Vom Winde verweht
Ulmer Ruderer bleiben ohne Medaillen
London Urs Käufer vom Ulmer Ruderclub hat mit Olympia keine guten Erfahrungen. Immer wieder Platz sechs. Vor vier Jahren in Peking schwächte eine Grippewelle den Vierer ohne mit dem 24-jährigen Studenten der Wirtschaftspsychologie, am Samstag wurden die Hoffnungen des Ulmers mit Wohnsitz in Dortmund vom Winde verweht. Er musste sich beim Sieg der britischen Gastgeber auf dem Dorney Lake mit dem letzten Platz im Finale begnügen.
Wegen der ungünstigen Bedingungen hatte der Weltverband am Samstagmorgen die Bahnen auf dem Eton College Rowing Centre nach den Halbfinalergebnissen neu verteilt. Käufer und seine Kollegen starteten auf der Bahn eins, die besonders anfällig war für den seitlichen Gegenwind. „Unsere Fahrer mussten unheimlich viel investieren, um überhaupt Kurs halten zu können“, bedauert Trainer Werner Nowak. „Das zermürbt auf die Dauer, ich kann den Jungs keinen Vorwurf machen.“
Käufer verdrückt sich erst einmal, um die Enttäuschung zu verdauen. „Das wird länger dauern, bis ich das verarbeitet habe“, gibt er zu. Gold für Großbritannien, okay. Silber an Australien, in Ordnung. Die beiden Mannschaften hatten bereits in den Vorrunden dominiert. „Den Bronzemedaillengewinner USA dagegen hatten wir im Halbfinale auf Schlagweite, so aber waren wir chancenlos.“
Unterschiedliche Bedingungen
Die Ungewissheit nagt an Käufer. Was wäre gewesen, wenn die Bedingungen für alle Boote gleich gewesen wären? Diese Frage wird ihn noch länger beschäftigen. „Irgendwie wird es mit dem Rudern schon weitergehen. Aber ob ich noch einmal vier Jahre bis Rio 2016 auf mich nehme, weiß ich noch nicht.“ Käufer muss sich auch entscheiden, wie es in seinem Studium weitergeht. Demnächst hat er seinen Bachelorabschluss, ein Masters-Aufbaustudium wäre eine Möglichkeit.
Wie dem Vierer ergeht es an diesem Tag auch den anderen Booten auf den Bahnen eins und zwei. Fächerartig verteilen sich die Teams über den See. „Ernüchternd“ nennt die Ulmerin Lena Müller das Ergebnis im Leichtgewichts-Doppelzweier mit Anja Noske aus Saarbrücken. Die 25-jährige Lehramtsstudentin der Uni Augsburg (Sport und Biologie) erfuhr rund 90 Minuten vor ihrem Start von der neuen Situation und wollte mit einer Art „Jetzt-erst-recht-Mentalität“ dem Wind begegnen.
Bahn eins heißt an diesem Tag jedoch viel Aufwand, wenig Ertrag. Gold gewinnt wieder Großbritannien, Noske/Müller haben über 12 Sekunden Rückstand. Wie hat Vierer-Trainer Werner Nowak gesagt? „Fair ist was anderes.“
Die Diskussion ist geschlossen.