
Dopingverdacht: Und Sun Yang? Der macht einfach weiter


Seit Monaten gärt ein Dopingfall, in den der dreifache Schwimm-Olympiasieger verstrickt ist. Inzwischen liegt der Fall beim Cas, ein Urteil steht noch aus.
In den chinesischen Metropolen Shenzen und Peking gingen vergangene Woche die Stars der Schwimm-Szene an den Start. Der Weltverband Fina verteilte Geld in Form von Prämien an seine Stars. Einer der Profiteure: Sun Yang. Er gewann drei Rennen und wurde einmal Zweiter. Dafür kassierte der Chinese inklusive Antrittsgeld rund 40.000 Dollar.
All das ist höchst erstaunlich, denn einiges spricht dafür, dass Sun in Kürze eine lange Dopingsperre aufgebrummt bekommt. Ihm wird vorgeworfen, eine bei ihm entnommene Dopingprobe im September 2018 unbrauchbar gemacht zu haben. Weil ihm die Kontrolleure plötzlich nicht mehr ganz geheuer waren (sie sollen sich nicht ausreichend ausgewiesen haben), ließ der 28-Jährige ein Behältnis mit seinem Blut zerstören. Die Rede ist von einem Hammer, der in Händen eines Sicherheitsmannes heftigst in Kontakt mit dem Glasgefäß trat. Nur der Hammer überstand den Zusammenprall schadlos.
Sun Yang war 2014 für drei Monate gesperrt
Nun ist es so, dass eine verweigerte Dopingkontrolle für einen Athleten die gleiche Konsequenz hat wie ein positives Ergebnis: Er wird gesperrt. Im Falle Sun hätte das eine lange bis lebenslange Sperre bedeutet, da er ein Wiederholungstäter ist. 2014 war er schon einmal drei Monate gesperrt, weil das verbotene Herzmittel Trimetazidin in seinem Körper nachgewiesen worden war.
Die Fina allerdings sah das alles nicht so eng und sprach einen ihrer größten Stars vorsorglich frei. Alles halb so wild, lautete die Devise. Erst als die internationale Anti-Doping-Agentur Wada vor den internationalen Sportgerichtshof Cas zog und dort Einspruch einlegte, wurde der Fall in seiner ganzen Pracht in einem öffentlichen Verfahren verhandelt. Das war Mitte September. Seitdem? Schweigen. Warten auf das Urteil. Der Cas lässt sich Zeit.
Sein Start bei der WM 2019 sorgte für Proteste
Und Sun Yang macht einfach weiter, als sei nichts geschehen. Schon über seinem Start bei der Schwimm-WM im vergangenen Sommer hatte der Doping-Schatten gelegen. Die Bilder der Siegerehrung nach seinem Titelgewinn über 400 Meter Freistil gingen um die Welt. Der zweitplatzierte Australier Mack Horton blieb hinter dem Podium stehen und verweigerte Sun den Handschlag. Die Fina rügte den Australier dafür und stellte einen Verhaltenskodex für Siegerehrungen auf. Darin nicht enthalten: die Möglichkeit, gegen Dopingsünder zu protestieren. In Schwimmerkreisen ist der Chinese eine Persona non grata. Der Franzose Camille Lacourt etwa sagte, Sun „pinkle lila“.
In China konnten die Skandale Suns Popularität nichts anhaben. Auch deshalb setzt sich die Fina, bekannt für einen laxen Umgang mit dem Thema Doping, so vehement für Sun ein. Für sie ist der dreimalige Olympiasieger einer der wichtigsten Markenbotschafter auf dem chinesischen Markt.
Sun selbst rechnet fest mit einem Freispruch und lässt keine Gelegenheit aus, darauf hinzuweisen, wie hart er für seine dritten Olympischen Spiele trainiert. Die finden im Sommer in Tokio statt. Möglicherweise gelangt der Cas vorher noch zu einem Urteil.
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