Kann der BVB mit Favre den Titel holen?
Der Schweizer geht in sein letztes Vertragsjahr. Er konnte die Dortmunder Meisterträume bis jetzt noch nicht erfüllen. Die kommende Saison könnte seine letzte Chance sein.
Im Sommer 2019 lehnte sich Borussia Dortmund weit aus dem Fenster. Geschäftsführung und Profis kündigten forsch einen Angriff auf den Titel an. Tatsächlich gab es Hoffnung, den Sockel, auf dem Abonnementmeister FC Bayern schon so lange thronte, unterspülen zu können. Das Vorhaben missriet gründlich, 13 Punkte trennten Souverän und Herausforderer am Ende. Der BVB scheiterte an seiner Abwehrschwäche (41 Gegentore) und einem augenfälligen Phlegma.
Fordert Dortmund die Münchner erneut zum Duell?
Mats Hummels kann’s nicht lassen. Mit dieser Mannschaft seien Titel zu gewinnen, sagte der Ex-Nationalspieler erst im vergangenen Monat. Der überwiegende Teil seiner Mitstreiter schweigt zum Dauerthema. Trainer Lucien Favre sowieso. Der Schweizer, der auch offensichtlich unterlegene Gegner gern groß redet, hatte sich schon vor der vergangenen Saison nur unwillig vor den Titel-Karren spannen lassen. Genau so ein Titel wird nun aber vom Schweizer erwartet werden.
Könnte Hummels am Ende doch recht haben?
Grundsätzlich ja. Auf dem Papier ist der Vizemeister jedenfalls (noch) besser aufgestellt als in der vergangenen Saison. Mit Achraf Hakimi hat der Klub nur einen Leistungsträger verloren, im Gegenverkehr haben der erfahrene belgische Nationalspieler Thomas Meunier sowie die hoch talentierten Nachwuchskräfte Reinier, 18, und Jude Bellingham, 17, den Fußballpark erreicht.
Warum es trotzdem nicht zum großen Wurf reicht?
Zum einen sind da die übermächtigen Bayern. Zum anderen steht sich Dortmund oft selbst im Weg. Der Kader ist vorzüglich aufgestellt. Aber es fehlt das, was Hummels an Flicks Münchnern bewundert: eine zu jeder Zeit und an jedem Ort hundertprozentige Einstellung. In der Vorbereitung trat die Borussia mitunter oberflächlich und sogar überheblich auf. Was Sportdirektor Michael Zorc noch dezent kommentierte: „Das muss in unterschiedlicher Ausprägung bei dem einen oder anderen besser werden.“
Gibt es Hoffnung auf Besserung?
Das hängt in erster Linie von Lucien Favre ab. Es ist nicht nur Aufgabe des Trainers, das bestmögliche System für seine Mannschaft zu finden. Er muss sie auch auf ein gemeinsames Ziel einschwören. Dazu zählt, Nachlässigkeiten konsequent zu unterbinden. (Zu) Oft in der Vergangenheit gab Favre seiner Mannschaft nach faden Leistungen ein Alibi. Jetzt, wo das Publikum nicht nur als stimmungsvoller Antrieb, sondern auch als unüberhörbares Regulativ fehlt, ist der 62-Jährige mehr denn je gefordert.
Wie sehr leidet Dortmund unter dem Zuschauerausschluss?
Mehr als jeder andere Konkurrent. Im größten Stadion Deutschlands spielt der BVB in der Regel vor mehr als 80000 Zuschauern. Vor allem die gelbe Wand fehlt. In der vergangenen Spielzeit verlor der BVB vor vollen Tribünen nicht ein einziges Pflichtspiel. Nach Wiederaufnahme des Spielbetriebs ohne Zuschauer ging er in drei von fünf Bundesligapartien komplett leer aus und schoss dabei nicht einmal ein Tor. Was in engem Zusammenhang mit dem Dortmunder Phlegma stand.
Prognose der Sportredaktion
Der Kader ist sicher nicht schlechter, vielleicht sogar besser als vergangene Saison. Für den Meistertitel wird es trotzdem nicht reichen.
Zugänge Bellingham (Birmingham City/26,5 Mio.), Meunier (Paris SG/ablösefrei), Reinier (Real Madrid/ausgeliehen)
Abgänge Hakimi (Real Madrid/Ende der Ausleihe), Götze (Ziel unbekannt), Balerdi (Olympique Marseille/ausgeliehen)
Dieser Artikel ist Teil unserer Bundesliga-Vorschau. In 18 Teilen beleuchten wir das Geschehen bei den einzelnen Vereinen und wagen eine Prognose. Im Rahmen dieser Serie ist bislang erschienen:
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Das Problem: Fabre passt zum Management, aber Nagelsmann oder Klopp würden mit der Mannschaft erfolgreich sein.