Nördlingen setzt ein Zeichen
Obwohl es in der Bundesliga bald fast keine Ausländerbeschränkung mehr gibt, soll bei den Frauen der Nachwuchs eine Chance bekommen. Play-offs gegen Meister Wasserburg
Kurt Wittmann hat als sportlicher Leiter der TH Wohnbau Angelns Nördlingen in der Basketball-Bundesliga der Frauen viel erlebt, doch die Endphase in dieser Saison war für den Lehrer „nervenzerreißend“. Das letzte Heimspiel der Vorrunde gegen Osnabrück sieht er als „ Spiegelbild der Saison“. Nach zehn Spielminuten waren die Nördlingerinnen in der Blitztabelle abgestiegen, bei Halbzeit war der Klassenerhalt nahe und am Ende konnte das Team um die Amerikanerin Alysha Womack als Tabellenachtes (12:32 Punkte) sogar den Einzug in das Play-off-Viertelfinale feiern. Die Serie gegen den neunfachen deutschen Meister TSV Wasserburg (44:0) wird für Wittmann „das Sahnehäubchen nach einer Saison mit bitteren Erfahrungen“.
Am Samstag spielt Nördlingen in Wasserburg, am 1. April folgt das Heimspiel in der Hermann-Kessler-Halle, zwei Tage später wäre eine entscheidende dritte Partie in Wasserburg. Dass es dazu kommt, hält selbst Kurt Witmann für unrealistisch. „Unsere Mädels werden sich voll reinhängen, aber Wasserburg ist der FC Bayern im Frauen-Basketball, da können wir uns in einer Serie nichts ausrechnen.“
Der Konrektor an der Nördlinger Realschule hält das Saisonergebnis jetzt schon „für eine große Leistung, vor allem unseres Trainers“. Patrick Bär („Eine verrückte Saison“) musste immer wieder Rückschläge hinnehmen. Mit Carina Högg (Blinddarmoperation) und D’Shara Strange (lädierter Meniskus) fielen in den vergangenen Wochen wichtige Spielerinnen aus. Bär machte aus der Not eine Tugend und schickte mit Luisa Geiselsöder (16 Jahre) und Johanna Klug (17) Talente aufs Feld. „Das ist das Konzept, das unsere Fans und Sponsoren gutheißen“, betont Wittmann. In der Liga sehen das einige anders. Dirk Steidl, Manager vom Aufsteiger Rutronik-Stars Keltern, war nur einer derjenigen, die sich vehement gegen die bisherige Regelung aussprachen. Bislang musste immer eine deutsche Spielerin auf dem Feld stehen, künftig gibt es in der Bundesliga fast keine Ausländerbeschränkung mehr. „Das ist ein herber Schlag für die Nachwuchsförderung“, meint Trainer Bär.
„Theoretisch kann ein Verein nächste Saison mit zwölf Polinnen spielen“, so Wittmann. Das ist nicht der Nördlinger Weg. Der Verein baut auf seine Talente. „Wir werden sehen, wie konkurrenzfähig wir damit sein werden.“ Ein Rückzug aus der Bundesliga wurde verworfen. Wittmann arbeitet bereits am Lizenzantrag und führt Gespräche mit Spielerinnen. Die Rieser können finanziell nicht mit den Größen der Branche konkurrieren. „Wahrscheinlich ist der Etat von Wasserburg dreimal so hoch wie unserer“, schätzt er.
Nördlingen hat andere Stärken, wie das glückliche Händchen bei der Spielersuche. Im vergangenen Jahr entdeckten die TH Wohnbau Angels die Kanadierin Nayo Raincock-Ekunwe, die nach einer glanzvollen Spielzeit nach Wasserburg weiterzog. Ähnliche Erfahrungen macht die Nördlinger Führung immer wieder. Wittmann: „Da hilft kein Jammern. Ich sehe das eher als Ritterschlag – als Zeichen, dass wir vieles richtig machen.“ Selbst wenn es gegen Wasserburg deutliche Niederlagen geben sollte, wäre er nicht enttäuscht. „Ich bin schmerzfrei, was die Ergebnisse betrifft. Wir werden die Spiele genießen.“
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