Warum der Erfolg der Isländer wenig überraschend kommt
Nach der EM in Frankreich haben sich die Nordeuropäer für das nächste große Turnier qualifiziert. Und das als Gruppenerster. Die Gründe dafür liegen auf der Hand.
Die isländischen Fußballer werden bei der Weltmeisterschaft in Russland dabei sein. Die Auswahl des kleinen Völkchens hat sich für das Turnier im kommenden Jahr qualifiziert. Eine Sensation? Vielleicht sogar ein Wunder? Wir erklären - nicht ganz bierernst-, warum der Erfolg von Finnbogason und Co. erwartbar war.
Die Insel
Wer auf einer Insel lebt, hat optimale Voraussetzungen bei der Talentsuche. Die Scouts müssen nicht ewig lange Strecken zurücklegen, um den Nachwuchs zu beäugen. Stattdessen können sie die Kicker in einem Leistungszentrum versammeln, sie dort fordern und fördern. Umgeben von Wasser können sich die Fußballer auf das Wesentliche konzentrieren. Noch dazu besiedeln rund 60 Prozent der Isländer die Hauptstadtregion von Reykjavík. Im Wortsinn ein "Stützpunkttraining".
Das Wetter
Island liegt in der Nähe des nördlichen Polarkreises, als Ziel für einen Strandurlaub also nicht wirklich geeignet. Die Insel ist rau und ursprünglich. Im Sommer beträgt die Durchschnittstemperatur rund 13 Grad. Das härtet die Inselbewohner ab. Wer Winden, Schnee, Eis und Kälte trotzt, der ist selbstverständlich gestählt genug, um sich mit den besten Mannschaften der Welt im Fußball zu messen.
Die Bevölkerungszahl
Island ist das am dünnsten besiedelte Land Europas. Rund 340.000 Menschen leben dort. Nun ließe sich argumentieren, dass das ein riesiges Problem ist. So wenig Leute, da muss schon viel zusammenkommen, damit die Söhne derart ausgezeichnet kicken können. Wahrscheinlichkeit und so. Aber: Das Ganze lässt sich auch in die andere Richtung drehen. Aus hunderttausenden Talenten und Spielern die richtigen für die Nationalmannschaft auszuwählen, kann ziemlich anstrengend und zermürbend sein. Islands Nationaltrainer Heimir Hallgrímsson hat hingegen keine Qual der Wahl.
Die Langeweile
Auf der Insel fehlt der Platz, um weitläufige Vergnügungsparks oder Abenteuerschwimmbäder hinzustellen. Ausflüge zu machen erschöpft sich ebenso innerhalb kurzer Zeit. Der Isländer braucht nicht lange, um Geysire, Hügel und Vulkane zu erforschen. Damit bei ihm keine Langeweile aufkommt, sucht sich der Isländer Abwechslung im - genau - Sport. Genauer noch: im Ballsport. Der Erfolg der Hand- und Fußballer kommt also nicht von ungefähr, er ist vielmehr eine logische Folge von gesunder Freizeitgestaltung.
Die Fans
Das "Huh" und das rhythmische Klatschen klingen noch in den Ohren. Während der Europameisterschaft in Frankreich sorgten die isländischen Anhänger für Gänsehautmomente. Auch andere Nationen ließen sich davon anstecken. Was wiederum bei den Isländern nicht so gut ankam, niemand lässt sich gerne kopieren. Man kann davon ausgehen, dass die halbe Insel die Nationalmannschaft nach Russland begleiten wird. Ränge werden sich blau färben und das "Huh" wird durch die Arenen wehen.
Das Feiern
Die Isländer feiern gerne Partys. Am besten mit der gesamten Bevölkerung vor Bühnen und großen Leinwänden. Doch für die Feiern im großen Stil benötigt man einen Anlass. Und genau auf diesen arbeiten die Isländer hin. Nun könnte man sich darüber freuen, dass Alfredson oder Gunnarson einen Monsterfisch aus dem Meer gezogen haben. Noch schöner allerdings sind die Jubelfeiern im Anschluss an Erfolge der Fußballer. Da geht dem Isländer das Herz auf. Entsprechend feierten die Skandinavier Dienstagnacht nach der erfolgreichen WM-Qualifikation bis in die Morgenstunden auf den Straßen Reykjavíks. joga
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