Was geht es weiter mit dem deutschen Eishockey-Team?
Die WM-Bilanz fällt durchwachsen aus. Vor allem die 0:10-Klatsche gegen Kanada bleibt in Erinnerung. Die Tage des Bundestrainers scheinen gezählt, ein Nachfolger steht schon bereit.
Nicht nur wegen seiner Statistik ist ein Füssener der beste deutsche Eishockeyspieler. Teamkapitän Michael Wolf führt mit vier Toren und einer Vorlage die teaminterne Wertung an. Auch im gestrigen Schlussspiel gegen Österreich (2:3 n. Penaltyschießen) traf der Außen. Aber nicht jeder WM-Teilnehmer hat sich ein Foto verdient, wie es Model Heidi Klum in ihrer Castingshow formuliert. Die deutsche Bilanz der Titelkämpfe in Prag:
Die Mannschaft: Nach über 20 Absagen aus der Not heraus zusammengewürfelt, hat sich die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes mit einer Ausnahme – das 0:10-Debakel gegen Kanada – passabel verkauft. „Das können wir mal streichen“, wünschte sich Bundestrainer Pat Cortina. Überdurchschnittlich spielten die beiden Torhüter Dennis Endras vom deutschen Meister Mannheim und der Ingolstädter Timo Pielmeier. Endras zog gestern die WM-Bilanz: „Unser Start war ein bisschen holprig, aber danach haben wir uns gefangen und haben den Großen wie Tschechien und Schweden das Leben schwer gemacht.“ Doch zufrieden ist er nicht: „Wir wollten alle ins Viertelfinale, das hätten wir auch schaffen können, aber leider hat das nicht geklappt.“
Der Trainer: Adieu Pat Cortina, willkommen zurück Uwe Krupp – so ist es offenbar längst beschlossene Sache. DEB-Präsident Franz Reindl sagt zwar, dass nach der WM die dreijährige Amtszeit von Pat Cortina bewertet und dann entschieden wird. Aber spätestens nach der verpassten Olympia-Qualifikation 2015 und WM-Platz 14 im gleichen Jahr in Minsk scheint klar, dass der von Reindl-Vorgänger Uwe Harnos eingestellte Italokanadier keine Zukunft beim DEB hat. Mit dem Berliner Klubtrainer und Stanley-Cup-Sieger Uwe Krupp schlägt der finanziell fast bankrotte Verband zwei Fliegen mit einer Klappe: Er spart sich Geld und bekommt Reindls Wunschkandidaten und engen Vertrauten. Reindl wünscht sich nach dem zum vierten Mal in Folge verpassten Viertelfinale: „Wir müssen die Spieler emotional wieder mehr ans Nationalteam binden, das ist in den letzten Jahren zu wenig geschehen.“ Patrick Reimer würde einen Trainer, der Deutsch spricht, begrüßen: „Das ist immer angenehm, aber es kann nicht das entscheidende Kriterium sein.“
Die Ergebnisse: Sieben Spiele, zwei Siege, fünf Niederlagen: Die Bilanz der selbst erklärten Best-of-seven-Serie fällt negativ aus. „Der Modus kommt eher den großen Eishockey-Nationen zugute. Qualität setzt sich durch. Früher konnten wir mit zwei Siegen am Anfang eher eine Sensation schaffen“, erklärt Verbandschef Reindl. Die ersten vier Teams jeder Gruppe stehen im Viertelfinale. Die endgültige Platzierung des deutschen Teams steht erst nach Abschluss der Vorrunde am heutigen Dienstag fest.
Die Zukunft: Im September 2016 steht für die DEB-Auswahl ein vielleicht noch wichtigeres Turnier als diese WM im Fokus: die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2018 im südkoreanischen Pyeongchang. Ort und Gegner stehen erst nach der WM fest. Deutschland kann sich in der Eishockey-Weltrangliste von 13 bestenfalls auf zwölf verbessern. Platz elf wäre jedoch mindestens nötig, um ein Turnier selbst ausrichten zu können. „Mit der Olympia-Quali steht viel Geld für die Nachwuchsarbeit auf dem Spiel“, sagt Verbandschef Reindl. Ist eine Sportart nicht mehr olympisch, dreht das Bundesinnenministerium allmählich den Geldhahn zu. Ein Scheitern wäre schlechte Werbung für die Eishockey-WM 2017, die Deutschland (Köln) zusammen mit Frankreich (Paris) ausrichtet.
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