Trotz Steffen-Absage: Schwimmer mit hohem EM-Ziel
Budapest (dpa) - Vor vier Jahren ging in Budapest erstmals Britta Steffens Stern auf, doch auch ohne die verletzte Doppel-Olympiasiegerin sollen Deutschlands Schwimmer in Europa oben bleiben. Mit 21 Medaillen plant die Verbandsspitze für die EM in Ungarns Hauptstadt vom 4. bis 15. August.
"Der Ausfall von Britta kostet uns sicherlich drei bis vier Medaillen, da muss der Rest des Teams in die Bresche springen", fordert der Direktor Leistungssport, Lutz Buschkow, vom insgesamt 44-köpfigen Kader. Neben Doppel-Weltmeister Paul Biedermann (Halle/Saale) könnten Schmetterlings-Weltrekordler Steffen Deibler (Hamburg) und Rücken-Vizeweltmeisterin Daniela Samulski (Essen) sowie die Staffeln für die erhofften elf Becken-Medaillen sorgen.
Biedermann muss sich allerdings harter Konkurrenz gerade über die 400 Meter Freistil erwehren. Gleich zwei Franzosen liegen in der Jahresbestenliste vor dem 23-Jährigen. Über 200 Meter hingegen war im neuen Textil-Anzug, der das Ende der Weltrekord-Flut markiert, keiner schneller als der Olympia-Fünfte.
"Als Weltmeister springt man nicht ins Wasser, um bei einer EM um Bronze zu kämpfen", sagt Biedermann. Der Titelverteidiger hat gerade über die lange Mittelstrecke mit der Umstellung nach dem Verbot der High-Tech-Ganzkörperanzüge zu kämpfen. Die bei allen Schwimmern notwendige Gewichtsabnahme geht teils zulasten der Spritzigkeit. Biedermann-Freundin Britta Steffen wird ihrem Lebensgefährten wohl von der Tribüne aus die Daumen drücken.
Den Auftakt zur Medaillenhatz in 61 Entscheidungen, die etwa 1500 Athleten aus 44 Ländern angehen, bestreiten am 4. August die Langstreckler. Im Plattensee hat Rekord-Weltmeister Thomas Lurz (Würzburg) Siegchancen über 5 und 10 Kilometer. Anders als bei der WM im Juli in Roberval (Kanada) sollte das Wasser in der "Badewanne" Balaton warm genug sein. Neben Lurz könnten auch Weltmeisterin Angela Maurer (Mainz) und der neue Teamwettbewerb zu den angestrebten drei deutschen Medaillen am Plattensee beitragen.
Wie die Beckenschwimmer beginnen auch die Wasserspringer ihre Wettkämpfe erst am 9. August im Budapester Hajos-Alfred-Tamas-Szechy-Bad auf der Margareteninsel in der Donau. Das von Buschkow ausgegebene Ziel von sieben Medaillen scheint auf den ersten Blick hoch gegriffen, doch mussten sich die DSV-Springer im Vorjahr bei der medaillenlosen WM von Rom meist nur der Konkurrenz aus Übersee geschlagen geben. Insbesondere die Synchron-Duos springen in Budapest um den Sieg mit. Krasse Außenseiter sind hingegen die deutschen Synchronschwimmerinnen, die nur im Duett starten.
Schwimm-Bundestrainer Dirk Lange hofft auch auf den Nachwuchs, auch wenn sich bei den deutschen Meisterschaften vor einem Monat allein Silke Lippok (Pforzheim) aufdrängte. Die 16-Jährige holte zuletzt bei der Junioren-EM in Helsinki fünf Titel. "Die Fußballer haben es uns gezeigt, es geht auch mit jungen Leuten", sagt Lange.
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