Wer stoppt diesen Irrsinn?
Man kann das Konstrukt RB Leipzig kritisieren. Was die Dortmunder Fans veranstalteten, war aber schlicht Wahnsinn. Dem BVB droht nun eine empfindliche Strafe.
Sogenannte Fans haben es wieder einmal geschafft, dass ein Fußballspiel eigentlich nur noch eine Randnotiz wert ist. Denn es war beschämend, was sich ein Teil der angeblich "besten Fans der Welt" am späten Samstag in Dortmund leistete. Selbst Frauen und kleine Kinder, die ihre Mannschaft RB Leipzig begleitet hatten, mussten um ihr Leben fürchten.
Vor allem vor dem Stadion konnte man von bürgerkriegsähnlichen Zuständen sprechen. Wer stoppt den Irrsinn dieser hässlichen Fußball-Fratzen? Im Stadion selbst war es nicht viel besser. Einige der Banner inmitten der "gelben Wand" waren an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten. "Burnout-Ralle häng dich auf", war an Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick gerichtet, der aufgrund eines Erschöpfungssyndroms im Jahr 2011, als er Schalke trainierte, eine längere Auszeit nahm. "Pflasterschweine auf die Bullen" (gemeint RB Leipzig, Anm. d. Redaktion) und "Bullen schlachten" gehörten ebenfalls zum Repertoire der BVB-Anhänger. ( Leipzig fordert BVB-Führung nach Attacken zum Handeln auf )
Über den RB Leipzig kann und muss man sogar kontrovers diskutieren. Der Klub ist ein Konstrukt, der völlig gegen den Geist der 50+1-Regel zielt, die bestimmt, dass die sportlichen Interessen der Vereine vor den wirtschaftlichen der Investoren gewahrt bleiben. Andererseits bröckelt diese Regel wahrscheinlich schneller, als die meisten denken, und dann ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis der erste Investor aus China in der Bundesliga auftaucht. Auf welche Zustände muss man sich dann in den deutschen Bundesliga-Stadien gefasst machen?
Die Gefahr bleibt RB erhalten
Oder ist es ein Unterschied, ob ein Fußball-Klub von einem Investor aus Peking oder ob er von einem Dietrich Mateschitz aus der Steiermark mit Geld zugeschüttet wird?
Zunächst einmal hat der Sport Fußball in Dortmund aufgrund einiger Chaoten wieder einmal ein Spiel verloren und es wird nicht das letzte gewesen sein. Leipzig spielt in dieser Saison noch öfter auswärts. Die Gefahr bleibt. Wer auf wehrlose Kinder und Frauen losgeht, gehört ins Gefängnis und nicht in ein Stadion.
Aber Dortmund scheint ohnehin ein größeres Problem mit seinen Anhängern zu haben. Aufgrund einiger Vergehen, dabei handelt es sich um Zünden von Pyrotechnik, spielt der BVB bis 31. Mai 2017 auf Bewährung. Damit wird es wohl vorbei sein. Dem Klub droht jetzt eine empfindliche Strafe. Leidtragende sind wie immer die anständigen Fans, die das mit ausbaden, was einige Irre verbrochen haben.
Die Diskussion ist geschlossen.
Die Sicherheitskontrollen an den Einlässen müssen deutlich konsequenter durchgeführt werden, denn wie ist es nur immer wieder möglich, daß Bengalos (oder ein Bullenkopf!) eingeschmuggelt werden können, obwohl doch angeblich Ordner-Kontrollen stattfinden? Außerdem muß während des Spiels eine laufende visuelle Kontrolle stattfinden, welche Texte zur Schau gestellt werden (siehe auch Herrn Reuters Eingreifen beim Anti-Teigl-Transparent).
Und - last, but not least - endlich, endlich die Vereine zur Kasse bitten, was die Polizei-Einsätze angeht (Vorbild Hansestadt Bremen!). Die gesamte Steuerzahler-Gemeinschaft, egal ob Fußball-affin oder nicht und vor allem komplett gegen gewalttätige Aktionen, wird bisher dafür mit Abermillionen jährlich in eine Solidarhaftung genommen, die so einfach nicht mehr akzeptiert werden kann. Die Abermillionen aber, die die Vereine, DFL und DFB jährlich einnehmen, werden für die Polizei-Einsatzkosten nicht angetastet - warum?
Ich bin der gleichen Meinung wie Wolfgang S.:
Die Höhen der bisherigen Geldstrafen sind lächerlich und Stadion-Verbote werden immer wieder umgangen. Ein Heimspiel im leeren Stadion ist zwar eine finanzielle Einbuße, aber dadurch ist noch kein Klub gezwungen, sich mit dem schwierigen Teil seiner Fans auseinanderzusetzen. Erst wenn es auch sportlich so richtig weh tut - z. B. bei einem Punkte-Abzug - , werden die Vereine gezwungen, sich intensiv mit ihren vermeintlichen Fan-Konzepten auseinanderzusetzen. Und vielleicht überlegen dann auch die Klub-Verantwortlichen im Vorfeld erst noch einmal, bevor sie Parolen in die Welt setzen, die die sowieso schon hitzige Stimmung gänzlich zum Überkochen bringen.
So wies jetzt ist, kanns jedenfalls nicht mehr weiter gehen.
Wer diesen Irrsinn stoppen soll und wie - wer weiss das schon!
Aber einige Ansätze wären doch:
- der Kommerz und die Heroisierung, beides unabdingbar für das Anwerfen der Gelddruckmaschine erzeugt doch letztendlich diesen Irrsinn mit.
- die Überhöhung des Fan-Wesens - Choreo, Uniformierung, etc als wichtiger Bestandteil des Emotions-Events. Ich weiss, Adi Preissler und sein "wichtig ist aufm Platz" ist nur noch Nostalgie.
- innerhalb der Fangruppen werden Randalierer gedeckt. Leider auch - Dortmund dafür fast ein Paradebeispiel - Rechtsradikale und Neonazis, die den Fussball missbrauchen.
- Vereine (bzw. deren ausgegliederte Kapitalgesellschaften) und die DFL sind gefordert. Statt lächerlicher Geldstrafen hilft da m.E. nur eines: konsequent Punkteabzug einführen! Damit zwingt man die Vereine zwangläufig, alle rechtlichen Mittel auszuschöpfen, die über ein jämmerliches, weil nicht wirlich wirksames, Stadionverbot hinausgehen.