Wenn bei der EM schmutzige Wäsche gewaschen wird
Während eines Fußball-Turniers wird ein Haufen schmutziger Wäsche gewaschen. Tilmann Mehl, unser Mann vor Ort, hat da seine ganz eigenen Erfahrungen gesammelt.
Während eines Turniers wird ein Haufen schmutziger Wäsche gewaschen. Oft fällt so viel davon an, dass es Jahre braucht, um sie dem Schleuderprogramm zuzuführen, wie das Sommermärchen 2006 zeigt. Die Europameisterschaft in Frankreich bietet da keine Ausnahme. Für das Finden der schmutzigen Wäsche sind oft Journalisten zuständig. Bei der EM hat sich schon einiges angesammelt.
In dem hier vorliegenden Fall allerdings im wörtlichen Sinn. Fast zwei Wochen Europameisterschaft lassen den Unterhosen-Vorrat zuneige gehen. Da trifft es sich gut, dass nicht nur der Bundestrainer seinen Spielern einen freien Tag spendiert hat, sondern der Spielplan auch den deutschen Reportern. Kein Spiel am Wochenende, die Zeitung muss erst Montag wieder in Ihrem Briefkasten stecken. Die Pressekonferenz von Joachim Löw am Samstag ist mehr Unterhaltung als Arbeit, danach aber steht das an, was viele gemeinhin als Alltag bezeichnet. Nicht aber ein Großteil der Journalisten.
Sie leben aktiv ein Rollenbild, das deckungsgleich ist mit dem Leitbild der CSU. Mann Arbeit, Frau Haushalt. Der DFB genehmigt seinen Spielern dann und wann Damenbesuch, für die Journalisten ist das unpraktikabel. Also, selber waschen, putzen, fegen. Das stellt viele vor ungeahnte Herausforderungen.
Die ersten kleinen Erfolgserlebnisse stellen sich aber schnell ein. Trotz absoluter Unverständlichkeit der französischen Gebrauchsanweisung spuckt die Waschmaschine nach 90 bangen Minuten Jeans ohne rosa Sprenkelung aus. Frau wäre stolz. Ebenso auf das glänzende Geschirr. Journalist hat einen Lauf. In Anbetracht einer fehlenden Wäscheleine säumen T-Shirts den Treppenaufgang des Appartements, Socken werden über Stuhllehnen gestülpt.
Die Vorteile des Junggesellenlebens auf Zeit
Das Junggesellenleben auf Zeit hat auch seine Vorteile. Niemand beschwert sich, wenn kreativ mit Ordnung umgegangen wird. Der Besteckkasten im Schuhregal erweist sich als ebenso praktisch wie der Klopapiervorrat in der Mikrowelle. Das bisschen Haushalt macht sich von fast allein. Es bleibt sogar noch Zeit für sportliche Betätigung. Eine Laufrunde durch die Wälder Evians. Die kreuzende Weinbergschnecke aktiviert den Hosentaschen-Philosophen. Während sich das Tier in einer halben Stunde immerhin zehn Zentimeter bewegt, kommt Läufer auf dem Rückweg an genau der gleichen Stelle vorbei. Wer hat nun mehr geschafft? Was ist der Sinn menschlichen Lebens? Was macht uns glücklich? Manchmal schlicht die Gewissheit um saubere Unterhosen für die kommenden zwei Wochen. Dann beginnt wieder alles von vorne. Das Leben ist ein Wäschekreislauf.
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