Offiziell: Daniel Bierofka tritt als Löwen-Trainer zurück
Der 40-Jährige wirft hin und wird sein Amt als Trainer des TSV 1860 niederlegen. Investor Hasan Ismaik kam nach München und versuchte noch, ihn umzustimmen.
Daniel Bierofka ist für viele Löwen-Fans mehr als nur ein Trainer: Der 40-jährige, der lange auch für den TSV 1860 München spielte, ist Identifikationsfigur, Heilsbringer und Vermittler zwischen Investor und Vereinsseite. Bierofka war es auch, der nach dem Abstieg in die Regionalliga dem Klub neues Leben einhauchte, zahlreiche Spieler zum Bleiben überredete. Auf der Jahreshauptversammlung der Löwen wurde "Biero" danach wie ein Erlöser gefeiert. Am Dienstagabend folgte die Bestätigung: Wie der Verein mitteilte, ist Bierofka ab sofort nicht mehr Trainer des TSV 1860 München.
Wie der Verein mitteilte, kommt der Verein dem Wunsch Bierofkas nach, der seinen Rücktritt angeboten hatte. Günther Gorenzel, der Geschäftsführer Sport, bedauerte diesen Schritt: "Mir fällt es sehr schwer die Entscheidung von Daniel Bierofka hinzunehmen, aber der Respekt für den Menschen und für das von ihm Erreichte verlangen es, dem Wunsch des Trainers nachzukommen."
Hasan Ismaik reiste eigens noch nach München
Auch die beiden Gesellschafter des Vereins bedauern den Schritt. Der jordanische Investor Hasan Ismaik, der am Dienstagabend nach München reiste und noch versuchte, Bierofka umzustimmen, wird in der Mitteilung wie folgt zitiert: "Für mich geht Daniel Bierofka als Held. Er steht wie kein Zweiter für 1860. Bereits in der 2. Bundesliga hat er zweimal als Interimstrainer Außergewöhnliches geleistet. Die Leistungen der letzten zwei Jahre sind gar nicht hoch genug zu bewerten. Leider konnte ich ihn nicht mehr umstimmen. Es wird schwer die Lücke, die Daniel hinterlässt, zu schließen."
Auf seiner Facebook-Seite wird Ismaik deutlicher. Dort ist zu lesen: "Bei unserem ausführlichen und intensiven Gespräch habe ich feststellen müssen, dass sich Daniel bei seinem Verein nicht mehr willkommen fühlt." Den Abschied des Heilsbringers müssten "die Menschen verantworten, die ihn seit dem Aufstieg in die Dritte Liga ohne Rücksicht auf Verluste hinterhältig bekämpft haben".
Präsident Robert Reisinger, den viele für das Ausscheiden Bierofkas mitverantwortlich machen, wird in der Pressemitteilung wie folgt zitiert: "Für 1860 ist dies eine sehr traurige Nachricht. Daniel ist das Gesicht des Vereins. Sein Kampfgeist, sein Siegeswille verkörpern die Werte des Vereins. Vielen Dank für den unermesslichen Einsatz!"
Grund für den Abschied sollen die ständigen internen Querelen sein. Bierofka beklagte intern, dass immer wieder Interna an die Öffentlichkeit getragen wurde, vermisste zudem den Rückhalt der Vereinsführung. Für großen Ärger soll etwa im Sommer gesorgt haben, dass Gerüchte um Bierofkas Gehalt gestreut wurden. Bereits nach dem 4:2-Sieg am Wochenende gegen Viktoria Köln wollte Bierofka nicht in die Jubelarie der Spieler einstimmen - im Gegenteil. Auf der Pressekonferenz nach der Partie beklagte sich darüber, dass wiederholt vertrauliche Informationen an die Öffentlichkeit geraten waren. Sein grimmiges Schlussfazit: "Lange schaue ich mir das nicht mehr an, das weiß ich."
Direkt nach dem Spiel hatte Bierofka bereits eine Auszeit genommen
Das Training am Tag nach dem Spiel leitete bereits sein Assistent Oliver Beer - Bierofka hatte den Klub da schon darüber informiert, dass er erstmal keine Lust auf 1860 habe. Sportgeschäftsführer Günther Gorenzel sagte gegenüber der tz: "Der Trainer hat sich eine Auszeit genommen. Er hat die Mannschaft direkt nach dem Spiel darüber informiert." Offenbar ist aus der kurzfristigen Auszeit nun ein dauerhafter Abschied geworden.
Bei 1860-Investor Hasan Ismaik sorgt die Situation rund um Bierofka für Entsetzen. Auf seiner Facebook-Seite ist zu lesen: "Ich bin entsetzt, mit welchen Methoden Daniel Bierofka beim TSV 1860 beschädigt wird. Seit Monaten wird unser Trainer gemobbt. Für mich ist das eine Schande, die ich nicht in Worte fassen kann." Viele Spieler im aktuellen, im Vergleich zum Vorjahr finanziell reduzierten Kader seien ausschließlich wegen Bierofka zu 1860 gewechselt, so Ismaik weiter. Dieses Argument fällt wohl demnächst weg.
Mit Bierofka bricht den Löwen die zweite Identifikationsfigur weg: Sascha Mölders hatte vor kurzem bekannt gegeben, seinen auslaufenden Vertrag bei 1860 nicht verlängern zu wollen und seine Profi-Karriere zu beenden. Auch sportlich wird der ehemalige FCA-Stürmer eine Lücke hinterlassen: Am Wochenende schoss Mölders zwei der vier Löwen-Treffer. (eisl)
Die Diskussion ist geschlossen.