Skandal im südamerikanischen Fußball: Frauen gewinnen – Männer kassieren
Das nächste Image-Fiasko für die südamerikanische Champions League: Das siegreiche Frauenteam von Atletico Huila darf das Preisgeld nicht behalten.
Am Sonntag (20.30 Uhr) steigt in Madrid das Final-Rückspiel der Copa Libertadores der Männer zwischen den beiden prestigeträchtigsten Traditionsvereinen aus Buenos Aires, Boca Juniors und River Plate. Dass überhaupt die spanische Hauptstadt als Austragungsort des historischen Aufeinandertreffens auserkoren wurde, lag an den schwerwiegenden Ausschreitungen vor dem ursprünglich geplanten Termin am 24. November. Fans von River Plate attackierten den Bus der verhassten Lokalrivalen und verletzten dabei Spieler, die sogar vereinzelt ins Krankenhaus mussten. Ein Skandal, der Südamerika und die ganze Sport-Welt erschütterte.
Ein historischer Triumph – die Ernüchterung folgt auf den Fuß
Jetzt das nächste Image-Fiasko für die Kontinentalmeisterschaft und deren Organisator, den südamerikanischen Fußballverband Conmebol – diesmal jedoch im parallel ausgetragenen Finale der Frauen. Hier krönten sich die Fußballerinnen des kolumbianischen Klubs Atlético Huila nach einem 5:3-Sieg im Elfmeterschießen gegen den FC Santos aus Brasilien anfangs der Woche zur besten Mannschaft des Kontinents. Ein historischer Triumph, schließlich hatte noch nie ein Team aus Kolumbien den Titel für sich entscheiden können. Entsprechend groß war die Freude der Spielerinnen auf dem Platz – doch die Ernüchterung folgte auf den Fuß.
55.000 Dollar Siegprämie der Frauen von Atletico Huila gehen an die Männermannschaft
Denn was Kapitänin Yoreli Rincón in einem Video auf Twitter mitteilte, ist ein Schlag ins Gesicht des ganzen Frauenfußballs: „Als Champions haben wir 55.000 Dollar gewonnen – Geld, das wir leider nie erhalten werden, da es direkt an die Männer-Mannschaft geht“, erklärte die 25-Jährige. „Man sagt, dass Frauen-Fußball kein Geld bringt. Doch, das tut er schon – bloß kommt es nicht bei uns an.“ Kurios: Männer- und Frauenmannschaft haben bei Atlético Huila verschiedene Präsidenten – die eigentliche Siegprämie von 55.000 Dollar geht also an die Männer, die in der kolumbianischen ersten Liga derzeit den 17. Rang belegen. Unterdessen bekommen die Frauen aus der Tasche ihres Präsidenten eine separate, vermutlich geringere Entlohnung. Was den Frauen sonst bleibt, ist die Trophäe selbst. Rincón: „Schade, aber so ist Frauenfußball.“
Spielerinnen von Atletico Huila müssen am Flughafen übernachten
Doch damit nicht genug: Wegen einer Fehlplanung des kolumbianischen Fußballverbands und der Conmebol musste die Mannschaft auf der Heimreise am Flughafen in Bogotá übernachten. Aus Protest legten sich die frisch gekürten Copa Libertadores-Siegerinnen kurzerhand auf den Boden des Flughafens, um dort zu schlafen – eine Aktion, die vor allem in den sozialen Medien wirkte und für Empörung sorgte.
Huilas Bürgermeister hat knapp eineinhalb Stunden Verspätung
Nach der Ankunft in Huila fuhren die Frauen durch die gefüllten Straßen der Stadt, um ihren Pokal zu präsentieren. Dabei prangte auf der Vorderseite des kleinen Busses die klare Forderung: „Wir brauchen ein Stadion.“ Mit dieser Forderung wollten sie auch bei Huilas Bürgermeister Rodrigo Armando Lara vorstellig werden, der die Fußballerinnen zum Empfang geladen hatte – nur, um sie dann knapp eineinhalb Stunden warten zu lassen. Immerhin versprach der Bürgermeister den Frauen nach seinem Eintreffen, sich um ein eigenes Stadion zu bemühen.
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