Netzer über Heynckes: "Du bist eine Trainerlegende"
Günter Netzer und Jupp Heynckes verbindet eine große Fußball-Vergangenheit. Sie standen gemeinsam in einer legendären Gladbacher Mannschaft. Jetzt lüftete Netzer ein Geheimnis.
Günter Netzer und Jupp Heynckes verbindet eine große Fußball-Vergangenheit. Sie standen gemeinsam in der legendären Gladbacher Mannschaft, die sich in den Siebzigern des vergangenen Jahrhunderts in die Herzen der Fans spielte. Als nun das Lebenswerks von Heynckes geehrt wurde, war es deshalb für Netzer eine Herzenssache, die Laudatio zu halten. Er nutzte die Gelegenheit, um gleich noch ein Geheimnis zu lüften.
Dabei ging es um das berühmte DFB-Pokalfinale des Jahres 1973 zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln. Jenes Spiel, in dem sich Netzer gegen den Willen des damaligen Trainers Hennes Weisweiler selbst einwechselte und prompt das 2:1-Siegtor schoss. "Wenn der Jupp nicht gewesen wäre, hätte ich gar nicht auf der Bank gesessen", erzählte Netzer in seiner Heynckes-Laudatio bei der Verleihung des DFB-Ehrenpreises am Montagabend in Bonn.
Der große Trainer Heynckes war früh zu erkennen
"Weisweiler sagte mir, du bist raus. Ich war sauer und wollte nach Hause gehen", berichtete der geniale Gladbacher Spielmacher von einst. Doch Heynckes habe ihn mit den Worten zurück gehalten: "Auch wenn der Trainer dich nicht braucht. Die Mannschaft braucht dich." Für Netzer war dies ein Moment, "bei dem der große Trainer erstmals spürbar gewesen" sei. Schon in der Ära Weisweiler galt der frühere Torjäger Heynckes als heimlicher Assistent.
Offiziell begann er 1979 als Co-Trainer unter Udo Lattek in Mönchengladbach seine Karriere am Spielfeldrand, die ihn später zu Bayern München, Athletic Bilbao, Real Madrid, Benfica Lissabon oder zum FC Schalke 04 führte. "Oft sind herausragende Spieler keine herausragende Trainer", meinte Netzer, den eine 52 Jahre lange Freundschaft mit Heynckes verbindet. "Du bist der beste Beleg für das Gegenteil." Zwei Champions-League-Siege, drei deutsche Meisterschaften und ein DFB-Pokalerfolg gehören zur Titelsammlung des 69-jährigen Coaches.
Verlockungen aus dem Ausland
Nach der Krönung seiner Laufbahn 2013, als er mit Bayern München die Champions League, die Meisterschaft und den DFB-Pokal gewann, widerstand er der Verlockung, im Ausland noch mal ein Engagement anzunehmen. "Nach dem Triple wollten mich einige große spanische Clubs verpflichten und haben horrende Summen geboten", sagte Heynckes. "Für mich war aber klar, dass ich meine Karriere beende. 50 Jahre Profifußball sind genug."
Immerhin hat er 1011 Partien als Spieler und Trainer in der Bundesliga absolviert, nur Otto Rehhagel - er wurde 2013 mit dem DFB-Ehrenpreis für das Lebenswerk ausgezeichnet - kommt auf eine höhere Anzahl. Für Netzer ist das eine "unglaubliche Karriere", die sein Kumpel vom Niederrhein mit "Gradlinigkeit, Ehrlichkeit, Leistungsbereitschaft und Disziplin" gemacht habe: "Du kamst von ganz, ganz unten nach ganz oben und wurdest eine Trainerlegende."
"Don Jupp" ist nie abgehoben
Trotz der großen Erfolge sei "Don Jupp", wie er in Spanien mit Respekt genannt wird, nie abgehoben und immer mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben. "Das Schönste, was ich sagen kann: Du hast Dich in all den Jahren nicht verändert."
Ein Zurück auf die Trainerbank wird es für Heynckes auch deshalb nicht mehr geben, weil ihm das Rentnerdasein inzwischen gefällt. "Es ist mir sehr angenehm, mal als Privatmann zu leben und mit meinem Schäferhund unendlich lange Spaziergänge zu machen", verriet Heynckes, der am 9. Mai seinen 70. Geburtstag feiert. (dpa/AZ)
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