Kommentar: Frauenkick ist längst Spitzensport
Als der DFB 1970 das Verbot des Frauenfußballs aufhob, schien das der Beginn einer verhängnisvollen Affäre zu sein. Frauen und Fußball, das passte angeblich irgendwie nicht, konnte nicht gut gehen. Kommentar von Herbert Schmoll
Als der Deutsche Fußball-Bund 1970 das Verbot des Frauenfußballs aufhob und auch dem weiblichen Geschlecht offiziell die Jagd nach dem runden Leder gestattete, schien das der Beginn einer verhängnisvollen Affäre zu sein. Frauen und Fußball, das passte angeblich irgendwie nicht, konnte nicht gut gehen.
Dies war damals die Meinung vieler Experten und Anhänger. Trotzdem: Sensationsgierig strömten die Männer von Berchtesgaden bis Flensburg auf die Sportplätze, mitleidig wurden die Frauen und Mädchen belächelt. In vielen Vereinen wurden die Damen mehr schlecht als recht geduldet, schließlich nahmen sie den Männern ja Fußballplätze und Trainingszeiten weg.
Diese Zeiten sind schon längst vorbei, der einst beschauliche Frauenkick hat sich zum Spitzensport entwickelt. Der Frust der Gründerzeit ist längst der Lust am Spiel gewichen. Vor allen Dingen, weil sich auch die Allgewaltigen des Weltverbandes für die Frauen interessierten. Die Zukunft des Fußballs ist weiblich, dieser Satz des Schweizer FIFA-Chefs Sepp Blatter ging um den Globus.
Und trotzdem, es gibt sie immer noch, die Fußball-Machos, auch in vielen Sportredaktionen. Kollegen, die Frauen lieber am heimischen Herd kochen denn in den Stadien kicken sehen. Die Mädels mit Ball immer noch als ein notwendiges Übel betrachten, befürchten, dass der Frauenfußball noch weiter in die männliche Domäne eindringt.
Deshalb ist es sehr schade, dass die Zuschauerresonanz bei den bisherigen Spielen der U20-Weltmeisterschaft in Deutschland sehr dürftig ist. Bei den Spielen der deutschen Mannschaft sind die Stadien zwar voll, die anderen Teams spielen aber in der Gruppenphase vor oft leeren Rängen.
Auch in Augsburg. Dabei besaß das eine oder andere Spiel durchaus Klasse. Tore, Technik und Spannung kamen bisher nicht zu kurz. Klar, wie bei den Männern, so gibt es auch bei den Frauen mal schlechtere Spiele, sind die Mädels nicht in Hochform. Trotzdem, wie athletisch etwa die Mexikanerinnen oder filigran die kleinen Asiatinnen aus Japan mit dem Ball umgehen, das war und ist schon sehenswert.
Auch als Fans haben die Frauen in den vergangenen Jahren ihre Liebe zum Fußball entdeckt. Gerade bei der jüngst zu Ende gegangenen Weltmeisterschaft in Südafrika wurde diese sehr deutlich.
Fähnchen schwenkend und bunt geschmückt gingen die Frauen zum Public Viewing, auch im täglichen Fußball-Alltag nimmt die Zahl der weiblichen Fans immer mehr zu.
Im kommenden Jahr findet die Frauen-WM in Deutschland statt. Dann können die Frauen das schaffen, was den Männern verwehrt blieb: Den Titel holen. Die Chancen stehen nicht schlecht. Kommentar von Herbert Schmoll
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