Der Bundestrainer steht wegen seines Stils in der Kritik. Aber hätte er die Kröte für Hummels, Boateng und Müller wirklich gut verpacken können. Wohl kaum.
Könnte Jogi Löw diese Woche noch einmal zurückdrehen, er würde wohl nicht mehr an die Säbener Straße nach München fahren, um Müller, Boateng und Hummels das Ende ihrer Karriere in der Nationalmannschaft zu verkünden. Andererseits hat der Bundestrainer den Termin körperlich unversehrt überstanden, was sich nicht über jeden antiken Überbringer einer schlechten Botschaft sagen lässt. Mancherorts war es damals guter Brauch, den Boten zu köpfen. Löw aber hat München erhobenen Hauptes und im Gefühl alles richtig gemacht zu haben, wieder verlassen.
Natürlich war das ein Trugschluss. Es lässt sich nichts richtig machen, wenn einer den Laufpass spielt. Das weiß man von sämtlichen Feldern des Lebens. Der Bundestrainer konnte die Botschaft noch so hübsch verpacken – es blieb doch eine hässliche Kröte, die es zu schlucken galt. Auch Blumen oder eine Jahreskarte zu allen Länderspielen der Nationalelf hätten nicht geholfen. Hier ließ sich nicht einmal auf Unentschieden spielen. Die Partie war mit dem ersten Gedanken an die Trennung verloren.
Wenn der FC Bayern die nächsten Spiele verliert, könnte es für Löw unangenehm werden
Die Welle der Empörung würde über ihm zusammenschlagen, wenn die Verabschiedeten und ihre Anhänger sich erst einmal formiert hatten. Deren Rache-Strategie folgt in solchen Fällen immer nach dem gleichen Prinzip. Die Entscheidung inhaltlich zu respektieren – andernfalls sähe es aus, als wäre man beleidigt – dafür umso heftiger die Form zu beklagen. Es geht vordergründig um Stilfragen.
Hätte sich Löw nicht ordentlich anmelden können, statt einfach vorbeizuschneien? Warum musste er persönlich erscheinen und dann auch noch mit Verstärkung. Hätte nicht auch eine SMS genügt oder ein einleitender Mensch-ärgere-Abend mit den Dreien, aus dem sich dann geschmeidig auf deren Abschied hätte überleiten lassen? Und riecht die Aktion nicht nach einem Störmanöver zugunsten der Dortmunder? Dem Bundestrainer bleibt nun nichts mehr, als dem FC Bayern die Daumen zu drücken. Wehe sie verlieren, angeführt von drei orientierungslosen Ex-Nationalspielern gegen Wolfsburg, dann bricht die Antike über Löw herein.
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Die Bayern beklagen sich nun über Unruhe im Verein, dabei waren sie doch sonst immer so stolz darauf, wenn sie bei der Konkurrenz mit geschickt lancierten Gerüchten über Spielertransfers Unruhe erzeugten. Löw hat das gut gemacht. Jetzt muss er nur noch Neuer und Kroos aussortieren.