
NBA und NHL versuchen, ihre Saison zu Ende zu bringen - trotz Corona


Unter absoluter Abschottung und mit täglichen Corona-Tests setzen die amerikanischen Superligen NHL und NBA ihre Saison fort. Klappt das?
In den USA dreht sich gerade alles, zumindest sportlich, um drei gigantische Blasen. In diesen versuchen zwei der wichtigsten Ligen des Landes, ihre Saison zu Ende zu bringen. Die Corona-Pandemie hatte den Spielbetrieb der Basketballer (NBA) und Eishockeyspieler (NHL) über Monate hinweg zum Erliegen gebracht. Jetzt hetzen die Superstars des US-Sports wieder Bällen und Pucks hinterher. Umgeben von Zäunen, Sicherheitspersonal und mithilfe ausgefuchster Hygienekonzepte, die dem Virus den Zutritt verwehren sollen. Hier wie dort basiert es auf dem Prinzip der Abkapselung. Spieler und Betreuer sollen möglichst keinen Kontakt zur Außenwelt haben.
Die NHL hat sich dafür mit den zwölf qualifizierten Mannschaften aus der Eastern Conference nach Toronto (Scotiabank Arena) und den ebenfalls zwölf der Western Conference nach Edmonton (Rogers Place) zurückgezogen. Kanada hatte angesichts der hohen Infektionszahlen in den USA die besseren Karten, als die Spielstätten ausgewählt wurden. In Edmonton sollen auch die beiden Conference Finals sowie das Stanley Cup Finale (22. September bis spätestens 4. Oktober) stattfinden.
Saison fortsetzen trotz Corona: NHL betreibt enormen Aufwand
Um ohne größere Komplikationen durchzukommen, betreibt die Liga einen enormen Aufwand. Weit über 200 Sicherheitsleute und sogenannte Hygienebeauftragte sollen verhindern, dass Spieler oder Funktionäre mit der Außenwelt in Verbindung kommen. Für die erfolgreichsten Teams kann das bedeuten, dass sie bis zum Finale knapp zweieinhalb Monate in der Blase leben. Nach den ersten beiden Wochen sind Teamausflüge erlaubt, zum Beispiel auf einen komplett gesperrten Golfplatz. Einzelpersonen dürfen die Blase nicht verlassen. Immerhin: Sobald die letzten vier Teams für das Halbfinale feststehen, dürfen die Freundinnen, Frauen und Familien der noch beteiligten Spieler eingeflogen werden.
Trotzdem bedeutet das alles einen sehr übersichtlichen Bewegungsradius. Kleiner Trost: Unmittelbar neben den Hotels und den beiden Arenen gibt es in den abgesperrten Bereichen zahlreiche Restaurants, Fitnessstudios, Konferenzräume für Teambesprechungen, Kinos, Spielerlounges oder Dachterrassen.
Offiziell wurden bislang nur zwei NHL-Spieler positiv auf Coronavirus getestet
So etwas wie Normalität herrscht dennoch nur auf dem Eis. Denn obwohl keine Zuschauer auf den Rängen sitzen, dröhnen aus den Lautsprechern Anfeuerungsrufe. Fällt ein Tor, werden die gewohnten Klänge des erfolgreichen Teams eingespielt. Da in den nordamerikanischen Arenen von den Rängen vorwiegend höflicher Beifall erklingt und keine Stimmung wie in europäischen Hallen herrscht, dürfte der akustische Unterschied für die Spieler nicht allzu groß sein. Um einen Corona-Ausbruch innerhalb der Blase zu verhindern, werden alle Insassen täglich auf Covid-19 getestet. Höchst intransparent wird allerdings mit den Ergebnissen verfahren. Offiziell wurden seit der Öffnung der Trainings-Camps der 24 Teams mit über 700 Spielern nur zwei positiv getestet und in Quarantäne geschickt. Klingt wenig, ist es auch. Dafür tauchte zuletzt eine neue Begrifflichkeit auf, die in ihrer Schwammigkeit breiten Raum für Spekulationen lässt: unfit to play. Das bedeutet übersetzt in etwa so viel wie „kann nicht spielen“. Warum? Wird nicht verraten. Von Muskelfaserriss bis Corona-Infektion kann das alles bedeuten.
Fans von Klubs der Deutschen Eishockey Liga (DEL) dürfte das an die dort verbreitete Angewohnheit der Presseabteilungen erinnern, die nur zwischen Oberkörper- und Unterkörperverletzungen unterscheiden. Hintergrund ist, dass dem Gegner keine Information über mögliche Schwachstellen des Spielers gegeben werden soll.
Ob sich hinter „unfit to play“ auch eine Infektion mit dem Virus verbergen könnte, ist nicht bekannt. Ebenso wenig, was passiert, sollten sich größere Teile einer Mannschaft infizieren.
NBA-Mannschaften haben sich in Disney World, Florida isoliert
Diese Frage ist auch in der NBA-Blase nicht beantwortet. 22 Mannschaften haben sich in Orlando/Florida in der Disney World isoliert. In dem riesigen Freizeitpark, der teilweise abgeriegelt wurde, herrschen noch strengere Regeln als bei den Kollegen der Eishockeyfraktion. Nahezu überall müssen Masken getragen werden, immer wieder finden Temperatur-Messungen statt, Bewegungsprotokolle werden erstellt. Dazu kommen natürlich regelmäßige Corona-Tests. Und es gibt eine Hotline, über die Verstöße anonym gemeldet werden können.
Spätestens am 13. Oktober soll der NBA-Meister feststehen. Er wird inmitten eines Corona-Hotspots ermittelt. In Florida grassiert das Virus seit Wochen. Rund 180 Millionen Dollar lässt es sich die Liga kosten, diese Realität auszublenden.
Lesen Sie dazu auch:
- Kein Alkohol, keine Gäste-Fans: So plant die DFL die Rückkehr in die Fußball-Stadien
- Endlich wieder Eishockey? Starttermin für die DEL-Saison steht fest
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.
Die Diskussion ist geschlossen.