Christian Streich beschäftigt sich mit der Zeit nach seiner Trainer-Karriere. Dabei spielen Wünsche eine Rolle, über die Klinsmann und Löw nur lächeln können.
Die Rente ist das Sehnsuchtsziel der arbeitenden Bevölkerung. Der Ruhestand wird nicht etwa gleichgesetzt mit immer morscher werdenden Knochen und ums Erbe feilschender Kinder, sondern mit der Freiheit, endlich tun zu können, woran einen zuvor die Fesseln einer Festanstellung gehindert haben. Frühstücken um 11 Uhr, Mandarin lernen, urlauben im November – verrückte Sachen eben.
Bundesligatrainer bilden dabei keine Ausnahme. Unlängst gewährte Freiburgs Christian Streich einen Einblick in seine Zukunftsplanung. Streich ist 55 Jahre alt. Unvorstellbar, dass er mal einen anderen Verein als die mit ihm verwobenen Breisgauer trainiert. Die Frühverrentung ist nur eine Entlassung entfernt.
Bratlinge statt Gold-Steaks: Die Freiburger Definition von Luxus
Wenn ihn irgendwann nicht mehr Partien gegen Augsburg oder Dortmund an der selbstständigen Zeiteinteilung hindern, will er unbekanntes Terrain erkunden, verriet er der Sportbild:"Ich hoffe, dass ich noch so eine große Mobilität habe, dass ich sagen kann: ,So, ich hocke mich jetzt auf das Fahrrad, es ist egal, wie lange ich brauche, also fahre ich nach Marokko.‘ Als Beispiel, vielleicht auch in den Norden." Ob Malmö oder Marrakesch, Hauptsache Freiheit.
Mögen für andere in Dubai verzehrte Goldsteaks der Inbegriff des Luxus sein, sind es für Streich Karotten-Sellerie-Bratlinge im abgewetzten Studentenrucksack auf dem Weg durch deutsche Landen. Weiterer Wunsch des Trainers: einmal Angela Merkel treffen.
Jogi Löw ist der geeignete Mann für Donau-Kreuzfahrten
Es sind Wünsche des kleinen Mannes. Wünsche, über die Joachim Löw und Jürgen Klinsmann nur milde lächeln können. Der ehemalige Hertha-Aufsichtsrats-trainer ist erfahren darin, das Leben eines Rentners in Kalifornien zu führen. Teilt sich seinen Tag ein, wie es ihm gefällt. Hier mal eine Nationalmannschaft betreuen, da mal einen Klub der Lächerlichkeit preisgeben. Treffen mit Merkel? Nur, weil sie darum bat, ihm irgendein Verdienstkreuz verleihen zu dürfen.
Nachfolger Jogi hat ein zwangloseres Verhältnis zur Bundeskanzlerin. Sie begleitet ihn dann und wann auch zu Auswärtsreisen. Ihre schönste Zeit hatte das Pärchen vor sechs Jahren in Rio. An exotischere Orte aber wie Kasan oder Klagenfurt musste der Bundestrainer ohne die Kanzlerin zurechtkommen. Und das mit einem Haufen halbstarker Millionäre. Wer das geschafft hat, den schreckt der Gedanke nicht, sich im Alter ein paar Euro als Reiseleiter auf Donau-Kreuzfahrten zu verdienen.
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