Die Rückkehr der Dominierer
Die deutschen Sportler gelten wieder als Favoriten. Die Konkurrenz staunt: Was macht dieses Team so stark?
Die 19. In der Numerologie steht sie für Glück und Freude, positives Denken und Leichtigkeit. Es mag Zufall sein, dass diese Begrifflichkeiten auch auf die deutschen Kombinierer passen. Exakt 19 Goldmedaillen haben sie bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften unter Bundestrainer Hermann Weinbuch, 58, gewonnen – inklusive der beiden jüngsten Titel bei der WM in Seefeld. Schnell sprachen nach den Seriensiegen bei der WM 2017 in Lahti und den Olympischen Spielen in Pyeongchang 2018 alle von den „Nordischen Dominierern“. Dieser Leichtigkeit und Überlegenheit wegen.
Doch dann steckten sie plötzlich im Formtief. Ausgerechnet vor der Weltmeisterschaft. Im Weltcup erlebte das erfolgsverwöhnte deutsche Team bislang eine Saison zum Vergessen. Nur zwei Siege gab es. Vor allem auf der Schanze lief es nicht, oft ist der Rückstand nach den Springen schon so groß gewesen, dass die Rennen in der Loipe verloren waren, noch ehe sie überhaupt begonnen hatten. Doch in Seefeld meldeten sie sich eindrucksvoll zurück. Mit zweimal Gold in den ersten beiden Wettbewerben. Eric Frenzel, 30, ist bereits jetzt Doppel-Weltmeister von Seefeld. Und plötzlich sind sie wieder die Dominierer. die wie selbstverständlich auch heute auf der Normalschanze (ab 11 Uhr) und über zehn Kilometer in der Loipe (ab 15.15 Uhr) sowie am Samstag in der Staffel als große Favoriten gelten. Und die Konkurrenz bleibt einmal mehr staunend zurück. Die Norweger hadern. Jarl Magnus Riiber, 21, hat bislang in diesem Winter alle abgehängt, den Gesamtweltcup bereits Anfang Februar vorzeitig gewonnen. In Seefeld kam er bislang nicht ran an Weinbuchs Dominierer.
Auch die Österreicher rätseln. Mario Stecher, Sportlicher Leiter für Sprunglauf und Nordische Kombination, meinte jüngst, einen Materialvorsprung sehe er bei Deutschland nicht. Da seien die Topnationen ohnehin allesamt auf einem ähnlich fortschrittlichen Stand. Bundestrainer Weinbuch erklärt die Topleistungen seines Teams so: „Bei uns im Team gibt es ein großes Vertrauen. Unter den Trainern, unter den Athleten, zwischen Trainern und Athleten. Wenn wir Probleme haben, reden wir darüber. Dazu kommt, dass jeder an sich glaubt.“ Überzeugung, Zuversicht, innere Sicherheit, Bodenständigkeit – das scheinen die Gründe für den Erfolg.
Neben einer geschickten Trainingssteuerung. Zuletzt arbeiteten die deutschen Athleten vor allem an ihrer Schwäche auf der Schanze, es wurde Material getestet, die Anfahrtsposition verbessert, Selbstvertrauen aufgebaut. Und hinter den hoch dotierten Athleten wie Eric Frenzel und Johannes Rydzek, 27, warten bereits die nächsten großen Talente. Beispielsweise Vinzenz Geiger, 21, aus Oberstdorf. Der Junioren-Weltmeister von 2017 gilt als eine Art Kronprinz im Team.
„Er ist mental stark, kann gut springen und noch besser laufen. Das gibt ihm taktisch viele Möglichkeiten. Dieser Junge hat großes Potenzial. Wenn er weiter an seinen technischen Schwächen auf der Schanze arbeitet, kann er es ganz nach vorne schaffen und auch um Medaillen und Titel kämpfen“, sagt Bundestrainer Weinbuch über den Allgäuer. In seiner Entwicklung sei Geiger schon recht weit. Weinbuch: „Ein feiner Kerl, manchmal vielleicht noch etwas zu verträumt.“ Gegen den Traum von der Goldmedaille dürfte aber auch der Bundestrainer wohl kaum etwas haben. Es wäre für Weinbuch dann bereits Nummer 20.
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