Olympia in Hamburg - (K)eine große Chance für Sport und Gesellschaft?
Die Aussichten auf die Olympischen Spiele 2024 in Hamburg sind gering - Kritiker werden lauter. Doch die Bewerbung birgt große Chancen für die Hansestadt und Deutschland.
Der Jubel in Hamburg ist verklungen, die Wunden in Berlin sind geleckt - nach der Wahl des Bewerbers für die Olympischen Spiele 2024 muss der deutsche Sport seine Kräfte schnell für den harten Kampf auf internationaler Ebene bündeln.
"Für Olympia sind wir ab heute alle Hamburger", sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Dienstag. "Es gibt bei dieser Bewerbung keine Gewinner und keine Verlierer. Es geht um eine Bewerbung für Deutschland. Hamburg ist jetzt unser gemeinsamer Kandidat."
Bürger Hamburgs unterstützen Bewerbung
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) setzt bei dem Versuch, das Sommer-Spektakel zum dritten Mal nach Deutschland zu holen, auf die sichere Karte. Die Aussichten, die Bürger in der Hansestadt für das Milliarden-Projekt zu begeistern sind allemal besser als in Berlin. Eine neuerliche Ablehnung bei einer Bürgerbefragung, wie zuletzt mit München, kann sich der DOSB nicht leisten.
Denn es geht um mehr als nur Olympia. Eine Bewerbung um das größte Event neben Fußball-Weltmeisterschaften verspricht auch eine langfristige politische und finanzielle Unterstützung für das gesamte Sportsystem. DOSB-Präsident Alfons Hörmann weiß um diese Chance. Nicht umsonst betonte er nach der Verkündung: "Wir wollen mit der Olympia-Bewerbung den Wert des Sports mit mehr als 27 Millionen Menschen in über 90 000 Vereinen für die Gesellschaft nutzbar machen."
Zunächst geht es aber darum, die Olympia-Stimmung an der Alster weiter anzufachen. "Wer meint, dass die Zustimmung in Hamburg ein Selbstläufer ist, oder dass jetzt alles von alleine kommt, der liegt sicher falsch. Da gilt es, offen, klar und transparent zu agieren", forderte Hörmann.
DOSB-Präsident Alfons Hörmann: Kosten werden ein "intensiver Diskussionspunkt"
Die Kostenfrage wird ein heikler Punkt sein, denn das Thema Geld spielt im Bewusstsein der Menschen immer eine große Rolle. "Das wird ein intensiver Diskussionspunkt der nächsten Wochen und Monate sein", prophezeite Hörmann.
DOSB-Vorstand Michael Vesper versprach eine saubere und transparente Finanzplanung, betonte in diesem Zusammenhang aber auch die Chancen für Hamburg und Deutschland: "Das sind Maßnahmen, die sich auf Jahrzehnte auswirken."
Beim DOSB denkt man ohnehin langfristig und hat auch die Sommerspiele 2028 im Blick. Das ist gut und richtig, weil ein Erfolg im ersten Anlauf einer Sensation gleichkäme. Eine Niederlage für Hamburg droht nicht nur wegen der starken internationalen Konkurrenz um Boston oder Rom, sondern auch wegen der Bewerbung des Deutschen Fußball-Bundes für die Europameisterschaft 2024.
Zwei Großereignisse innerhalb weniger Wochen in einem Land hat es noch nie gegeben. Vesper wollte diese Bedenken zwar nicht teilen und erwiderte: "Wer wenn nicht Deutschland könnte so etwas organisieren." Doch die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass der DOSB beim Hamburg-Marathon einen langen Atem benötigen wird.
(N)Olympia-Chef Seifert kritisiert DOSB
Zumal es auch in Deutschland Gegenwind gibt. "Der DOSB hat eine große Chance vertan. Er hätte sich in Ruhe auf eine Bewerbung 2028 mit neuer Konzeption vorbereiten können. 2024 ist nach Lage der Dinge nicht Europa an der Reihe", kritisierte Hamburgs (N)Olympia-Chef Dirk Seifert schon kurz nach der Verkündung und rechnete vor: "10 bis 20 Milliarden Euro werden ausgegeben für drei Wochen Olympia."
Hörmann und seinen Mitstreitern stehen bis zur Abgabe der offiziellen Bewerbung beim Internationalen Olympischen Komitee Mitte September also arbeitsreiche Tage ins Haus. "Bei der Komplexität eines solchen Bewerbungskonzeptes wird es noch viele große Hürden geben", mutmaßte er. Wie der Bundesinnenminister appellierte aber auch Deutschlands Chef-Olympier, die Chance beim Schopf zu packen: "Aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man auch eine Brücke bauen. In diesem Fall über die Elbe." dpa
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