Wie ein Mozart in Israel Juden und Araber vereint
Der Ex-Profi Andreas Herzog trainiert die israelische Nationalmannschaft. Und hat in dieser Funktion einen kleinen Beitrag zur Völkerverständigung geleistet.
Wer nach dem Gutmütigen und Verträumten im Künstler sucht, wird bei Andreas Herzog fündig. Der Österreicher ist weder Maler noch Musiker aber die Art wie Herzog als Fußballer die Kugel mozartesk gestreichelt und dirigiert hat, war große Kunst bei deren Erschaffung er alles um sich herum vergessen hat.
So hat er in seinem Versunkensein als Spieler des FC Bayern auch nichts von jemen Gewitter bemerkt, das sich in seinem Rücken zusammen braute , als sich sein Teamkollege Oliver Kahn wie ein Berserker auf ihn gestürzt hatte, um ihn wachzurütteln. Jeder andere hätte die Faust geballt. Mozart trollte sich nur. Dabei war er wahrscheinlich gerade in eine geniale Spieleröffnung versunken gewesen. Den Blick nach innen und aufs große Ganze gerichtet.
Als Israel-Trainer stellte Herzog fünf Juden und sechs Araber auf
Wer das versteht, kann nachvollziehen, dass es Herzog als derzeitigem Trainer der israelischen Nationalmannschaft nicht aufgefallen ist, dass er vor kurzem fünf Juden und sechs Araber für eine EM-Qualifikationsspiel gegen Österreiche aufgeboten hatte.
In seiner Sicht waren es elf Fußballer. Mag draußen der Nahostkonflikt das Verhältnis von Juden und Arabern prägen, wenn der Ball ins Spiel kommt haben politische oder religiöse Auseinandersetzung in Herzogs Reich keinen Platz. Der Modellversuch für ein bisschen Frieden klingt romantisch-naiv. Aber Herzog meint es ernst. Wer den Fußball als Schlachtfeld für ideologischen und religiösen Fanatismus missbrauchen möchte, wird unter dem Österreicher nicht spielen. Dass sich der 50-Jährige trotz der angespannten Lage im Land eine solche Haltung leistet, ist bemerkenswert. Schließlich war der Sport in seiner Geschichte oft genug ein Opfer der Politik. Zahllose Male verbogen und missbraucht.
Herzogs Aufstellung war nicht nur völkerverbindend, sondern auch erfolgreich
Dass Herzogs pragmatische und erfreulich sorglose Art eine Nationalelf zusammenzustellen auch noch von Erfolg gekrönt ist, ist das Schlagobershäubchen auf Herzogs Weg. Obwohl österreichischer Rekordnationalspieler und langjähriger Kapitän hat ihn der heimische Fußball-Verband immer nur mit Assistentenstellen abgespeist. Für den Chefposten schien ihnen ein Träumer ungeeignet. Inzwischen hat der Mozart mit seinen sechs Juden und fünf Arabern die Ösis ans Tabellenende der Qualifikations-Gruppe geschossen – und nebenbei vielleicht noch einen kleinen Beitrag zum Frieden in Nahost geleistet.
Die Diskussion ist geschlossen.