Stefan Bradl ist fit für die Premiere
Ein verhafteter Teamchef, dazu ein Kahnbeinbruch - die vergangenen Wochen waren schwierig für Stefan Bradl. Jetzt hat er ein neues Team - und steht gleich unter Druck.
Turbulente Sommertage erlebte zuletzt Stefan Bradl. Zunächst wurde sein Yamaha-Teamchef verhaftet, dann kündigte der 25-jährige Motorrad-Pilot seinen Vertrag, weil das Team aus finanziellen Gründen nicht in Indianapolis starten konnte. Vor wenigen Tagen folgte der Wechsel zu Aprilia.
"Das war schon eine heftige Zeit für mich. Man glaubt nicht, wie viel Büroarbeit dahinter steckt." Denn sein neues Team wollte den Fahrer aus Zahling im Landkreis Aichach-Friedberg erst unter Vertrag nehmen, sobald die Freigabe von Yamaha eingetroffen war. Der Umstieg mitten in der Saison ist eine Herausforderung. Alle ist neu: die Maschine, sein spanischer Fahrerkollege Alvaro Bautista, Teamchef Fausto Gresini und die Garagencrew. "Für mich ist es ein Sprung ins kalte Wasser. Aber ich bin froh, dass der Wechsel so schnell geklappt hat."
Für Bradl ist der Um- ein Aufstieg, denn Aprilia geht mit Werksunterstützung aus Mailand an den Start. Die italienische Traditionsmarke kehrt in 2015 nach zehn Jahren Pause in die Königsklasse MotoGP zurück. Aprilia wollte Bradl bereits vor einem Jahr verpflichten, doch der einzige deutsche MotoGP-Fahrer entschied sich für Yamaha.
Aprilla noch hinter den anderen Werksteams
Als die Italiener sich zur Saisonmitte von ihrem Stammpiloten Marco Melandri trennten und zuletzt am Sachsenring mit einem Testfahrer starteten, fanden beiden Seiten jetzt zusammen. Mit den anderen Werksteams von Honda, Yamaha oder Ducati kann Aprilia noch nicht mithalten. Alvaro Bautista fuhr mit der unterlegenen RS-GP bislang 13 WM-Punkte ein. Bradl sammelte neun Zähler mit der Forward Yamaha. Das Ziel des 25-Jährigen für sein erstes Rennen am Sonntag in Indianapolis (Start MotoGP: 20 Uhr/live in Eurosport2): sich mit dem neuen Motorrad, den Mechanikern und Ingenieuren vertraut machen. "In zwei bis drei Rennen will ich an den Leistungen von Bautista dran sein."
Der Kahnbeinbruch behindert ihn kaum noch, Liegestütze und Rennradfahren gingen bereits schmerzfrei: "Ich bin fast wieder bei 100 Prozent." Ausnahmsweise begleitet ihn sein Vater Helmut, der Vize-Weltmeister von 1991, als persönlicher Coach. Der Sohn will sich auch mit dem Vater beraten, denn in den kommenden zwei Wochen werden die Verträge für 2016 gemacht. Eine Vertragsverlängerung auf der Werks-Aprilia ist die erste Option.
Unter Druck steht Bradl junior allerdings von Beginn an. Sein Vorgänger Melandri musste gehen, weil er in acht Rennen keinen einzigen WM-Punkt einfuhr.
Die Diskussion ist geschlossen.