Läuferin Felicitas Krause verpasst ihr Olympia-Ziel
Die 3000-m-Hindernisläuferin muss sich mit Platz fünf zufriedengeben. Noch härter hat es Zehnkampfweltmeister Niklas Kaul getroffen.
Die Anzahl der Medaillenkandidaten im deutschen Leichtathletikteam sind an einer Hand abzuzählen. Am Mittwoch platzten die Träume gleich zweier davon. Erst lief Gesa Felicitas Krause über 3000 Meter Hindernis auf Platz fünf, dann musste Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul verletzt aufgeben. Beide waren mit großen Ambitionen nach Tokio gereist. Der eine formulierte diese eher leiser, immerhin hatte er eine Schulteroperation an seinem Wurfarm hinter sich und seit 2019 keinen kompletten Zehnkampf mehr absolviert. Krause dagegen hatte ihr Ziel klar formuliert. Sie wolle eine Medaille bei Olympia, sagte die Doppel-Europameisterin im Vorfeld.
Wie schon vor dem Gewinn ihrer Bronzemedaille 2019 war sie dafür ihren eigenen Weg gegangen. Anders als der Großteil der deutschen Leichtathleten reiste sie erst kurzfristig und direkt aus dem Höhentrainingslager im schweizerischen Davos nach Tokio. Ihre Teamkolleginnen und Kollegen hatten sich eine Woche in Miyazaki in einem Vorbereitungstrainingslager akklimatisiert und waren dann die 1000 Kilometer in die japanische Hauptstadt geflogen. „Man kann sich nicht anpassen“, sagte Krause dagegen im Vorfeld. Sie komme lieber erholt an und konzentriere sich auf den Wettkampf. Außerdem wolle sie den positiven Effekt der Höhe möglichst gut nach Tokio mitnehmen.
Auch ein fünfter Platz ist ein großer Erfolg
Als die 29-Jährige nach ihrem Rennen erklären sollte, wie sie das Geschehen erlebt habe, musste sie kurz überlegen. Dann machte sie sich an die Gratwanderung zwischen den eigenen hohen Ansprüchen und der Erkenntnis, dass auch ein fünfter Platz ein großer Erfolg ist. Sie sei eine starke letzte Runde gelaufen, sagte Krause. „Ich war in London Achte, ich war in Rio Sechste und bin heute als Fünfte ins Ziel gekommen. Das ist eine Steigerung zu dem, was ich in den vergangenen Jahren bei Olympischen Spielen geschafft habe.“ Sie habe allerdings ihren Traum von einer Medaille laut ausgesprochen und das sei ihr nicht gelungen. „Natürlich ist dann ein bisschen auch ein weinendes Auge dabei, weil man gerne ganz vorne eingegriffen hätte. Aber das ging heute nicht.“
In der zweiten Rennhälfte hatte die US-Amerikanerin Courtney Frerichs das Tempo deutlich erhöht. Das Feld perlte auseinander und auch Krause musste abreißen lassen. 300 Meter vor dem Ziel zog Peruth Chemutai aus Uganda an Frerichs vorbei und gewann souverän Gold. Bronze ging an die Kenianerin Hyvin Kiyeng. Krause stürmte hinter Mekides Abebe (Äthiopien) als Fünfte über die Ziellinie. „Das ist definitiv eine super Leistung. Aber ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch und habe von einer Medaille geträumt. Ich wollte mir heute diesen Traum erfüllen, aber es hat nicht ganz gereicht. Ich bin in der letzten Runde über mich hinausgewachsen, aber es war eben nicht genug.“
Einfach nur mal die Füße hochlegen
Jetzt wolle sie noch drei Rennen laufen und dann im September endlich Urlaub machen. Zwei oder drei Wochen ohne Laufen. Einfach nur die Füße hochlegen und dem Körper Erholung gönnen. Seit dem vergangenen Oktober hatte sie nur zwei trainingsfreie Tage. Ansonsten war alles dem großen Olympia-Traum untergeordnet.
Noch aber will Krause diesen Traum nicht aufgeben. „Ich mache auf jeden Fall noch drei Jahre weiter“, kündigte sie an. Paris könnte die Ziellinie einer großen Karriere sein. Vorher allerdings stehen im kommenden Jahr noch die WM in Eugene/USA und die EM in München auf dem Programm.
So weit in die Zukunft hat Niklas Kaul, 23, sicher nicht gedacht, als seine Medaillenträume am Mittwoch abrupt beendet wurden. Der Weltmeister hatte an seinem tendenziell schwächeren ersten Tag gut begonnen, besser als 2019 in Doha. Über 100 Meter schrammte er in 11,22 Sekunden um fünf Hundertstel an seiner Bestzeit vorbei. Bestleistung im Weitsprung: 7,36 Meter. Stabile 14,55 Meter im Kugelstoßen. Und dann der Hochsprung. 2,11 Meter überquerte Kaul, so hoch war er noch nie gesprungen.
Kaul verletzt sich beim Absprung am Fuß
Doch dann ließ Kaul die nächste Höhe nicht mehr auflegen und humpelte stattdessen in die Katakomben. Beim letzten Absprung hatte er sich am Fuß verletzt. Für die abschließenden 400 Meter kehrte er zwar noch einmal mit dick bandagiertem Knöchel zurück, doch der Versuch war vergeblich. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sank er nach wenigen Metern auf die Tartanbahn und schlug die Hände vors Gesicht. In einem Rollstuhl fuhr ihn eine Helferin aus dem Stadion.
Bis zum späten Abend japanischer Zeit war nicht bekannt, welche Verletzung sich Kaul zugezogen hat. Klar ist nur, dass zwei der größten deutschen Medaillenhoffnungen mit leeren Händen nach Deutschland zurückkehren werden.
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