemanden zu erreichen.

Offizielles Schweigen also. Das gab es in der näheren und fernen Vergangenheit selten. Schließlich zeichnen sich Präsidenten, Geschäftsführer und Sportdirektoren der Münchner seit jeher eher durch ein ausgeprägtes Mitteilungsbedürfnis denn durch sportliche oder wirtschaftliche Expertise aus. Oft wird übereinander geredet, selten miteinander und am häufigsten durcheinander. Letztmals klare Strukturen im Verein lebte ja tatsächlich das barocke Paar Wildmoser/Lorant vor. Dann war der Trainer dem Präsidenten nicht mehr gut genug.

Investor Ismaik: Ohne ihn drohen Insolvenz und Regionalliga

Der nebenberufliche Hendlbrater Karl-Heinz Wildmoser ließ sich später in ein Korruptionsgschichterl rund um den Bau der Allianz-Arena verwickeln. Eine wirklich unangenehme Sache. Und weil in so einer Phase aber auch eben alles schiefläuft, was nur schieflaufen kann, ballerte Francis Kioyo im entscheidenden Spiel gegen Hertha BSC Berlin einen Elfmeter in die Walachei. Abstieg. 13 Jahre liegt dieser Fehlschuss nun zurück, in dem viele Anhänger die Ursache für den Niedergang des Vereins sehen. Ebenso bedeutend war aber der Einzug in die Allianz-Arena. Nur wegen der daraus resultierenden Verschuldung musste ein Investor gesucht werden. Sollte es Ismaik nun leid sein, den Verein weiter zu alimentieren, droht die Insolvenz und der Absturz in die viertklassige Regionalliga.

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Es wäre nicht der erste Zwangsabstieg der Münchner. Nach dem Lizenzentzug 1982 darbte der Verein neun Jahre in der Bayernliga. Doch schon damals gelang es dem Klub nicht, seine Fans zu vergraulen. Sie begleiteten das Team nach Ampfing, Frohnlach und Schweinfurt. Den Löwen-Fan – so er nicht zur kleinen Gruppe derer gehört, die Sitze und Stangen auf das Feld werfen – zeichnet ein Zweiklang aus Folklore und Gleichgültigkeit aus. Empfindliche Niederlagen, bittere Abstiege – was soll’s? Aber der Pokalsieg 1964, die Meisterschaft 1966! Dazwischen das Endspiel im Europapokal der Pokalsieger. 97.974 Zuschauer im Wembleystadion. Die 0:2-Niederlage gegen West Ham – nebensächlich. Das war aber auch eine Mannschaft, die Trainer Max Merkel da spielen ließ: Im Tor der freischaffende Künstler Petar Radenkovic. Im Mittelfeld der feine Techniker Peter Grosser, der den wuchtigen Stürmer Rudi Brunnenmeier bediente. Bundesliga-Rekordschütze der Münchner. Torschützenkönig 1965. Aus Bomber-Rudi wurde Skandal-Rudi. Tauchte betrunken beim Training auf, tingelte durch niederklassige Ligen. Später: Rausschmeißer und Brezl-Verkäufer. Im Alter von 62 Jahren hatte er sich totgetrunken. In München gab es in etwa zur aktiven Zeit Brunnenmeiers einen weiteren Stürmer mit ähnlichen Problemen. Der spielte für den benachbarten FC Bayern, damals noch die Nummer zwei in der Stadt.

Mai 2004: Am 15. Mai 2004 läuft die 89. Minute des Spiels zwischen dem TSV 1860 und Hertha BSC Berlin, es steht 1:1. Löwen-Stürmer Francis Kioyo verschießt einen Elfmeter. Am letzten Spieltag der Saison eine Woche später verliert Sechzig in Mönchengladbach und steigt nach zehn Jahren in der Bundesliga ab.
Foto: Frank Leonhardt, dpa (Archiv)

Dem späteren Rekordmeister gelang es, Gerd Müller zu retten. Ihn wieder in das Vereinsleben einzubinden. Geführt wird der FC Bayern von ehemaligen Spielern. Ehemalige Spieler der Löwen fallen meistens durch kluge Ratschläge auf. Der Verein legt seit dem Einstieg Ismaiks 2011 aber auch keinen gesteigerten Wert darauf, altgediente Akteure mit Verantwortung zu betrauen. Lediglich Daniel Bierofka ist als Trainer der zweiten Mannschaft an wichtiger Stelle aktiv. Er ist es auch, der am Dienstag gegen Regensburg in die randalierende Kurve geschickt wird, um zu beschwichtigen. Er wird beworfen. Wenig später singen die Anhänger: "Außer Biero könnt ihr alle gehen."

62.000-fache Unterstützung gegen Regensburg

Mannschaft und Fans sind weit voneinander entfernt. Seltsamerweise aber kann der Verein wohl weiter auf seine Anhänger bauen. Sie werden den Verein auch in der dritten Liga unterstützen. Oder in der Regionalliga. Natürlich nicht 62.000-fach wie gegen Regensburg, aber doch bemerkbar. Egal, wie der Präsident heißt. Ob Ismaik den Verein sich selbst überlässt oder den nächsten Wundertrainer an die Seitenlinie beordert. Sie werden in die ungeliebte Allianz-Arena kommen oder ins mythisch aufgeladene Grünwalder Stadion. Es liegt nicht in ihrer Hand. "Sollten die Löwen tatsächlich zurück ins Grünwalder Stadion wollen, dann werden wir das gerne prüfen und so weit wie möglich auch unterstützen", sagt Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter am Mittwoch.

Ein Weg, den viele Anhänger bevorzugen. Sie werden ihre blauen Trikots anziehen. Trikots, auf denen "Lauth" steht, "Agostino", "Nowak", "Häßler" oder "Pele". Namen aus einer besseren Zeit. Als es auch dem unbefangenen Fußballfan nicht schwerfiel, sich für die Löwen zu freuen. Andere Zeiten.

Noch zehrt der Klub davon. Vielleicht kehrt er in wenigen Jahren entgiftet zurück. Vielleicht verschwindet er vollkommen in der Versenkung. Das Schöne am Fußball ist ja, dass er immer wieder neue Chancen bietet. Sogar dem TSV 1860 München.

Einmal Löwe immer Löwe. Gilt da auch jetzt noch? Das Bild entstand bei einem Spiel des TSV 1860 München gegen Karlsruhe.
Foto: Matthias Schrader, dpa/lby
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