Motorsport-Legende Ickx wird 75: "Überleben war pures Glück"
Jacky Ickx hat die gefährlichste Ära der Formel 1 mitgeprägt. Der Belgier, der inzwischen Herrenmode herausbringt, feiert einen runden Geburtstag.
Wo auch immer Jacky Ickx an den Rennstrecken der Welt auftauchte: Der Respekt war und ist dem drahtigen Belgier gewiss. Zwar blieb dem Rennfahrer in den Jahren 1969 und 1970 als Vize-Weltmeister in der Formel 1 der ganz große Triumph versagt. Aber viel wichtiger: Er blieb am Leben. "Dass ich nach hunderttausend Runden noch lebe, das ist meine Meisterschaft", sagt der Rennfahrer im Rückblick auf seinen lebensgefährlichen Sport. Dass Ickx am 1. Januar seinen 75. Geburtstag feiern kann, hat er nur einem Umstand zu verdanken. "Das Überleben als Rennfahrer ist keine Frage des Könnens, sondern pures Glück", sagte der achtfache Formel-1-Sieger.
In der Königsklasse fuhr der Belgier für die ganz großen Namen: Ferrari, Brabham, Tyrell, McLaren, Williams, Cooper oder Ligier. Es war die Zeit, in der die Piloten-Frauen meist ein schwarzes Kleid zum Rennen mit in den Koffer packten. Die Fahrer ragten fast mit dem kompletten Oberkörper aus den Cockpits und gaben prächtige Zielscheiben ab. Lorenzo Bandini (1967), Jim Clark (1968) Jochen Rindt (1970) oder Ronnie Peterson (1978) sind nur die bekanntesten Opfer einer todbringenden Ära.
Als Ickx in die Königsklasse einstieg, begann technisch die Zeit der aerodynamischen Hilfsmittel aller Art. Die Konstrukteure verpassten ihren Rennern mit abenteuerlichen Konstruktionen Flügel, und zwar weniger auf der Basis genauer Daten, sondern eher nach dem Prinzip: Versuch und Irrtum. Fehler bezahlten die Piloten nicht selten mit ihrem Leben. Jacques Bernard Ickx war 1985 in Spa in den Unfall verwickelt, der den Deutschen Stefan Bellof das Leben kostete. Der Belgier wusste, dass man damals nur viele Kilometer fahren konnte, wenn man einen fleißigen Schutzengel hatte.
Jacky Ickx feierte sechs Erfolge beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans
Auf dem Nürburgring in der Eifel feierte Ickx 1966 seine Formel-1-Premiere im Tyrell. Nach dem Großen Preis der USA am 7. Oktober 1979 in Watkins Glen war endgültig Schluss, zumindest in der Formel 1. Zwischendurch fuhr der Pilot sechs Erfolge beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans ein, was ihm den Titel "Mister Le Mans" einbrachte. Mit 32 Rennjahren in den verschiedensten Klassen ist der Belgier der vielleicht vielseitigste Motorsportler aller Zeiten.
Geldsorgen kennt Ickx nicht. Der Ex-Rennfahrer hat ein Millionen-Vermögen mit guten Aktieninvestitionen oder auch Immobilien angehäuft. Ickx bringt inzwischen eine eigene Modelinie auf den Markt, die den Mythos des Rennsports der 70er Jahre thematisiert. Nach dem Ausstieg aus dem Cockpit Mitte der 90er Jahre förderte Ickx später auch die Motorsport-Karriere seiner Tochter Vanina.
Der Belgier, der in Ohain nahe Waterloo lebt, war zweimal verheiratet und hat insgesamt fünf Kinder. Angeblich hat er nie ein Bußgeld wegen überhöhter Geschwindigkeit zahlen müssen, sagt Ickx in einem Interview. Inzwischen liebe er das entspannte Gleiten mit einem komfortablen Auto.
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