Ist Konsolen-Zocken bald eine anerkannte Sportart?
Zocken auf der Playstation und am PC lockt Zuschauer und Sponsoren. Der DFB will mit einem Profi-Team einsteigen. Wie der Arbeitsalltag eines Profis aussieht.
Duc Hoang klickt und tippt fast 400-mal in der Minute auf Maus und Tastatur. 20.000 Zuschauer beobachten jede Bewegung seines Videospiel-Charakters. Der 21-Jährige aus Donauwörth ist E-Sportler, also professioneller Computerspieler. Innerhalb von sieben Jahren hat er sich hochgespielt, vom Hobby-Zocker, der nach der Schule entspannt mit seinen Freunden am Rechner saß, zum Profi mit Team, Vertrag und regelmäßigem Trainings- und Spielbetrieb. Mittlerweile spielt er nicht mehr nur zum Spaß, sondern um Geld.
Seine Disziplin: Das Spiel „League of Legends“, das monatlich auf der ganzen Welt von etwa 100 Millionen Spielern gespielt wird. Hoang gehört in Europa zu den 500 Besten. Hinter seinem Erfolg steht ein enormes Trainingspensum. Täglich drei Stunden, am Wochenende sind es sechs Stunden oder mehr. „Andere Spieler und Teams trainieren noch mehr, es gibt keine Limits“, sagt der Donauwörther. Profi-Status, Trainingspläne – das hört sich nach einer eigenen Sportart an. In Südkorea ist E-Sport bereits als eigene Sportart anerkannt und soll bei den Asian Games 2022 als Disziplin aufgenommen werden. In Deutschland ist das noch nicht so weit – auch wenn die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart hat, E-Sport zu fördern und als eigene Sportart samt Vereins- und Verbandsrecht anzuerkennen. Die Begründung: Mit dem Zocken werden „wichtige Fähigkeiten geschult, die nicht nur in der digitalen Welt von Bedeutung sind“. Der Deutsche Olympische Sportbund will demnächst eine Empfehlung dazu abgeben.
Wie bei jedem Sport: Am wichtigsten ist die Übung
Tatsächlich erinnert vieles bei Duc Hoangs Trainingsalltag an die Strukturen in etablierten Sportarten. Sein Team „Tempered Fate“ beinhaltet neben ihm noch vier Mitspieler, je einen Trainer, Manager und Analyst. In der Bundesliga spielen immer zwei Teams gegeneinander. Gestartet wird auf zwei gegenüberliegenden Seiten. Ziel ist es, über Hindernisse hinweg das gegnerische Hauptgebäude zu zerstören. Die Schwierigkeit liege darin, „immer zu wissen, was der Gegner macht und flexibel zu bleiben“. Vor allem Übung sei wichtig, um schnell reagieren zu können. Seinen Weg in den Profisport beschreibt er als „gängig“: Auf Twitter startete er einen Aufruf nach einem Team – und prompt kam die Rückmeldung.
Sein erster Vertrag läuft noch bis April 2019. Er verdiene zwischen 300 und 3000 Euro pro Monat, genau möchte er es nicht sagen. „Das ist die Spannweite in der Liga“, sagt er. Beim größten E-Sports Turnier „The International“, das zuletzt im kanadischen Vancouver veranstaltet wurde, werden hingegen Preisgelder von über 25 Millionen US-Dollar ausgeschüttet. Preise, von denen der Donauwörther zwar träumen kann – einen Achtungserfolg hat er aber auch errungen. Sein Team belegte in der Bundesliga den neunten Platz und schaffte den Klassenerhalt. Das Meisterschaftsfinale verfolgten in Deutschland bis zu 31.000 Menschen live per Stream.
Bayerischer Fußball-Verband spielte E-Sport-Pokalwettbewerb aus
Mittlerweile sind in Deutschland bereits die großen Verbände und Sportverein auf den Sport aufmerksam geworden. Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) spielt einen eigenen Pokalwettbewerb aus. Wie vor kurzem bekannt wurde, plant der Deutsche Fußball-Bund den Einstieg in den virtuellen Fußball – auch wenn sein Präsident Reinhard Grindel als erklärter Gegner gilt und das Zocken als „absolute Verarmung“ bezeichnet hatte.
Aus der Fußball-Bundesliga stellen bereits neun Klubs eigene Teams. Augsburg und der FC Bayern sind bislang noch nicht aktiv. Bei den Münchnern gab es zwar eine Initiative innerhalb des Klubs, diese wurde aber von Präsident Uli Hoeneß gestoppt. Seine Begründung: „Junge Leute sollen Sport auf dem Trainingsplatz treiben.“ Mit seiner Meinung stehe er aber innerhalb des Vereins „relativ alleine da“, wie Hoeneß anfügte. Der FC Bayern Basketball besitzt mit Bayern Ballers Gaming ein eigenes E-Sport-Team, das in der Basketballsimulation NBA 2K antritt. Wie lange Duc Hoang noch professioneller Gamer ist, weiß er nicht. Spieler sind ersetzbar. Viele Karrieren enden mit Mitte, Ende 20, weil die Reaktionsfähigkeit zusehend abnimmt. Ganz allein auf seine E-Sport-Karriere will sich Hoang nicht verlassen. An der Uni Augsburg studiert er im dritten Semester Informatik.
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