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Interview
26.04.2021

Stefan Bradl: "Dann denke ich mir: Wahnsinn, die Anspannung ist brutal"

Mit diesem Modell fuhr Stefan Bradl während des Corona-Lockdowns auf Rennstrecken, um das Gefühl für die Geschwindigkeit nicht zu verlieren.
Foto: Ulrich Wagner

Motorradfahrer Stefan Bradl über das Gefühl, mit 360 Stundenkilometern über die Rennpiste zu donnern und seine Arbeit als Testpilot. Außerdem gibt er Tipps für die Ausfahrt auf der Landstraße.

Spät weicht die Kälte, die Motorradfahrer richten ihre Maschinen her. Wie viele Bikes stehen in Ihrer Garage?

Stefan Bradl: Schon ein paar. Mein wichtigstes Bike ist mein Rennstrecken-Motorrad, mit dem ich privat zum Trainieren fahre. Als Rennfahrer darf man das Gefühl für die Geschwindigkeit nicht verlieren. Es ist eine Honda Fireblade mit 217 PS, das sportlichste Teil, das die Japaner zu bieten haben. Im Corona-Lockdown habe ich es mehrere Male genutzt. Mein privates Straßen-Motorrad ist eine Honda Africa Twin. Salopp gesagt ein Tourendampfer, mit dem man in den Bergen gemütlich unterwegs ist.

Sie trainieren auch mit ambitionierten Hobby-Rennfahrern in Hockenheim?

Bradl: Klar, das macht auch Spaß. Meistens sind die Veranstalter begeistert, wenn es heißt: Der Bradl kommt. Dann helfe ich als Fahrer-Coach und gebe Ratschläge.

Welche Tipps gibt der Fahrlehrer Bradl einem Hobbyrennfahrer?

Bradl: Die meisten Anfänger auf Rennstrecken sind überfordert mit dem Platz, den sie plötzlich zur Verfügung haben. Auf der Straße fährt man auf seiner Seite, muss sich an die Verkehrsregeln und Geschwindigkeitsbegrenzungen halten. Auf dem Rennkurs fährt jeder in die gleiche Richtung und du hast Platz ohne Ende. Ich sage dann: Leute, ihr bezahlt für den ganzen Asphalt, der euch zur Verfügung steht. Sobald sie den nutzen, kommt die Geschwindigkeit von ganz alleine. Heißt: Eine Rechtskurve bremse ich links an und fahre mit Schwung herein und nehme die ganze Streckenbreite mit.

Worauf kommt es auf der Landstraße an?

Bradl: Auf das vorausschauende Fahren. Wichtig ist, wie vertraut man mit seiner Maschine ist. Wenn jemand zwischen April und Oktober nur 500 Kilometer auf seinem Bike sitzt, wird er nicht genügend Zutrauen in sein Motorrad und das Drumherum bekommen. Vorausschauendes Fahren heißt, dass ich einrechnen muss, dass es hinter einer Kuppe schattig und damit rutschig sein kann. Im Frühjahr oder Herbst kann Schmutz oder Laub auf der Fahrbahn liegen. Um mit Spaß zu fahren, muss man seinen Verstand einschalten. Selbsteinschätzung ist das Stichwort.

Fahren Sie im Alltag Auto oder Motorrad?

Bradl: Fast alles mit dem Auto. Außer es geht mit meinem Vater Helmut auf eine Motorrad-Tour über Landsberg nach Füssen oder durchs Altmühltal. Das machen wir zwei Mal im Jahr. Manchmal kommen meine Onkel Max und Edwin mit.

Stefan Bradl.
Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa

Der Transfer von der Rennstrecke auf die Straße ist groß: "Sind ein Entwicklungslabor"

Nachdem sich im vergangenen Jahr der mehrfache Motorrad-Weltmeister Marc Marquez den Oberarm gebrochen hatte, sind Sie überraschend zu zwölf WM-Einsätzen gekommen. Beim Saisonstart 2021 in Katar haben Sie in den ersten beiden WM-Rennen die Ränge elf und 14 belegt. Wie ordnen Sie das ein?

Bradl: Ich wäre schon gerne unter die ersten Zehn gefahren, so wie beim letzten Saisonrennen 2020 mit Rang sieben in Portimao (Portugal, Anm. d. Red.). Aber wichtig ist für mich der Abstand zum Sieger. Beim zweiten Rennen 2021 waren es lediglich 6,4 Sekunden. Das zeigt mir, dass ich vom Rennspeed mit der Weltspitze mithalten kann.

Eine Rennmaschine in der MotoGP mit 300 PS hat auf den ersten Blick wenig gemeinsam mit einen Straßenmotorrad. Wie groß ist der Transfer von der Rennstrecke auf die Straße?

Bradl: Sehr groß. Wir sind ein Entwicklungslabor, in dem die Hersteller experimentieren. Wenn ich auf die vergangenen Jahre zurückblicke, ist die Elektronik das große Thema. Was die Hersteller in der MotoGP entwickelt und verfeinert haben, ist längst auf der Straße angekommen. Zum Beispiel das Antiblockiersystem ABS, oder eine Schalt-Automatik, damit das Schalten ohne Kupplung funktioniert. Das gibt dem Kunden mehr Sicherheit.

Wo liegt der Geschwindigkeitsrekord in der MotoGP?

Bradl: Der wurde gerade in Katar mit 362 Stundenkilometern von Ducati aufgestellt. Aber alles, was über 330 Sachen geht, das macht keinen großen Unterschied. Wir haben ja keinen Tacho, das ist auch gut so. Als Fahrer weißt du, dass du Highspeed unterwegs bist und konzentrierst dich auf den nächsten Bremspunkt vor der Kurve. Die Höchstgeschwindigkeit bringt aber nicht viel. In den Kurven verliert oder gewinnt man Zeit.

Startet beim Auftakt der MotoGP in Katar am Sonntag: Stefan Bradl. Wie der Zahlinger seine Aufgabe angeht und warum es nicht sein letzter Einsatz in dieser Saison sein wird, verrät der 31-Jährige im Interview.

Wie fühlt es sich an?

Bradl: Wenn man nach der Winterpause wieder die Gerade herunter fährt und bei einem Tempo über 300 aus der Verkleidung der Maschine herausgeht, dann tut einem der ganze Oberkörper weh. Die Nackenmuskulatur wird extrem beansprucht. Alle Fahrer trainieren während des Winters im Kraftraum, aber diese Extremsituation kann man kaum simulieren. Auch das Auge muss sich erst wieder an den Speed gewöhnen. Am ersten Trainingstag nach einer längeren Pause fühlt man sich am Abend K.-o.

Wie viel Mut benötigt man für diese irre Geschwindigkeit?

Bradl: Mut würde ich es nicht nennen, man muss das Vertrauen in das Material gewinnen. Es war interessant: Die ersten beiden WM-Rennen bin ich gefahren, in Portimao habe ich für ServusTV als Experte gearbeitet. Wenn ich die Rennen am Monitor verfolge, dann denke ich mir: Wahnsinn, die Anspannung ist brutal. Von außen sieht es spektakulärer aus, als wenn du selbst auf der Maschine sitzt. Weil ich die Hebel dann selbst in der Hand und alles unter Kontrolle habe. Dann ist es etwas Alltägliches, an das man sich aber auch über die unteren Motorradklassen herantastet. Niemand kommt von null in die MotoGP.

Stürze zählen zum Berufsrisiko von Motorrad-Rennfahrern. Wie oft sind Sie 2020 vom Bock gefallen?

Bradl: 2020 hatte ich etwa ein Dutzend Stürze. Dieses Jahr waren es schon drei. Am gefährlichsten sind die Highsider. Das Hinterrad geht weg, man geht vom Gas, das Hinterrad fängt sich wieder und dann katapultiert es dich aus dem Sitz. Meistens schlägt man stumpf auf dem Asphalt auf, das sind die gefährlichsten Stürze. In der jüngsten Vergangenheit hat die Traktionskontrolle die Zahl dieser Unfälle verringert, deshalb sind auch die Verletzungen weniger geworden. Gefährlich wird es, wenn man mit anderen Fahrern kollidiert. In diesem Bereich gab es eine gute Entwicklung mit Airbags in unseren Rennanzügen. Nacken, Knie, Brust und Rücken werden durch Polster, die sich in Sekundenbruchteilen selbst aufblasen, gut geschützt. Die nächste Stufe mit einen Airbag für die Hüfte, Genitalbereich und Oberschenkel ist in der Entwicklung. Das ist aber auch notwendig, denn die Kurvengeschwindigkeiten werden ja immer höher, die Reifen immer besser. Da muss die Sicherheit Schritt halten.

Machen sich Vater Helmut und Mutter Gisela auch nach so vielen Jahren Sorgen um ihren Sohn Stefan?

Bradl: Ja schon, auch meine Freundin Jana. Aber sie wissen, dass ich ein vernünftiger Kerl bin.

Wann sind Sie zum ersten Mal auf dem Motorrad gesessen?

Bradl: Mit vier Jahren. Mein Vater hatte eine Mini-Motocross-Maschine aus Japan mitgebracht. Das war im Garten hinter dem Haus in Zahling. Anfangs hat mir der Lärm des Motors Angst gemacht. Als ich das überwunden hatte, war mir klar, dass ich das machen will.

Wenn Fahrer, auch in der Formel 1, in eine Rennwochenende gehen, heißt es, sie müssen im Training das Setup für ihr Fahrzeug finden. Was heißt das?

Bradl: Du musst das Motorrad so abstimmen, dass du dich im Grenzbereich am wohlsten fühlst. Die Elektronik, das Fahrwerk, die Federung müssen auf das Streckenlayout ausgerichtet werden. Schaffst du eine Runde mit dem Messer zwischen den Zähnen oder schaffst du davon zehn Stück? Auf die Distanz konstant zu fahren, da trennt sich die Spreu vom Weizen.

Startet mit einer Wildcard in Jerez: Stefan Bradl.
Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa

Ihre Hauptaufgabe bei Honda ist Testfahrer. Was muss man sich darunter vorstellen?

Bradl: Als Pilot an einem Renn-Wochenende hat man die Aufgabe, aus der Basis mit Maschine und Reifen das Optimum herauszuholen. Als Testfahrer probiere ich größere Einheiten aus, eine neue Schwinge oder eine neue Rahmenkonstruktion. Ich arbeite schon am Motorrad von Marc Marquez für 2022.

Ihr dritter Job ist Motorrad-Experte für ServusTV. Wie kam es dazu?

Bradl: Als ServusTV die Rechte für die Übertragung der Motorradrennen in Deutschland übernommen hat, ist man auf mich zugekommen, weil ich das bekannteste Gesicht in der Szene bin. Vor gut vier Jahren ist es ohne großartige Einweisung losgegangen.

Sprechen Sie O-Ton Obergriesbach oder hochdeutsch?

Bradl: Ich versuche hochdeutsch zu reden. Die Leute daheim sagen zwar, ich rede ein bisschen geschwollen daher, aber ich will, dass mich jeder versteht. Bevor ich als Experte angetreten bin, habe ich mich intensiv damit beschäftigt, was Oliver Kahn als Fußball-Experte beim ZDF oder Ralf Schuhmacher in der Formel sagen. Da habe ich versucht, mir etwas abzuschauen.

Welcher der drei Jobs Fahrer, Testfahrer und Fernsehexperte macht am meisten Spaß?

Bradl: Immer der, den ich gerade nicht mache. Als Fahrer hast du den Druck Resultate zu liefern, das bedeutet Stress. Dann schießt mir durch den Kopf: Ach wäre es schön als Experte durch das Fahrerlager zu spazieren und gescheit ins Mikrofon zu sprechen. Wenn ich einen festen Fahrervertrag bekommen würde, wäre es ein perfektes Szenario. Aber ich bin froh, dass ich Rennen fahren kann und zu den weltbesten Motorrad-Fahrern zähle. Ich bin gerade glücklich mit meinem Gesamtpaket.

Sie haben ein Projekt für Nachwuchspiloten in Deutschland angestoßen. Was ist geplant?

Bradl: Wir wollen zwölf bis 15-jährige Buben und Mädchen, die bereits Erfahrung auf Minibike und Pocketbike mitbringen, eine Ausbildung geben, damit sie im Red Bull Rookies Cup starten können. Zuletzt sind die deutschen Starter durch den Rost gefallen, weil sie von Spaniern oder Italienern überrollt worden sind. In Deutschland fehlt der Unterbau. Das Projekt steht noch ganz am Anfang und ist durch Corona gebremst worden. Hinter Bradl und Marcel Schrötter (aus Pflugdorf bei Landsberg, fährt in der Moto2; Anm. d. Red.) kommt im Augenblick nicht viel, das soll sich ändern.

ZUR PERSON: Stefan Bradl ist mit 108 Starts in der MotoGP der erfolgreichste deutsche Pilot in der Königsklasse. 2011 gewann er den WM-Titel der Moto2. Der 31-Jährige aus Zahling im Landkreis Aichach-Friedberg arbeitet als Testpilot und Ersatzfahrer für Honda, sowie als TV-Experte.

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