Spektakel, Tor kaputt und Spielabbruch
Der ehemalige Gladbacher Torjäger Herbert Laumen stand im Mittelpunkt, als im Jahr 1971 in der Partie zwischen den Borussen und Werder Bremen das Tor in sich zusammenstürzte
In den 70er Jahren spielten Borussia Mönchengladbach und die Bayern die Meisterschaft fast immer unter sich aus. Die Duelle zwischen den beiden Teams wurden zu Klassikern. 1970 feierten die Fans am legendären Bökelberg die erste Meisterschaft, Trainer Hennes Weisweiler und seine Schützlinge wie Günter Netzer, Berti Vogts oder Jupp Heynckes gaben mit ihrem schnellen, geradlinigen Tempofußball die Richtung in der Bundesliga vor und zogen bundesweit immer mehr Anhänger in ihren Bann.
Eine Saison später waren die Westdeutschen auf dem besten Weg, den Titel zu verteidigen, als sich am 3. April 1971 in der Partie zwischen den Borussen und Werder Bremen Seltsames ereignete. Doch der Reihe nach. Alles begann mit einem Freistoß von Günter Netzer. Der Ball flog hoch in den Strafraum der Bremer Mannschaft. Offensivspieler Herbert Laumen, 75, erinnert sich Jahrzehnte später: „Werder-Torwart Günter Bernhard fing ihn ab, ich aber hatte so viel Schwung drauf, dass ich ins Netz flog. Ich sah, wie das Tor brach, bin dann in Deckung gegangen und lag schließlich wie ein Fisch im Netz. In der Nordkurve gab es daraufhin ein Riesengelächter. Das war ein Spektakel.“ Ein Spektakel, das im Spielabbruch endete. Die Gladbacher konnten das Tor weder wieder aufrichten, noch schnell ein neues besorgen.
Herbert Laumen war 27 Jahre alt, als er einen außergewöhnlichen „Spitznamen“ verpasst bekam. Seit jenem Tag im April 1971 nennen ihn viele in seiner Heimatstadt nur noch „Pfostenbruch“.
Laumen hat sich damit abgefunden, dass er oft nur auf wenige Sekunden seiner an Ereignissen reichen Karriere reduziert wird. „Auch meine 121 Tore in 267 Bundesligaspielen sind ja nicht schlecht, das schaffen heute nur wenige“, sagt er zwar, „aber der Pfostenbruch bleibt immer legendär.“
Der zweifache Nationalspieler, der später zu Werder Bremen wechselte und auch für den 1. FC Kaiserslautern kickte, hat etwas Nachhaltiges bewirkt, die bundesdeutschen Sportgerätehersteller hatten Hochkonjunktur vor sich. Denn auf Fußballplätzen rüsteten die Vereine von Holz- auf Aluminiumtore um. Der nächste Schock für die Borussen folgte allerdings wenige Wochen später.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wertete die Partie 2:0 für Bremen, weshalb plötzlich die Bayern in der Tabelle führten. Beim Abbruch in der 88. Minute hatte es 1:1 gestanden. Erst am letzten Spieltag sicherten sich die Borussen durch ein 4:1 in Frankfurt den Meistertitel.
Übrigens: In Laumens Karriere spielte auch Augsburg eine bedeutende Rolle. Der Stürmer erzielte am 16. September 1970 beim 6:0 gegen den zyprischen Meister EPA Larnaca Gladbachs erstes Tor im Europapokal der Landesmeister (Champions League) – vor 16000 Besuchern im Rosenaustadion. Der deutsche Meister hatte Larnaca das Heimrecht abgekauft, das Rückspiel am Bökelberg gewannen die Borussen mit 10:0.
Der gebrochene Pfosten liegt inzwischen im Borussen-Museum, gleich neben den Pokalen und Meisterschaftsschalen.
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