Norwegen gegen den Rest
Die Skandinavier stellen mit insgesamt 25 Medaillen einen neuen Rekord bei Weltmeisterschaften auf. In den zwei Wochen von Seefeld gab es viele packende Duelle
Die Nordische Ski-WM in Seefeld ist gestern so zu Ende gegangen, wie sie vor eineinhalb Wochen begonnen hatte: mit einer Goldmedaille für die Norweger. 25 Mal Edelmetall haben sie insgesamt geholt, das ist neuer WM-Rekord. Dass ihr Fazit entsprechend positiv ausfällt, scheint wenig überraschend. Andere blicken ebenfalls zufrieden auf die Titelkämpfe. Die Organisatoren zum Beispiel. Mit über 200000 Zuschauern seien die Erwartungen voll erfüllt worden. Von „Werbung für den Austragungsort und den Sport“ sprechen sie – trotz des Doping-Skandals (siehe Bericht rechts). „Wir sind alle sehr glücklich, es war für uns eine hervorragende Weltmeisterschaft“, sagt auch Karin Orgeldinger, Sportdirektorin des Deutschen Skiverbands. Mit sechs Gold- und drei Silbermedaillen liegt Deutschland im Medaillenspiegel hinter Norwegen auf Rang zwei. Ein ungleicher Zweikampf an der Spitze, der nicht das einzige Duell bei dieser WM war.
lKlaebo gegen Ustiugov
Ein Rempler auf der Loipe, eine Backpfeife im Ziel. Der mit Spannung erwartete Zweikampf zwischen den Langlauf-Stars Johannes Hoesflot Klaebo und Sergey Ustiugov endete im Eklat. Der Russe wurde nach dieser Tätlichkeit im Sprint disqualifiziert und blieb auch in den weiteren WM-Rennen ohne Edelmetall. Klaebo geht mit drei Goldmedaillen als klarer Gewinner aus diesem Giganten-Duell hervor.
lJohaug gegen die Langlauf-Welt
Was sie anpackte, brachte sie souverän zu Ende: Therese Johaug hat die Langlauf-Welt in Seefeld ein ums andere Mal deklassiert. Mit dreimal Gold und einmal Silber ist Johaug die Loipen-Königin der WM. Die norwegischen Fans jubelten mit ihr, manch anderer sah die Erfolge skeptisch. Schließlich hat die 30-Jährige erst vor kurzem eine 18-monatige Dopingsperre abgesessen.
lRydzek gegen das Formtief
Als vierfacher Titelverteidiger kam Kombinierer Johannes Rydzek (27, Oberstdorf) nach Seefeld. Mit einer einzigen Silbermedaille fährt er wieder nach Hause. Symbolisch für den Kampf gegen das Formtief steht der Staffel-Zieleinlauf, als Rydzek nach fünf Kilometern Langlauf entkräftet auf den Boden sank. Später sagte er: „Es läuft gerade nicht. Aber solche Tage gibt’s. Ich hatte auch schon viele gute in meiner Laufbahn.“
lDeutschland gegen Österreich
Der prestigeträchtige Vergleich zwischen den Nachbarn fand auf zwei Ebenen statt. Auf der sportlichen schnappten die deutschen Skispringer den Gastgebern gleich mehrfach die Goldmedaille weg. Auch die Kombinierer vermiesten im abschließenden Team-Wettbewerb die rot-weiß-rote Party und verwiesen Österreich auf den Bronzerang. Auf sportpolitischer Ebene steht der Doping-Skandal zwischen den Nationen. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel will sich nicht den schwarzen Peter zuschieben lassen. Immer wieder bekräftigt er, dass auch deutsche Sportler verwickelt seien. Dem widerspricht Alfons Hörmann als oberster Funktionär des Deutschen Olympischen Sportbunds nach wie vor vehement. Ein Ende des verbalen Zweikampfs ist vorerst nicht in Sicht.
lEinheimische gegen Preispolitik
Eines vorneweg: Die Seefelder waren gute Gastgeber. Doch über die Preispolitik mancher Gastronomen wunderten sich Gäste wie Einheimische. 15 Euro für eine Pizza, sechs für eine Bratwurst in der Semmel und drei Euro für eine kleine Packung Waffelschnitten schmeckten nicht allen. Drei Musiker aus Seefeld verlegten kurzerhand aus Protest sogar ihr abendliches Band-Konzert von einem Hotel in ein anderes – und riefen ins Mikro: „Wir unterstützen diese Preispolitik nicht!“
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