Ski-Rebell Miller: Der verlorene Sohn kehrt zurück
Los Angeles (dpa) - Ski-Rebell Bode Miller geht auf Schmusekurs. Der zweimalige Gesamtweltcupsieger setzt seine Karriere wie erwartet fort und will nach zweijähriger Solo-Tour in der Olympia-Saison als "Teamleader" der amerikanischen Mannschaft Erfolge feiern.
"Ich bin glücklich, dass ich zurück im Team und zurück bei den Jungs bin. Wir hatten gemeinsam viel Erfolg. Ich freue mich darauf, vom großartigen Programm des Teams profitieren zu können", sagte der 31-Jährige viereinhalb Monate vor den Winterspielen in Vancouver. "Das ist eine Chance für mich, die besten Rennen meines Lebens zu fahren."
Auf einer Pressekonferenz in Los Angeles ließ der viermalige Weltmeister aber offen, wann er in den alpinen Ski-Weltcup zurückkehrt. Ein Start beim Saison-Opening am 25. Oktober im österreichischen Sölden ist unwahrscheinlich, vermutlich wird Miller erst bei den Rennen im amerikanischen Beaver Creek (2. bis 6. Dezember) die Qualifikation für Vancouver in Angriff nehmen. Noch sei er "weit entfernt" von seiner Topform, betonte der 31-fache Gewinner von Weltcup-Rennen, für den nun ein sechswöchiges Trainingsprogramm mit dem US-Team beginnt. "Bode ist ein großartiger Athlet, er wird jeden Fahrer im Team zum persönlichen Limit und zu besseren Leistungen pushen", sagte Chefcoach Sasha Rearick und setzt auf Miller als einen "Teamleader".
Miller will sich bei den Spielen in Kanada seinen großen Traum von der ersten olympischen Goldmedaille erfüllen. In Salt Lake 2002 holte er zweimal Silber. In Turin 2006 wurde er zwar in der Disco, aber nicht auf dem Siegerpodest gesehen. Nach der Saison 2006/2007 hatte sich der Ausnahme-Könner wegen zahlreicher Querelen vom US-Verband losgesagt und war mit seinem eigenen und von ihm finanzierten "Team America" von Weltcupstation zu Weltcupstation getourt - meistens im Wohnmobil.
Die vergangene Saison hatte Miller nach der verpatzten WM im Februar in Val d'Isère vorzeitig beendet. Dort brachte er bei drei Ausscheidern nur einen achten und einen zwölften Platz zustande. "Du widmest dein ganzes Leben irgendetwas und wenn dieses irgendetwas plötzlich nicht mehr da ist, bleibt ein riesiges Loch - besonders, wenn es meine Art der Selbstdarstellung ist", blickte der Allrounder auf die kurze Verschnaufpause zurück. Statt auf der Piste, verbrachte der erfolgreichste amerikanische Skirennfahrer Zeit mit seiner einjährigen Tochter, deren Existenz bis dahin nicht bekannt war.
Ein Telefonat im Sommer mit Rearick brachte den Exzentriker letztlich zurück auf die Bretter. "Wir haben viel über Herz gesprochen, über unglaublichen Stolz und unstillbare Arbeitsmoral. Solange Bode alles macht, was er machen muss, um zum Team zu gehören, halte ich an ihm fest", betonte der Chefcoach. Extra-Würste wird es für Miller keine geben. Dieser gehöre zum A-Nationalteam und müsse sich genauso wie alle anderen Athleten für die Winterspiele qualifizieren, so Rearick. Nominiert wird das Olympia-Team am 26. Januar. Miller kündigte nach den Unstimmigkeiten der Vergangenheit seinen Beitrag für eine erfolgreiche Zukunft an. "Meine Taten werden lauter sein, als es jede Entschuldigung jemals sein kann."
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