
Die Corona-Pandemie hat die Olympia-Gastgeberstadt Tokio im Würgegriff, die Stimmung ist gekippt. Thomas Bach und das IOC halten aber an einer Austragung fest.
Das IOC hat ein Problem. Zugegeben, der Rest der Welt auch. So eine Pandemie finden die wenigsten gut. Das IOC stellt sie aber vor eine Situation, die schlicht nicht vorgesehen ist. Mal abgesehen von einem Weltkrieg schien kein Szenario vorstellbar, in dem Olympische Spiele ausfallen.
Corona könnte die Lenker des Weltsports nun eines Besseren belehren. Ein halbes Jahr vor dem geplanten Beginn der Spiele ist die Stimmung im Land der Gastgeber komplett gekippt.
Das IOC mit Thomas Bach an der Spitze will sich davon aber nicht beirren lassen. Es geht nicht um das Ob, sondern nur um das Wie. Als vor kurzem eine englische Zeitung berichtete, Japans Regierung plane bereits die Absage, wurde das eifrigst dementiert.
Das IOC will ein System am Laufen halten und Geld verdienen
Wer all die Spekulationen und sonstigen Störfeuer ausblendet, kommt zum Kern der Sache: Geld. Sehr viel Geld. Japan ist mit zig Milliarden Euro in Vorleistung gegangen. Neu dazugekommene Hygienemaßnahmen treiben die Kosten weiter nach oben. Noch teurer wäre aber eine Absage oder erneute Verschiebung. Das würde dann nicht nur den japanischen Steuerzahler empfindlich treffen, sondern auch das IOC. Denn dessen Haupteinnahmequelle sind die Spiele.
Wie man es also dreht und wendet: Schon aus finanzieller Sicht ist das IOC dazu verdammt, in diesem Sommer irgendetwas auf die Beine zu stellen, an das es die olympischen Ringe hängen kann. Zur Not eben ohne Zuschauer, mit weniger Sportlern und abgespecktem olympischem Dorf, ohne Flair, ohne das, was Olympia ausmacht. Denn darum geht es nicht mehr. Es gilt, ein System am Laufen zu halten, in dem alles mit allem zusammenhängt. Das IOC pumpt sein Geld zu einem Großteil in den Sport weltweit.
Inmitten einer Pandemie zehntausende Menschen einzufliegen - ist das sinnvoll?
Käme diese Quelle zum Versiegen, hätte das nicht absehbare Auswirkungen. Trotzdem sei die Frage erlaubt: Ist es sinnvoll, inmitten einer Pandemie zehntausende Menschen aus der ganzen Welt nach Tokio einzufliegen?
Die große Hoffnung heißt Impfung. Es ist ein Wettlauf gegen die Uhr. Der Startschuss ist längst gefallen und der Rückstand gewaltig.
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