Trainingsstunde bei der Weltmeisterin
Simone Blum lädt Para-Reiter vor dem Turnier in München zu sich nach Hause ein und gibt letzte Tipps. Im Großen Preis wird sie mit ihrem Top-Pferd Alice starten
Springreiter Christian Feigl war verzaubert von seiner ersten Unterrichtsstunde bei Weltmeisterin Simone Blum. „Sie hat mir gute Tipps gegeben, wenn ich zu groß an den Sprung herankam. Ich kann für mich persönlich viel mitnehmen“, schwärmte der 38-Jährige, der seit seiner Geburt durch Lähmungen im rechten Unterschenkel und der rechten Hand in seiner Feinmotorik eingeschränkt ist. Doch nie hat ihn das daran gehindert, seine große Leidenschaft, das Reiten, auszuüben. Mittlerweile gehört er zu den organisierten deutschen Para-Springreitern, die erstmals am Messeturnier Pferd International in München teilnehmen. „In Deutschland steckt der Para-Springsport leider noch in den Kinderschuhen“, bedauert Feigl. Deshalb war er 2013 auch Gründungsmitglied der „Interessengemeinschaft Springreiten für Menschen mit Handicap“.
Wenn der gebürtige Starnberger auf dem Schimmel Velvet im flotten Tempo durch den Parcours galoppiert und über die Hindernisse springt, lässt sich Feigls Behinderung nur anhand der speziellen rahmenlosen Klick-Steigbügel erahnen. Die Bügel sind aus Sicherheitsgründen so konzipiert, dass sie sich jederzeit lösen können. Eine andere Reiterin mit Arm-Spastik nutzt spezielle Schleifen in den Zügeln, um ihr Pferd über die Hindernisse lenken zu können. Alle Para-Springreiter, die an diesem Tag mit Simone Blum trainierten, eint der Wille, sich trotz ihres Handicaps in Harmonie mit dem Pferd sportlich zu messen. Auch für die Weltmeisterin, die die Gruppe Para-Springreiter im Vorfeld des Münchner Turniers zu einer Trainingseinheit auf die familieneigene Anlage Gut Eichenhof in Zolling (Landkreis Freising) geladen hatte, war das eine neue Erfahrung. „Sie wollten auf keinen Fall eine spezielle Behandlung. Ich sollte mit ihnen trainieren wie mit all meinen Schülern“, berichtet die Profi-Reiterin, die mit dem Gewinn des Weltmeistertitels im vergangenen Jahr zum Shooting-Star der internationalen Springsport-Szene geworden ist. Mit der ihr nun zuteil werdenden öffentlichen Aufmerksamkeit will Blum auch den Springreitern mit Handicap mehr Präsenz in den Medien verschaffen. Denn während sich die Para-Dressur schon länger etabliert hat, ist der Para-Springsport noch eine recht unbekannte Disziplin. Das zu ändern hat sich Christian Feigl zur Aufgabe gemacht. Entsprechend glücklich war er über die Trainingseinheit bei Simone Blum, mit der sie ihm und seinen Kollegen den letzten Schliff gab für den Start am Freitag (13.30 Uhr) beim großen Turnier in der Landeshauptstadt, das noch bis Sonntag auf der Olympia-Anlage in München-Riem stattfindet. Simone Blum selbst wird ebenfalls dort reiten und ihrem „Heimpublikum“ neben ihren Nachwuchspferden Con Touch und Cool Hill auch ihre Weltmeister-Stute Alice am Sonntag im Großen Preis präsentieren. „Das hat jetzt ganz gut in unseren Turnierkalender gepasst und dient als Vorbereitung auf den Nationenpreis in Polen in drei Wochen“, erzählte Simone Blum bei der im eigenen Stall ausgetragenen Pressekonferenz – nur ein paar Meter entfernt von der Box, in der Alice genüsslich ihr Heu fraß. Die Ortswahl kam nicht von ungefähr, schließlich ist Vater Jürgen Blum auch Veranstaltungsleiter für das größte Turnier Bayerns.
Und er hatte jede Menge Interessantes zu berichten, denn besonders in der Dressur haben sich für die 16 Prüfungen hochklassige Paare angekündigt. So ist erstmals das komplette A-Kader-Trio der deutschen Dressurdamen am Start – Isabell Werth, Dorothee Schneider und Jessica von Bredow-Werndl. Allein in der Grand-Prix-Kür am Sonntag geht es um 50000 Euro Preisgeld.
(Tickets, Teilnehmer und Zeitpläne) unter
www.pferdinternational.de
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